Schlaue Heuschrecken

Dass Heuschrecken weit mehr können, als blühende Landschaften abzugrasen, wissen Insider schon lange. Den wissenschaftlichen Beweis erbrachten nun der Neurobiologe Uwe Homberg und sein Doktorand Stanley Heinze von der Universität Marburg: Die beiden Forscher haben eine Art Himmelskarten im Hirn von Wüstenheuschrecken entdeckt. Da Heuschrecken – übrigens wie auch Honigbienen – über ein außergewöhnliches sensorisches Instrumentarium verfügen, können sie mit speziellen Rezeptoren der Augen am Himmel ablesen, wo und wie die Sonne steht. Dies funktioniere sogar bei Bewölkung. Doch das ist nicht alles: „Selbst wenn sie in hohem Gras verborgen ist und die Sonne gar nicht sieht, kann die Heuschrecke deren Position herausfinden, ein kleiner Himmelsausschnitt genügt ihr dafür“, so Homberg im US-Wissenschaftsmagazin Science.

Verborgenes entdecken können, zweifellos auch eine der Schlüsselqualifikationen erfolgreicher Private Equity-Investoren. Vielleicht lag Müntefering mit seinem Vergleich im April 2005 doch nicht so fernab der Realität.

Weniger aufmunternd als die Erkenntnisse zum Thema Heuschrecken ist die Auswertung des IHK-Unternehmensbarometers vom Januar dieses Jahres: Rund drei Viertel der befragten Unternehmen lehnen ein Engagement von Finanzinvestoren ab, in der Industrie lag die Zurückweisungsquote gar bei 80%. Besonders drastisch: 15% der Unternehmenssprecher gaben an, selbst dann keine Beteiligungsgesellschaft aufnehmen zu wollen, wenn sie in akute Finanzierungsnot geraten würden. Die Zahlen verdeutlichen: Die bisherigen Bemühungen der Private Equity-Branche, ihr Image zu verbessern, reichen noch lange nicht aus. Diese müssen intensiviert werden, um das Ansehen in der Unternehmerlandschaft zu erhöhen. Das Potenzial wäre enorm: Allein die mehr als 1.100 Teilnehmer der bundesweiten Online-Befragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages repräsentieren 800 Unternehmen, die derzeit für Private Equity unerreichbar sind.

 

Ein weiteres interessantes Ergebnis der Befragung: Aufgeschlossen gegenüber Beteiligungskapital zeigten sich am ehesten kleine Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten: Aus dieser Gruppe konnten sich immerhin 35% mit dem Gedanken anfreunden, einen Finanzinvestor an Bord zu nehmen. In vielen Fällen dürfte der höhere Zuspruch jedoch an einer geringen Eigenkapitalausstattung und dem damit verbundenen Mangel an Finanzierungsalternativen gelegen haben. Für das Gros der Investmentmanager stellen sie wohl kaum die interessanteste Zielgruppe dar.

 

Außer natürlich, wenn sie über verborgene Qualitäten verfügen sollten, die nur eine „Heuschrecke“ zu entdecken vermag.