Liebe Leserinnen und Leser,
beim Ranking der beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands dominieren regelmäßig große Konzerne. Wenn ein junger Ingenieur bei Siemens, ThyssenKrupp oder Volkswagen eine planbare Konzernkarriere einschlagen kann, warum sollte er das Wagnis einer Gründung eingehen? Die Wurzeln dieses Denkens liegen tief und werden anscheinend spätestens in den Sekundarstufen I und II gelegt. Insgesamt 43 Schulbücher hat das Institut der Deutschen Wirtschaft vor Kurzem analysiert, und die zentralen Erkenntnisse sind: Meist werden Unternehmen pauschal mit Großkonzernen gleichgesetzt, wo Arbeitsplätze selten entstehen, sondern eher abgebaut werden. Eine positive Darstellung von Unternehmertum, der Innovationskraft junger Unternehmen und dem Potenzial, neue Stellen zu schaffen, scheint jedenfalls kein Thema zu sein.
So wundert es nicht, dass der Global Entrepreneurship Monitor, der weltweit die Gründungsbedingungen in 42 Ländern untersucht, für Deutschland Defizite in der Gründungskultur feststellt. Neben einer ablehnenden gesellschaftlichen Einstellung wird auch eine schlechte gründungsbezogene Ausbildung angemerkt. An diesem Punkt jedenfalls hat die aktuelle Bundesregierung jetzt angesetzt und ein Programm aufgelegt, dessen Mittel in Höhe von 46 Mio. EUR den Unternehmergeist an Hochschulen stärken sollen. Damit reiht es sich in die lange Reihe staatlicher und privater Förderangebote ein: Es gibt u.a. regionale Standortinitiativen, Businessplan-Wettbewerbe, zinsgünstige Fremdkapitalangebote sowie Fördermittel. Wenn Gründer sich erst einmal entschieden haben, ein Vorhaben umzusetzen, finden sie jedenfalls für jeden Bedarf ein Angebot (siehe Titelgeschichte S. 12–16).
Völlig zu Recht verweist aber Dr. Michael Brandkamp, Geschäftsführer des High-Tech Gründerfonds, in seiner Kolumne (S. 30) auf die Schattenseiten der Förderkultur: „Zuschüsse sind gefährliche Drogen.“ Das gilt auch für andere Teile dieser Infrastruktur. Es ist zwar ein gutes Zeichen, bei einem Businessplan-Wettbewerb ausgezeichnet zu werden – wer aber viele Ehrungen einsammelt, vernachlässigt vor lauter Planen das Umsetzen. In diesem Sinne müssen angehende Gründer zwei Botschaften verinnerlichen:
1) Ihr seid nicht alleine.
2) Verzettelt euch nicht.
Eine anregende Lektüre wünscht
torsten.passmann (at) vc-magazin.de