Iris Capital (Ausgabe 3/2006)

Dem Zyklus getrotzt
Im Frühjahr 2003 begann das Fundraising für den jüngsten Fonds der in Paris ansässigen Gesellschaft. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Wertschätzung von Eigenkapitalbeteiligungen gemessen am Stand der europäischen Aktienindizes gerade ihren Tiefpunkt erreicht. Das damals ausgegebene Ziel, 150 Mio. Euro für einen Venture Capital-Fonds zu akquirieren, erschien bei diesen Rahmenbedingungen ambitioniert. Im Mai 2005 schloß Iris Capital den Fonds mit 177 Mio. Euro – ein langer Weg, der sich gelohnt hat. Unterstützung erhielt die Managementgesellschaft Iris Capital dabei insbesondere von der früheren Mutter CDC und der Avida Group, die als Co-Initiatoren Kapital und Know-how in die Gesellschaft einbrachten.

Konkurrenz für ebay?
Traditionell liegt der Schwerpunkt der Investitionstätigkeit von Iris Capital in den drei Branchen Medien, Kommunikation und IT. Erkan Kilicaslan, seit Oktober 2005 Partner der Gesellschaft und einer von 13 Investment-Professionals, stellt jedoch fest, daß die drei Segmente immer stärker zusammenwachsen, wodurch sich neue Chancen auftun: „Wir sehen derzeit interessante Geschäftsmodelle, beispielsweise im Bereich mobiles Fernsehen, und es ergeben sich zunehmend Möglichkeiten, Synergien zwischen Portfolio-Unternehmen zu schaffen. Auch über das Thema Buy&Build denken wir sehr intensiv nach.“ Wie im Vorjahr will Iris Capital auch 2006 etwa acht bis zehn Neuengagements eingehen, das typische Finanzierungsvolumen liegt dabei pro Runde zwischen 1,5 und 4 Mio. Euro, über die Laufzeit eines Investments kann es aber auch bedeutend mehr sein. Aufgrund der historischen Wurzeln der Beteiligungsgesellschaft haben knapp zwei Drittel der aktuell 45 Portfolio-Unternehmen ihren Ursprung in Frankreich, zukünftig sollen deutlich mehr aus anderen europäischen Ländern stammen. Auch in den USA ist Iris Capital in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern vereinzelt tätig. In Deutschland haben sich die Franzosen zuletzt im August 2005 gemeinsam mit 3i, Target Partners und Wellington Partners an der zweiten Finanzierungsrunde des Unterföhringer Shoppingsenders 1-2-3.tv beteiligt, der Produkte im Auktionsverfahren feilbietet.

Chancenreiches Portfolio
Zu den interessantesten Investments des neuesten Fonds gehört die Schweizer Datamars, ein führender Anbieter auf dem Gebiet der RFID-Technologie. Das im März 2005 im Zuge eines Buy-outs gemeinsam mit den Co-Investoren CornerstoneCapital, Frankfurt, Invision Private Equity, Zug (Schweiz), und Universal Capital Partners, Brüssel, übernommene Unternehmen konzentriert sich auf die Entwicklung von Funkchips für die automatische Zuordnung von Textilien in Wäschereibetrieben und die Identifikation von Tieren. Als führender Anbieter in Europa profitiert Datamars in letzterem Segment von der kürzlich beschlossenen Verabschiedung eines Gesetzes, das Tierhalter in der Schweiz verpflichtet, ihre Lieblinge bis Ende 2006 mit einem eindeutigen Erkennungsmerkmal zu versehen. Aussichtsreich ist auch das Portfolio-Unternehmen OmniPerception: Der von Experten des Zentrums für Sprache und Signalverarbeitung der University of Surrey (England) gegründete Softwareentwickler arbeitet an visionären Anwendungen z.B. im Bereich der Gesichtserkennung anhand biometrischer Daten und der intelligenten Raumüberwachung. Darüber hinaus vermarktet OmniPerception fertige Anwendungen, unter anderem eine Software zur Analyse von Videobildern, die ausgestrahlte Markenlogos automatisch erkennt.

Die Überlebenden sind gut vernetzt
Obwohl sich die europäische Venture Capital-Branche erholt, spürt Iris Capital noch keine Verschärfung des Wettbewerbs bei der Finanzierung von Unternehmen. „Der Markt ist überschaubar geworden, so daß wir kaum Deals aus Bewertungsgründen verlieren“, stellt Kilicaslan fest. Iris Capital bekommt jährlich weit über 1.000 neue Investmentmöglichkeiten angeboten, davon etwa 15 % aus Deutschland. Auch um diesen Anteil zu erhöhen, verstärkte der Venture Capital-Geber seine Mannschaft mit dem Deutschen Kilicaslan, der zuvor als Partner bei TecVenture Partners in München für Beteiligungen in den Sparten Software und Telekommunikation zuständig war. Geleitet wird das Managementteam von Pierre de Fouquet und Antoine Garrigues. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler de Fouquet begleitet die Gesellschaft bereits seit ihrer Gründung vor 20 Jahren und verantwortet die Engagements in der Medien- und Unterhaltungs-industrie. Garrigues stieg 1993 bei Iris Capital ein und betreut die Branchen Kommunikation und IT. Vor seinem Wechsel in die Welt des Risikokapitals war der Diplom-Ingenieur und Absolvent der französischen Eliteschule Ecole Polytechnique Direktor für internationale Angelegenheiten und Entwicklung bei einem Unternehmen der französischen Dassault-Gruppe.

Erfolgreiche Exits
Das frühere Neuer Markt-Unternehmen Computec Media AG war eine der ersten Beteiligungen, die durch Mittel aus dem neuesten Iris Capital Fonds lanciert wurden. Von November 2004 bis Anfang 2005 erwarb der üblicherweise nicht auf PIPE-Deals spezialisierte Investor knapp 9 % der börsennotierten Aktien des Verlags für Video- und Computerspielzeitschriften und unterstützte damit die Einführung des Monatsmagazins SFT, das Inhalte aus den Bereichen Spiele, Filme und Technik vereint. Im Mai 2005 machte der Mehrheitsaktionär von Computec, die Schweizer Mediengruppe Marquard, allen ausstehenden Aktionären ein Übernahmeangebot – Iris Capital nahm es an und veräußerte seine Anteile damit wenige Monate nach dem Einstieg. Ebenfalls im Jahr 2005 vervielfachte der Wagniskapitalgeber seinen Einsatz beim drittgrößten Mobilfunkbetreiber Tschechiens: Vodafone übernahm die unter dem Namen Oskar Mobile operierende Firma, an deren Aufbau Iris Capital gemeinsam mit anderen Finanzinvestoren seit ihrer Gründung im Jahr 1999 beteiligt war. Insgesamt hat der Venture Capital-Geber seit 1986 in über 200 Unternehmen investiert.

Fazit:
Iris Capital ist ein breit aufgestellter, europaweit tätiger Investor, der dank des im vergangenen Jahres erfolgreich abgeschlossenen Fundraisings nicht nur über das nötige Know-how und ein gutes Netzwerk, sondern auch über ausreichend Kapital für einen weiteren Ausbau des Geschäfts verfügt. Das Bestreben, gerade im deutschsprachigen Raum neue Investments eingehen zu wollen, sollten in den Branchen Medien, Kommunikation und IT tätige Entrepreneure zum Anlaß nehmen, den nach der griechischen Göttin der Kommunikation benannten Wagniskapitalgeber wörtlich zu nehmen.

Andreas Uhde
Steckbrief Iris Capital
– Standort: Paris
– Gründung: 1986 (bis 2003 unter dem Namen Part’Com)
– Anzahl der Investmentprofessionals: 13
– Investiertes Kapital (per 31.12.2005): >700 Mio. Euro
– Webseite: www.iriscapital.com

Investitionsschwerpunkte von Iris Capital
– Phase: Early Stage bis Later Stage Venture Capital
– Branche: Medien, Kommunikation, IT
– Region: Europa