Gcp Gamma Capital Partners: Vom Fund-Raider zum Fund-Raiser

Gründer-Pioniere

Nach dem Platzen der ersten Interneteuphorie um die Jahrtausendwende waren Sanierer gefragt, nicht Visionäre. Als daher im Herbst 2002 ein VC-Fonds, die ILab24 Mittelstandsfinanzierungs AG, in Schieflage geraten war, schlug die Stunde der Gründungspartner der GCP: Im Rahmen eines Bieterwettbewerbs übernahmen Klaus Matzka, Oliver Grabherr und Hannes Ambacher, die seit Mitte der 90er Jahre in verschiedenen Positionen die VC-Branche in Österreich mit aufgebaut hatten, den ILab24, der im Jahr 2000 aufgelegt worden war. Zu diesem Zeitpunkt war knapp ein Drittel des Kapitals in Höhe von 20 Mio. Euro bereits verbrannt. Restrukturierung, Fokussierung und Neuausrichtung der Start-ups in einem schwierigen Marktumfeld kennzeichneten das erste Jahr. Nicht zuletzt diese Erfahrungen prägen das Selbstverständnis der Gesellschafter, die sich als Unternehmer und Venture-Partner, kurzum „Venturepreneurs“ verstehen, bis heute. Auch der zweite Fonds, in der Baisse initiiert, die Gamma II Beteiligungs AG, konnte erst im zweiten Anlauf, im Jahr 2003, platziert werden, nachdem der ursprüngliche Sponsor, die Investkredit Bank, ein Jahr zuvor abgesprungen war. Nach diesen schwierigen Aufbaujahren, in denen auch bei den Investoren viel Überzeugungsarbeit geleistet werden musste, geht es seither stetig berauf: So konnte sich GCP im Jahr 2004 als einer der aktivsten Investoren in der Region DACH etablieren. Insgesamt wurden bisher über 20 Investments in Österreich, Deutschland und der Schweiz getätigt.

Blick über den Tellerrand

Die überregionale Strategie spiegelt sich auch in der Mitgliedschaft in allen Private Equity-Fachverbänden des deutschsprachigen Raums (BVK, AVCO, SECA) sowie der EVCA wider, wobei Dr. Oliver Grabherr durchaus regionale Unterschiede im Dialog zwischen Unternehmern und Investoren erkennen kann. So überwiegen in Deutschland und Österreich die direkte Kontaktaufnahme und persönliche Beziehungen über Netzwerke, während Schweizer Unternehmer gerne auch einen Erstkontakt über Verbandswebseiten und Internet herstellen. Der Ausbau der Beziehungen zu potenziellen Targets in der Region Mittel- und Osteuropa wird seit 2006 aktiv vorangetrieben. Zu diesem Zweck ist GCP Mitglied in der slowakischen SLOVCA, der tschechischen CVCA und der ungarischen HVCA und hat eine eigene Niederlassung in Bratislava gegründet.

 

Early Stage-Investitionen dominieren

Mitte 2002 übernahmen die Gesellschafter die ILab24 Mittelstandsfinanzierungs AG, die auf die Branchen Software, Elektronik/Mikroelektronik und Telekommunikation fokussiert ist. Im Zuge einer Aufstockung des zweiten von GCP gemanagten VC-Fonds wurde der Branchenfokus auf die Technologiefelder „Biotechnologie“ und „Medizintechnik“ ausgeweitet.

Die in den beiden Fonds enthaltenen 16 Unternehmen erwirtschafteten im vergangenen Jahr einen Gesamtumsatz von 110 Mio. Euro und beschäftigten 700 Mitarbeiter. Beide Fonds sind seit Mitte 2006 in der Divestmentperiode. An weiteren Exits wird gearbeitet: „Nach dem Verkauf unserer Beteiligung an Inode, dem führenden Anbieter von TV-, Breitband-Internet- und Telefondiensten in Österreich, an die UPC Telekable Gruppe, eine Tochterfirma von Liberty Gobal Inc, sind weitere größere Exits schon in den kommenden zwölf bis 24 Monaten realistisch, wobei sowohl Unternehmensverkäufe als auch Börsengange denkbar sind“, so GCP-Finanzdirektor Burkhard Feurstein.

Die Erfahrungen mit ihrem ersten Fonds kennzeichnen die Vorgehensweise der Österreicher bis heute. Die Kommunikationswege sind kurz, der kontinuierliche Dialog mit den Geschäftsführern der Beteiligungen wird gesucht. „Wir verstehen uns als aktiver Investor und Sparring-Partner der Geschäftsführer“, bringt Feurstein die Philosophie von GCP auf den Punkt.

 

Breit diversifiziertes Portfolio

Jüngstes Beispiel für das aktive Management ist die Zusammenfassung von vier Technologiefirmen aus dem Portfolio zu einer größeren Softwaregruppe, der Infoniqa Holding im vergangenen Jahr. Mittlerweile ist die in den Bereichen Cross Industry Solutions, IT-Services und Infrastruktur sowie Business Solutions aktive Gruppe auf sieben Unternehmen mit zehn Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz angewachsen. Rund 160 Mitarbeiter betreuen mehr als 1.500 überwiegend mittelständische Unternehmen. Insgesamt strebt die Gruppe im Jahr 2007 einen kumulierten Umsatz von mehr als 35 Mio. Euro aus organischer Entwicklung und Akquisitionstätigkeit an. Durch weitere Zukäufe soll der Umsatz innerhalb der nächsten Jahre auf 100 Mio. Euro verdreifacht werden. Über einen Börsengang oder alternative Exit-Optionen wird derzeit schon intensiv nachgedacht, so Grabherr.

Als typischer Early Stage-Investor ist GCP auf innovative Start-ups ausgerichtet, die ein Produkt in einer Vorversion und mindestens einen Referenzkunden aufweisen. Ein gutes Beispiel dafür ist die 2004 eingegangene Beteiligung am 1997 gegründeten Mikroverkapselungsspezialisten GAT. Das am Stadtrand von Wien ansässige Unternehmen ist auf die Stabilisierung und gezielte Freisetzung von Wirkstoffen im Bereich Agro-Generika und Functional Food spezialisiert und durch seine technologische Position hervorragend aufgestellt, um vom wachstumsträchtigen Zukunftsmarkt Functional Food zu profitieren.

Ebenfalls im Jahr 2004 beteiligte sich GCP am Vorarlberger Hightech-Start-up Identec Solutions, das Produktion und Logistik vereinfachen will. Die Grundlage dafür bildet das selbstentwickelte Intelligent Long Range (ILR) RFID-System, das Objekte über Distanzen von bis zu 100 Metern identifiziert und deren Daten an das übergeordnete Informationssystem weiterleitet. Der Kunde erhält auf diese Weise zuverlässige Echtzeitinformationen darüber, welches Objekt sich zu welcher Zeit an welchem Ort befindet – auch unter schwierigen Umgebungsbedingungen. Die Lösungen von Identec Solutions werden bereits von verschiedenen namhaften Unternehmen wie VW, der Deutschen Post oder General Electric eingesetzt.

 

Weiteres Wachstum in Aussicht

Seit Herbst 2006 laufen bei GCP die Vorbereitungen für das Fundraising von Gamma III. Der Fonds wird in Form einer luxemburgischen SCA-SICAR strukturiert. Erklärtes Ziel ist es, neben der Verdoppelung bis Verdreifachung des Fondsvolumens die Investorenbasis international zu verbreitern. „Mit dem Gamma III wollen wir auf dem Radarschirm von großen institutionellen Fonds wahrgenommen werden“, so Klaus Matzka, der die Vorbereitungen für den Fonds vorantreibt. Diesem Zweck dient auch die neu eingegangene Partnerschaft mit dem britischen Placement Agent Candela Capital. Aus steuerlichen Gründen ging GCP bislang Minderheitsbeteiligungen in Höhe von 10 bis 40% überwiegend in Österreich ein. Beim in Luxemburg domizilierten Gamma III könnte  zumindest die räumliche Beschränkung wegfallen.

 

Fazit:

Nachdem das schwierige Marktumfeld zu Anfang des neuen Jahrtausends bewältigt worden ist und die Österreicher einige Totalausfälle zu verkraften hatten, hält GCP mittlerweile ein attraktives und diversifiziertes Portfolio mit einer Reihe von stark wachsenden „Perlen“. Noch steht kein Exit auf der Agenda, aber die Pipeline ist gut gefüllt.                                                                              

 

Erhard Krasny

 

 

Investitionsschwerpunkte

Phase:            Early Stage,?Expansion

Kriterien:       Management, Marktpotenzial,?Technologie

Branchen:      Software, Mikroelektronik, Telekommunikation, Biotechnologie, Medizintechnik, Materialien

Region:          Deutschsprachiger Raum, seit 2006 auch Zentral- und Osteuropa

 

Steckbrief GCP Gamma Capital Partners

Standorte:       Wien (A), Lindenberg (D), Bratislava (SK)
Gründung:      2002 (Umfirmierung in GCP AG im Jahr 2005)
Gesellschafter:          Klaus Matzka, Dr. Oliver Grabherr, Burkhard Feurstein
Investment Professionals:        8
Verwaltete Fonds:
ILab24 Mittelstandsfinanzierungs AG (20,4 Mio. Euro), Gamma II Beteiligungs AG (17,3 Mio. Euro), Gamma III (im Fundraising)
Website:         www.gamma-capital.com