Tyrol Equity AG

Exit-Option für Unternehmer

Manchmal spielt der Preis nur eine untergeordnete Rolle, wenn Unternehmer sich von ihrem Lebenswerk trennen wollen. „Vielen Mittelständlern ist es wichtiger, dass das Unternehmen am Standort erhalten bleibt“, bringt Dr. Georg Kühhas die Motivation auf den Punkt. Wenn es darüber hinaus möglichst wenige oder auch keine Entlassungen gebe, sei das besser für das Ansehen vor Ort, erläutert der Vorstand von Tyrol Equity. Diesem Leitgedanken, das unternehmerische Lebenswerk zu erhalten, folge auch seine Gesellschaft, berichtet er: „Mit Dr. Christoph Gerin-Swarovski stammt unser Initiator und wichtigster Anteilseigner aus einer alteingesessenen Unternehmerfamilie. Er musste sich selbst schon mit diesem Thema auseinandersetzen und will jetzt als Kapitalgeber anderen Unternehmern den Ausstieg erleichtern.“ Das Ziel ist, eine Industrieholding mit Sitz in Tirol aufzubauen. Damit aber hatten sich in der Anfangszeit einige Probleme ergeben.

Kapitalsuche unter widrigen Bedingungen

Eigentlich konnte Tyrol Equity in einem hervorragenden Umfeld auf die erste Fundraising-Tour gehen: In den Jahren 2006 und 2007 verzeichnete die Private Equity-Branche Rekordzuflüsse von Investoren. Hätte die Gesellschaft das Buyout-Modell mit schnellen Exits verfolgt, wäre das Geld viel leichter zugeflossen, meint Kühhas. „Wir wollten die Gesellschaft aber von Anfang an bewusst als Industrieholding aufbauen – und das hat damals kaum jemanden interessiert“, kommentiert er im Rückblick. Statt unregelmäßiger und hoher Einmalzahlungen durch Verkäufe sollen die Investments aber langfristig gehalten und Einnahmen durch Dividendenzahlungen erzielt werden. Auf dieses Grundkonzept hatten sich die drei Initiatoren Gerin-Swarovski, der sich als Vorsitzender des Aufsichtsrates aus dem operativen Geschäft heraushält, Kühhas als Vorstand sowie Dr. Stefan Hamm als Partner schnell geeinigt. Gemeinsam konnte das Trio, das sich selbst maßgeblich an der Tyrol Equity AG beteiligt hat, trotz der widrigen Bedingungen die Kapitalsuche abschließen. Mit der Hypo Tirol Bank sowie der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich wurde 2007 der Kreis der Gründungsaktionäre geschlossen. „Die Banken verstehen sich rein als Finanzpartner, die unsere industrielle Expertise ergänzen möchten“, erzählt Kühhas.

Kleiner Radius, klarer Fokus

Trotz des geografischen Bezugs im Namen hat die Tyrol Equity AG einen deutlich größeren Fokus: „Rein in Tirol können wir keine solche Holding aufbauen, deswegen müssen wir uns im Umfeld umschauen und investieren in spannende Firmen 500 km Luftlinie um unseren Sitz herum“, sagt Kühhas. Auf den ersten Blick erstaunt die Beschränkung, denn der Radius erscheint für einen Investor eigentlich meist zu niedrig. „Wir wollen die Unternehmen mit dem Auto erreichen können, die Sprache und die Kultur verstehen. Dazu gehört auch, dass man beispielsweise das Handelsregister lesen kann“, nennt er weitere Hintergrundüberlegungen. Darüber hinaus bestimmt auch der gewählte Branchenfokus das Investitionsverhalten: nur Industrie – keine Dienstleistungen, kein Tourismus, kein Handel und keine Banken. „Außerdem muss das Unternehmen zwingend einen USP haben, gerne auch versteckt“, gibt er ein weiteres Auswahlkriterium preis. Die einzigartige Stellung sei wichtig, so Kühhas, um auf dieser Basis den weiteren Erfolg auszubauen.

Meist drei bis sechs Monate

Innerhalb der ersten acht Monate nach Aufnahme des operativen Betriebs im Januar 2008 wurden über 80 Unternehmen analysiert, bis Oktober 2010 hat sich diese Zahl auf 220 erhöht. Ein Teil des Dealflows entstammt dem eigenen Netzwerk, den wesentlich größeren Anteil steuern M&A-Berater, Rechtsanwälte sowie Banken bei. Haben Kühhas und sein Team nach dem ersten Infohappen Appetit auf mehr Details bekommen, finden Gespräche mit dem Unternehmer statt. Wenn beide – der Unternehmer als Verkäufer und Tyrol Equity als potenzieller Käufer – mit den Ergebnissen zufrieden sind, geht es mit einer Due Diligence weiter. Im Regelfall sei eine Transaktion innerhalb von drei bis sechs Monaten abgeschlossen, einige Gespräche ziehen sich aber auch bereits über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren. „Wir investieren Zeit, und auch die Unternehmer brauchen Zeit, sich zu lösen. Da kann es keine Quick Deals geben“, zeigt Kühhas Verständnis für die Befindlichkeiten des Mittelstands.

Mützen und Federn

Bislang hat die Gesellschaft zwei Investments getätigt. Bei Eisbär, dem bekannten Hersteller von Skimützen, war bereits einer der Aktionäre von Tyrol Equity beteiligt. „Wir haben einen der Co-Investoren abgelöst“, erläutert Kühhas. Für das Engagement sprach aus seiner Sicht, dass es sich um ein gut geführtes Unternehmen mit einer tief verankerten Marke handelt. So ist Eisbär beispielsweise seit über 30 Jahren offizieller Mützenausstatter österreichischer Skinationalteams mit Akteuren wie Toni Sailer, Hansi Hinterseer oder Anita Wachter. „Das Unternehmen entwickelt sich gut – auch im Rahmen der hohen Erwartungen“, äußert Kühhas zufrieden. Einen anderen Hintergrund hat der Einstieg bei Suspa, dem zweiten Investment. Der Hersteller von Gasfedern wurde 1998 von der Unternehmerfamilie an den Finanzinvestor Silverfleet veräußert, der laut Kühhas aber eine nicht zielführende Strategie verfolgte und das Unternehmen 2008 an das Management abgab. Kurz danach wurde ein Geldgeber mit operativem Know-how gesucht, und Tyrol Equity stieg im Zuge einer Kapitalerhöhung ein. Bei der Neuausrichtung wurden die Geschäftseinheiten von acht auf vier reduziert und die Nischenstrategie ausgebaut. „Beispielsweise ist Suspa mit einem Anteil von 60% Weltmarktführer bei Waschmaschinendämpfern“, freut sich Kühhas.

Ausblick

Für die kommenden Monate schaut der promovierte Jurist Kühhas positiv in die Zukunft: „Die Krise der vergangenen zwei Jahre hat vielen Unternehmen die Bilanzen und damit den Wert verhagelt. Also haben viele Unternehmer weitergearbeitet, obwohl sie sich eigentlich zurückziehen wollten.“ Wenn sich dieser Stau auflöse, stehe seine Gesellschaft als Ansprechpartner bereit. Aktuell seien jedenfalls drei Deals in einer heißen Phase, davon könnte einer in diesem Jahr noch abgeschlossen werden. Mittelfristig, sprich in sechs bis acht Jahren, könne außerdem ein Börsengang eine Option sein. Vielleicht wird dann auch der ursprünglich angedachte Name „Tyrol Industries“ benutzt. Kühhas: „Als wir mit der leeren Hülle einer AG anfingen, kam uns der Name etwas großspurig vor. Heute würde er aber gut unseren unternehmerischen Ansatz auf den ersten Blick deutlich machen.“

Torsten Paßmann


Kurzprofil Tyrol Equity AG

Typ:                                                     Finanzinvestor

Standort:                                              Innsbruck

Gründung:                                            2007

Zahl der Investment Professionals:          3

Portfoliounternehmen:                            2

Verwaltetes Kapital:                              30 Mio. EUR

Branchenfokus:                                     Industrie

Internet:                                               www.tyrolequity.com