VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Ihr Start-up und wie kam das Team zusammen?
Rother: Die Idee für einen Fotobuch-Service entstand aus der eigenen Verzweiflung und Unfähigkeit, mit bestehenden Fotobuch-Softwarelösungen ein schönes Hochzeitsalbum zu erstellen. Wir fragten uns: Warum muss ich mich selber damit quälen, ich habe doch genug andere Sachen zu tun? Könnten dass nicht Grafik-Experten für mich übernehmen?
Gleichzeitig kannte ich durch das Studium meiner Frau eine Reihe von Studenten und Absolventen, die sich sehr gut mit digitaler Kunst, Fotoanalyse-Algorithmen und Prozess-Technologien auskannten. Diese hatten z.T. schon viele Jahre miteinander gearbeitet und ergaben somit direkt ein eingespieltes Team. Zusammen konnten wir dann die Idee und das Grundkonzept unseres Fotobuch-Designservices entwickeln.
VC Magazin: Wie haben Sie erste Finanzierung Ihrer Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?
Rother: Die Seed-Phase konnten wir durch unsere eigenen Ersparnisse und durch Investoren aus der Friends & Family-Ecke stemmen. Zudem hatten wir letztes Jahr den Münchner Business Plan Wettbewerb (www.evobis.de) gewonnen und konnten uns mit den Preisgeldern eine Zeit lang über Wasser halten.
Wir waren aber seit Anfang 2011 intensiv auf der Suche nach passenden Investoren. Im Herbst 2011 sind dann der High-Tech-Gründerfonds (www.htgf.de) und Bayern Kapital (www.bayernkapital.de) bei uns eingestiegen, was uns einen riesigen Schub gegeben hat: Hier haben wir nicht nur eine solide finanzielle Basis sondern auch ein starkes Netzwerk und wertvolle Kontakte gewonnen.
VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter?
Rother: Ich hatte zuletzt die Geschäftsentwicklung bei Infineons Industriesparte geleitet, einem Geschäftsbereich mit knapp 2 Mrd. EUR Umsatz. Aber eigentlich wollte ich schon immer „mein eigenes Ding“ machen, umfassendere Verantwortung tragen und direkt die Auswirkungen meines Handelns sehen.
Anfänglich arbeitete ich nur in meiner Freizeit auf Aufbau des Start-ups mit, aber nach einiger Zeit waren zwei Jobs parallell nicht mehr möglich, und ich musste mich entscheiden. Wir hatten zu dem Zeitpunkt noch keine großen Erfolge vorzuweisen, aber ich spürte unglaublich viel Energie und gemeinsamen Willen im Team, wie ich es als Angestellter so nie erlebt hatte. Daher wagte ich den Sprung ins kalte Wasser und entschied mich gegen eine weitere Industriekarriere.
VC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?
Rother: Eine der wichtigsten Entscheidungen war, uns als Whitelabel und somit potenzieller Partner von etablierten Fotobuch-Anbietern zu positionieren – und nicht selber den Endkunden zu bedienen. Damit können wir auf die bestehende Vertriebskanäle der Fotobuch-Anbieter setzen und hatten direkt einen breiten Marktzugang.
VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhafte Erfahrungen konnten Sie besonders viel lernen?
Guan: Ich hatte vor zehn Jahren in London ein Marketing-Strategy-Start-up mit aufgezogen. Hier musste ich bitter lernen, wie schlecht so ein People-Business skaliert. Daher hatte ich bei der Konzeption der Pictureplix-Idee sehr darauf geachtet, ob auch eine hohe Skalierbarkeit möglich ist. Erst als sich das aufzeigte, war ich voll überzeugt.
VC Magazin: Was sind aus Ihrer Sicht bei den Rahmenbedingungen hierzulande der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?
Rother: Es ist in Deutschland außerordentlich schwierig für junge Start-ups an eine Finanzierung zu kommen. Somit scheitern schon viele Ideen bevor sie am Markt je getestet werden konnten. Die Regierung hat jedoch z.B. mit dem HTGF einen sehr sinnvollen Weg gefunden, Innovationen über die erste Finanzierungshürde zu helfen und sie auf eine A-Runde hinzubegleiten.
VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Ihrem Alltag?
Rother: Tatsächlich bin ich ein Smartphone-App-Muffel. Außer einer Kalender-App und der Wettervorhersage verwende ich nur unsere eigene Fotobuch-App.
VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Ihr Start-up und Ihre unternehmerische Zukunft aus?
Rother: Die Pictureplix GmbH entwickelt sich rasant, der Umsatz wächst kräftig und unser Service kommt inzwischen auch außerhalb Deutschlands zum Einsatz, z.B. in Brasilien oder den Niederlanden. Für dieses Wachstum müssen wir uns auch ständig weiterentwickeln und ganz besonders die passenden Mitarbeiter finden. Unser Plan ist es Ende 2012 einen Breakeven zu erreichen, und nächstes Jahr auf internationaler Ebene den Durchbruch zu erreichen Für die Finanzierung dieser nächste Phase sind wir nun auf der Suche nach Investoren.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Torsten Paßmann.
Zum Gesprächspartner
Andreas Rother hat mit vier Mitgründern zusammen in 2010 die Pictureplix GmbH (www.pictureplix.de) ins Leben gerufen, einen Whitelabel-Designservice für Fotobücher, der bei etablierten Fotobuch-Anbietern eingesetzt wird. Er war zuvor Berater bei McKinsey & Company sowie Leiter der Geschäftsentwicklung des Industriebereichs der Infineon AG.