VC Magazin: Sie haben bereits einige lukrative Beteiligungen an erfolgreichen Start-ups gehalten. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis? Woran erkennen Sie eine vielversprechende Geschäftsidee?
Hommels: Mir hilft da die Erfahrung. Ich habe mit Internetinvestments einen relativ engen Fokus, und da baut man über die Jahre hinweg eben einiges Fachwissen auf. Man kann auch sagen: Man mutiert zum Fachidioten. Da hat man dann natürlich schon vieles gesehen, bestimmte Muster wiederholen sich. Aber natürlich muss man auch immer viel Glück haben. Das Quäntchen Glück macht bei mir sicher 50% der Erfolge aus.
VC Magazin: Welche Trends werden Ihrer Meinung nach die Internet-Start-up-Szene in den kommenden Jahren prägen?
Hommels: Im Bereich Devices wird noch viel passieren. Beispielsweise werden viele Anwendungen vom Web auf mobile Geräte und internettaugliche TV abwandern. Wie stark diese Entwicklung sein wird, können wir heute noch gar nicht absehen. Bisher hat es auch noch relativ wenig Bewegung im Bereich Financial Services gegeben. Hier steht eigentlich auch noch eine bahnbrechende Entwicklung an. Das können wir uns heute noch gar nicht vorstellen. Man erkennt solche Dinge ja immer erst, wenn sie bereits vorliegen. Im klassischen E-Commerce hingegen wird wohl eher nicht mehr so viel passieren, da sind die großen Themen bereits ausgereizt, es bleiben nur noch sehr kleine Nischen. Daran bin ich weniger interessiert.
VC Magazin: Sie setzen auf die weltweite Expansion von Start-ups. Welche Bedeutung hat das globale Geschäft bereits in der frühen Phase?
Hommels: Alle Unternehmen, in die ich investiere, müssen groß und global sein bzw. werden. Ein Start-up nur auf ein Land zu begrenzen, finde ich absolut unspannend. Solche Unternehmen sind zu klein. Ich habe ja keine Lust, irgendein Business zu machen, das man dann für 20 Mio. USD verkauft. Mein Beuteschema sind eher diejenigen, die deutlich größer werden können und auch einen Impact für die Industrie haben.
VC Magazin: Wie sehen Sie den Wettbewerb im Finanzierungsumfeld?
Hommels: Als Investor steht man immer im Wettbewerb zu anderen guten Venture Capitalists. Das reine Venture-Modell ist da meiner Meinung nach nicht sonderlich effizient. Deshalb bieten wir einen Roll out-Support an. Wir können bewerkstelligen, dass Unternehmen innerhalb weniger Wochen in mehreren Ländern vertreten sind. Das ist unser Differenzierungskriterium.
VC Magazin: Eine Ihrer prominenteren aktuellen Beteiligungen ist der Musikdienst Spotify. Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie für das Unternehmen?
Hommels: Spotify ist wahrscheinlich das schnellste Wachstumsunternehmen in Europa. Das Team gehört zu den besten Unternehmern, die ich in meiner Karriere kennengelernt habe. Die haben Visionen und geben richtig Gas. Spotify wird seine Stellung als omnipräsente Musikplattform in vielen Ländern daher weiter ausbauen. Am Ende wird der Markt aber ein Big Boys‘ Game sein, da werden sich nur drei bis vier große Plattformen weltweit durchsetzen. Kleine Wettbewerber werden sich da nicht durchsetzen können. Ihnen droht ein Schicksal wie im Fall studivz.
VC Magazin: Wäre ein Erfolg wie der von Facebook für ein europäisches Start-up überhaupt möglich?
Hommels: Ich glaube, dass man auch in Europa ein cooles Unternehmen in einer ähnlichen Art und Weise aufbauen kann. Gerade Berlin hat das Zeug, eine Brutstätte für solche Erfolgsgeschichten zu werden. Ich glaube aber nicht, dass so ein Unternehmen später an einer europäischen Börse gelistet sein wird. Die Kapitalmärkte in Europa sind einfach der blanke Horror – die unternehmerische Leistung aber funktioniert prima.
VC Magazin: Auf welchen Erfolg in Ihrer Karriere sind Sie besonders stolz?
Hommels: Ich finde es cool, den Weg aus eigener Kraft heraus, also selbst als Unternehmer zurückgelegt zu haben und immer noch in der Lage zu sein, anderen Unternehmern bei der Realisierung ihrer Träume an der Seite zu stehen. Außerdem bin ich stolz darauf, dass ich dabei den Ausgleich finde zwischen dem Beruf und meiner Familie.
VC Magazin: Was war bislang Ihr größter Fehlschlag?
Hommels: An einigen Investments habe ich zu lange festgehalten. Die Hoffnung stirbt eben zuletzt, aber manchmal kann man sie auch eher sterben lassen. Mein Investment in Wunderloop war so ein Fall, wo ich eher die Reißleine hätte ziehen müssen.
VC Magazin: Aus welchen Bestandteilen setzt sich die DNS eines Vollblutunternehmers zusammen?
Hommels: Ein echter Entrepreneur kombiniert am besten einen technischen Background mit Neugierde und Durchhaltevermögen. Außerdem muss er ein Visionär sein. Zum Beispiel musste Steve Jobs eine Vision von einem iPhone haben, um so ein innovatives Produkt überhaupt entwickeln zu können. Auf die Nutzer darf man da nicht immer hören, die können sich solche Innovationen oft nicht vorstellen. Gerade das Visionäre macht aber den Unternehmer aus.
VC Magazin: Danke für das Gespräch, Herr Hommels!
Zum Gesprächspartner:
Der Venture Capitalist Klaus Hommels investiert seit dem Jahr 2000 in Start-ups aus dem Internet-Bereich. Er ist Vater von vier Kindern und lebt in der Schweiz.