Fraglich ist, ob den Text überhaupt jemand gelesen hat. Denn zeitgleich zur Verabschiedung der guten Sitten setzen offenbar gerade die VC-Gesellschaften, die in den Krisenzeiten zwischen 2001 und 2004 besonders unter den rüden Geschäftssitten gelitten haben, zum Ellenbogencheck gegen Unternehmer und Gesellschafter an.
Es geht u. a. um taktisches Nachverhandeln, sobald der Unternehmer im Term Sheet eine Exklusivität unterzeichnet hat, oder um Verzögerungstaktiken, mit dem Ziel, das Unternehmen vorsätzlich in die Liquiditätsfalle zu führen.
Schade ist, dass die Erfahrungen aus der letzten Krise offensichtlich nicht bei allen zu Erkenntnissen geführt haben. Es dürfte eigentlich längst klar sein, dass ein vertrauensvoller und an Fairness orientierter Umgang mit den Managern und Gesellschaftern sich nicht nur beim Aufbau des Unternehmens, sondern spätestens beim Exit auszahlt. Der Verhaltenskodex darf daher nicht zur PR-Maßnahme des BVK verkommen. Er ist vielmehr wirklich sinnvoll. Denn in dieser Branche haben wir es nicht mit „one shot games“ zu tun: Die Player stoßen vielmehr wiederholt aufeinander.