BC Brandenburg Capital GmbH (Ausgabe 11/2006)

Fünf Fonds „under Management“
Am Anfang stand das Business Innovation Center des Landes Brandenburg in Frankfurt an der Oder. Auf Basis dieser Einrichtung wurde im Jahr 1993 der erste Fonds „Seed Capital Brandenburg“ mit einem Volumen von 20 Mio. Euro aufgesetzt. Es folgte im Jahr 1996 die Gründung der KapitalBeteiligungsgesellschaft für das Land Brandenburg, die mit Fondsmitteln von 40 Mio. Euro ausgestattet wurde. Beide Fonds wurden einst von Bund (über das tbg Frühphasenprogramm), Land (ILB) und Mitteln der Europäischen Union gespeist und im Jahr 2000  in die neu gegründete BC Brandenburg Capital eingebracht. Kurz darauf folgte die Auflage des 45 Mio. Euro starken BC Venture-Fonds, bei dem auch private Investoren Kapital einlegten. Alle drei Fonds befinden sich mittlerweile in der Desinvestitionsphase. Die aktuellen Investments werden aus dem 2001 gestarteten S-UBG Risikokapitalfonds der Unternehmensbeteiligungsgesellschaft der Sparkassen des Landes Brandenburg (Volumen: 5,1 Mio. Euro) und dem im Jahr 2005 geschlossenen BFB BeteiligungsFonds Brandenburg (Volumen: 30 Mio. Euro) getätigt. Als Management- und Holdinggesellschaft für alle fünf Beteiligungsfonds fungiert die in Potsdam und Frankfurt an der Oder ansässige BC Brandenburg Capital GmbH, die selbst eine Tochter der Investitionsbank des Landes Brandenburg ist. 

Mehr als 40 Unternehmen im Portfolio
Rund 100 Unternehmensbeteiligungen ist das Team um die Geschäftsführer Groß und Tönes seit 1993 eingegangen. Aktuell befinden sich rund 50 Unternehmen im Portfolio. „Wir wollen nicht zu groß werden, dürfen aber auch nicht zu klein bleiben“, sagt Groß und fügt an, „50 bis 60 Portfoliogesellschaften können wir gut managen, ansonsten müsste die Strategie grundlegend verändert werden“. Unter „wir“ versteht er ein Team von 14 Investment Professionals sowie fünf Mitarbeiter im Controlling und Backoffice. Zur Strategie zählt er die sehr enge Betreuung der Unternehmen, beginnend mit der Due Diligence. „Wenn man schon in der Einstiegsphase unterschiedlicher Meinung ist, wird es schwierig“, so Groß. Auch anschließend ist die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit für ihn ein Muss. Konsequent die Strategie durchzuziehen und sich nicht von jedem Windhauch aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen, sind für ihn unabdingbare Erfolgskriterien im Umgang mit Portfoliounternehmen. „Im erfolgreichen und strategisch unterstützten Wachstums- und Krisenmanagement liegt der wahre Gewinn des Venture Capital-Geschäfts“, erklärt Groß.

Track Record
Drei erfolgreiche Exits gelangen den Brandenburgern in diesem Jahr bereits: gate5, an dem neben BC Brandenburg auch die IBB Beteiligungsgesellschaft und Target Partners Anteile hielten, wurde gerade an Nokia verkauft. Daneben wurden die an dem Mikrotechnologieunternehmen Pac Tech GmbH, Nauen, gehaltenen Anteile an das japanische Unternehmen Nagase and Co. aus Tokio veräußert. „In beiden Fällen konnten wir Technologien, die von uns mitentwickelt werden, an internationale Käufer weitergeben“, freut sich Tönes. Darüber hinaus konnte im Oktober die Beteiligung an der Berlin Heart AG veräußert werden. Insgesamt weist der Track Record von BC Brandenburg 15 erfolgreiche Exits aus, in erster Linie Trade Sales. „In den schwierigen Jahren mussten wir auch Beteiligungen abschreiben, aber das ist im Frühphasengeschäft unumgehbar“, ergänzt Tönes.

Investitionsfokus und Kriterien
Der Investitionsfokus von BC Brandenburg liegt aktuell auf Unternehmen in Informations- und Kommunikationstechnologien, Nanotechnologie, Mikroelektronik, Prüf- und Messtechnik sowie Industrie- und Verfahrenstechnik. Life Science-Investments werden gezielt ausgewählt und stellen aufgrund der hohen Finanzierungsbedürfnisse Einzelfälle dar. Die über die Jahre erworbene Fachkompetenz der Investmentmanager in den einzelnen Branchen werten Groß und Tönes als großen Pluspunkt ihrer Mannschaft. Investitionen in Außenseiterbranchen stehen die Geschäftsführer der BC skeptisch gegenüber: „Wir versuchen, uns nicht zu breit aufzustellen. In Branchen, von denen wir nichts verstehen, investieren wir kein Geld.“
In Abhängigkeit von der Investmentstruktur kann BC Brandenburg sowohl die Rolle des Lead-Investors, des Co-Lead-Investors als auch des Co-Investors übernehmen.  „Wir gehen nur dann als Lead-Investor in eine Finanzierungsrunde, wenn wir das nötige Know-how besitzen und auch die Folgefinanzierungsrunden stemmen können“, erklärt Groß. Je nach Entwicklungsphase und Finanzierungsbedarf investiert BC Brandenburg zwischen 0,5 und 5 Mio. Euro in ein Unternehmen. Sowohl stille Beteiligungen als auch offene Beteiligungen in Form einer Minderheitsbeteiligung sind möglich.

PVflex und Vis-à-pix
Das jüngste Investment tätigten die BC-Investmentmanager in die PVflex Solar Produktion GmbH aus Fürstenwalde. Das Unternehmen entwickelt und produziert flexible, selbst klebende Solarmodule, die sich mit dem Dach verkleben lassen. Dadurch erübrigen sich aufwendige Unterkonstruktionen, und die Montagezeiten verkürzen sich. Das Gewicht der Solarmodule verringert sich erheblich, so dass erstmals auch große Industrie- und Lagerhallen mit den alternativen Energieträgern ausgestattet werden können.
Ein weiteres viel versprechendes Investment stellt die regional und bundesweit ausgezeichnete Vis-à-pix GmbH aus Potsdam dar. Sie hat sich auf die Entwicklung und den Vertrieb von Videoanalyse-Software, die aufgrund ihrer mathematischen Verfahren eine bisher nicht bekannte automatisierte Auswertungsqualität erreicht, spezialisiert. Mit den Vis-à-pix-Lösungen lassen sich Kundenströme in Einkaufszentren analysieren, Passagiere in öffentlichen Verkehrsmitteln zählen oder feststellen, wenn Räume unberechtigt betreten werden.

Anschlussfonds im Jahr 2009
„Wir sehen noch viele innovative und interessante Unternehmen mit Potenzial in unserer Region“, prognostizieren Groß und Tönes. Um für weitere Investitionen entsprechend vorbereitet zu sein und die Region nachhaltig fördern zu können, haben Groß und Tönes auch für die BC Brandenburg mittelfristig ein Ziel vor Augen – mit Unterstützung der jetzigen Investoren und neuen Investoren, insbesondere aus dem privaten Bereich, im Jahr 2009 einen Anschlussfonds mit einem Volumen von bis zu 100 Mio. Euro aufzulegen.

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