Schwieriger Start 2001
Auctus Management ist eine junge Private Equity-Gesellschaft, die Ende 2001 zu einem ungünstigen Zeitpunkt gegründet wurde. In dieser Phase des konjunkturellen Abschwungs nach dem 11. September war kaum ein institutioneller Investor bereit, Geld in einen First Time Fund zu stecken. Dennoch hatte sich Dr. Ingo Krocke entschlossen, sich mit drei weiteren erfahrenen Investmentmanagern selbstständig zu machen – gestützt auf seine Erfahrung bei Procter & Gamble, Apax Partners und Wellington Partners, eine VC-Gesellschaft, die er übrigens einige Jahre zuvor mitgegründet hatte. „Damals ist eine interessante Finanzierungslücke im Segment des unteren Mittelstandes entstanden – Unternehmen mit einem Wert zwischen 5 und 20 Mio. Euro bei vernünftigen Bewertungsniveaus. Diese Nische wollten wir besetzen“, sagt Krocke, Gründer und Geschäftsführer der Auctus Management GmbH. Die bis dahin auf diese Transaktionsgrößen spezialisierten Buyout-Fonds hatten sich im Zuge ihres Erfolges immer mehr aus diesem Bereich zurückgezogen und sich auf größere Deals fokussiert.
Erfolg zieht Erfolg nach sich
Obwohl viele Investoren erkannten, dass die Nische interessant und das Managementteam erfahren ist, hatten sie anfangs nicht den Mut zu investieren. So verbrachten die Gründungspartner von Auctus Management die ersten Jahre damit, Vorarbeit zu leisten und zahlreiche potenzielle Investoren, Partner und Unternehmen anzusprechen. Die Hartnäckigkeit der Anfangsphase zahlte sich aus, und bald zog erster Erfolg weiteren Erfolg nach sich. So startete der erste Fonds 2003 mit nur 8 Mio. Euro, wurde bald auf 11 Mio. gesteigert, und noch im gleichen Jahr konnte ein zweiter Fonds aufgelegt werden. „2004 haben wir dann angefangen, richtig zu investieren. Heute verwalten wir zwei Fonds mit einem Gesamtvolumen von über 100 Mio. Euro, davon sind 50% bereits investiert. Als Rendite streben wir pro Jahr zwischen 40 und 50% an“, erklärt Krocke. Auch das Managementteam ist inzwischen komplett und hochkarätig besetzt: Die sieben Investment Professionals bringen umfangreiche Private Equity- und Industrieerfahrung mit. So lagen etwa die beruflichen Stationen von Steven Murray beim Berlin Capital Fund, einem Fraunhofer Institut und dem VDI-Technologie-Zentrum, Dr. Nicolas Himmelmann arbeitete zuvor beim eM1 Fund der Deutschen Bank, der Boston Consulting Group und DaimlerChrysler.
Investitionsfokus: profitable Mittelständler
Der Investitionsfokus von Auctus Management liegt auf mittelständischen Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 10 Mio. und 100 Mio. Euro, die eine starke Wachstumsdynamik aufweisen, aber ihre Potenziale noch nicht ganz ausgeschöpft haben. Dabei sollte es sich um profitable Unternehmen in Deutschland handeln, die über eine stabile Ertragslage und eine gute Marktposition verfügen. Wichtig ist Auctus ein exzellentes Management, das bereit ist, sich auch selbst am Unternehmen zu beteiligen. Die Branche spielt dabei keine Rolle, solange sie genügend Wachstumspotenzial besitzt – in erster Linie kommt es auf erfolgreiche Geschäftsmodelle an.
Lukrativer Exit: Verkauf von Time Partner an Investcorp
Im Portfolio von Auctus Management befinden sich derzeit fünf Unternehmen, darunter der Biogasanlagenbauer Stelzenberger, die Maschinenbauer Lemo und ZPF Therm und der Pharmawirkstoffhersteller PharmaZell. Bei dem ersten Investment aus dem Jahr 2004, dem Zeitarbeitsunternehmen Time Partner, konnte Auctus Ende Juli dieses Jahres seinen ersten und gleichzeitig einen äußerst erfolgreichen Exit vollziehen: Für 250 Mio. Euro hat Auctus das Portfoliounternehmen an die internationale Investmentgruppe Investcorp verkauft. Damit erlöste der Auctus-Fonds einen dreistelligen Millionenbetrag und konnte das eingesetzte Eigenkapital verachtzehnfachen. Dahinter stand eine ausgeklügelte und arbeitsintensive Buy-and-Build-Strategie: In nur zwei Jahren wurden zehn Unternehmen gekauft und integriert, so dass Time Partner heute mit über 5.000 Mitarbeitern unter die zehn größten deutschen Zeitarbeitsunternehmen aufstieg. „Da wir von dem weiteren Wachstumspotenzial der Firma überzeugt sind, haben wir uns nach dem Verkauf erneut mit einem zweistelligen Millionenbetrag an Time Partner beteiligt“, sagt Krocke.
Professionelle Strukturen einführen
„Wir sehen unsere Aufgabe nicht nur in der Finanzierung, sondern vielmehr auch darin, unsere Portfoliofirmen zu professionalisieren. Das bedeutet, effektive Strukturen und Transparenzsysteme, wie sie Konzerne nutzen, einzuführen, ohne dabei die Wachstumsdynamik zu bremsen“, erläutert Krocke. „Viel Geld wird verschenkt, weil sich einige Mittelständler zu sehr auf ihr Bauchgefühl verlassen und die Mitarbeiter nicht wissen, worauf es wirklich ankommt. Der Hauptgrund ist fehlendes Controlling. Das zu ändern, ist unsere Aufgabe“, sagt Krocke. Controlling- und Reporting-Systeme sollen permanent zeigen, wo Geld verdient, wo Geld verbrannt wird, damit man bei Problemen rasch gegensteuern kann. Wichtig sind außerdem Vergütungssysteme, die Leistung belohnen und die Mitarbeiter motivieren. Dabei kommt es auf ein klares Verständnis für die Bedürfnisse des kleineren Mittelstands an. „Völlig falsch wäre es, zusätzlich eine fünfköpfige Finanzabteilung aufzubauen, die einen Großteil der Zeit mit Reporting verbringt. Hier muss man die entsprechende Balance finden zwischen Professionalität und Pragmatismus“, so Krocke.
Beteiligungsanlässe und Finanzierungsinstrumente
Anlässe für eine Beteiligung von Auctus Management können klassische Management Buyouts (MBO) oder Buy-ins (MBI) sein, Nachfolgelösungen im Mittelstand, aber auch Konzernausgründungen (Spin-offs bzw. Carve-outs) oder Wachstumsfinanzierungen. Hoch interessant für die Münchner Beteiligungsgesellschaft sind außerdem Buy-and-Build-Strategien in Dienstleistungsmärkten, die hoch fragmentiert sind. Dabei strebt Auctus hauptsächlich Mehrheitsbeteiligungen an. „Wir bringen in der Regel zwischen 2 und 10 Mio. Euro Eigenkapital pro Beteiligung ein“, erklärt Krocke. Zudem beteiligt sich das Team von Auctus persönlich in signifikanter Höhe am Eigenkapital jeder Transaktion. Statt den branchenüblichen 1% investieren die Investment Professionals bei Auctus 6% aus eigener Tasche. „Wir sind keine reinen Fondsverwalter, sondern gehen selbst mit ins unternehmerische Risiko“, so Krocke. Was die Haltedauer betrifft, so plant Auctus, die Beteiligungen durchschnittlich fünf bis sieben Jahre zu begleiten.
Ausblick
2007 hat Auctus vor, in drei bis vier neue Unternehmen zu investieren und sehr aktiv am bestehenden Portfolio zu arbeiten. Außerdem ist mindestens ein weiterer Exit geplant, diesmal wahrscheinlich an einen Strategen. Dabei soll der Kapitaleinsatz auch wieder vervielfacht werden. Generell, so beobachtet Krocke, stehen mittelständische Unternehmen Eigenkapital von Finanzinvestoren immer aufgeschlossener gegenüber. „Der Mittelständler, der Vorbehalte gegenüber Private Equity hat, stirbt langsam aus.“
markus.hofelich(at)vc-magazin.de
Steckbrief Auctus Management
* Standort: München
* Gründung: 2001
* Gesellschafter: Management
* Anzahl der Investment Professionals: 7
* Verwaltetes Kapital: >100 Mio. Euro
* Website: www.auctus.com
Investitionskriterien Auctus Management
* Profitable Unternehmen mit stabiler Ertragslage
* Umsatz zwischen 10 Mio. und 150 Mio. Euro
* Gute Marktposition mit Wettbewerbsvorteilen
* Alle Branchen mit Wachstumspotenzial
* Exzellentes Management mit Bereitschaft zur Beteiligung am Unternehmen
* Attraktive Wachstums- oder Zukaufmöglichkeiten