Nach Studium und Ausbildung hat der gebürtige Hamburger Franco Ottavio Mathias in Ostdeutschland einen Heizungssanitärhandel aufgebaut. Aus der so entstandenen Affinität zum Handwerk resultierte 1996 die Gründung der Handwerk Consult Mittelstandsberatung e.K. mit den Schwerpunkten Sanierung, Coaching und Nachfolge. Im Zuge dieser Tätigkeit ist dann die Handwerk Capital Management Ltd. & Co. KG entstanden, deren Geschäftsführer Mathias ist. Der Name des Unternehmens ist dabei Programm.
Zinsen statt Anteile
„Mein Fokus aus der Historie der Beratung sind Kleinbetriebe mit einem Umsatz von einigen 100.000 bis zu 20 Mio. EUR. Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht, dieser Klientel den Zugang zu wirtschaftlichem Eigenkapital zu ermöglichen. Daher engagieren wir uns dort, wo man mit Investments von 10 bis 150.000 EUR noch etwas bewegen kann“, erläutert Franco Mathias, Kopf von HCM Handwerk Capital Management, wie es 2006 zur Gründung der Beteiligungsgesellschaft kam, in der er auch seine seit 2003 betriebenen Business Angel-Aktivitäten bündelte. Der größte Teil seiner Investments bewege sich dabei im Bereich um die 60.000 EUR, die Mindestlaufzeit betrage in der Regel 60 Monate inklusive zwölf Monate Kündigungsfrist, so Mathias weiter. HCM verfolgt das Ziel einer jährlichen Gesamtrendite von 18 bis 20%. Diese setzt sich grundlegend aus einer fixen Verzinsung von derzeit mindestens 12% und einer anteiligen Gewinnverzinsung auf die zu erwartenden durchschnittlichen Jahresergebnisse zusammen. Damit bestehen vom ersten Monat an Rückflüsse durch das eingesetzte Kapital. Knapp 80 Investoren, meist Privatleute, Geschäftsführer und gestandene Unternehmer, halten ca. 2 Mio. EUR auf Abruf für Investments bereit, 1 Mio. EUR hat HCM aus eigenen Mitteln zur Verfügung gestellt.
Einsatz gefordert
HCM konzentriert sich auf Kleinunternehmen unterschiedlichster Branchen wie beispielsweise aus dem verarbeitenden Gewerbe, Bau und Handwerk, Groß- und Einzelhandel, Dienstleistungen sowie Spedition und Logistik. Nach Angaben von Mathias investiert HCM in Unternehmen jeglicher Unternehmensphasen mit einer positiven und nachhaltigen Entwicklungsperspektive. Auch Start-ups sind durchaus interessant. „Unternehmen, die wir finanzieren, müssen von der Ertrags- und Liquiditätsseite kapitaldienstfähig sein, die Personen, die dahinterstehen, müssen überzeugen und sollten nicht beratungsresistent sein“, formuliert Mathias wichtige Anforderungen an potenzielle Beteiligungsunternehmen. Alle Anfragen werden zunächst einem „Quick-Check“ unterzogen; ist das Geschäftsmodell verständlich und bietet das Unternehmen Entwicklungsmöglichkeiten, so folgt als nächster Schritt ein persönliches Gespräch. Dabei erwartet Mathias, dass die Unternehmer zu HCM nach Quickborn reisen, um die Ernsthaftigkeit ihrer Anfrage zu unterstreichen. „Zudem möchte ich den Leuten mit meinem Team in die Augen schauen“, ergänzt er.
Nutzen für die Unternehmen
Die Generierung von wirtschaftlichem Eigenkapital durch stille Beteiligungen bewirke bei Finanzierungspartnern vielmals eine positivere und schnellere Kreditvergabebereitschaft, weiß Mathias. Auch habe die Erfahrung der letzten vier Jahre gezeigt, dass beispielsweise bei Betrieben, die ein Stammkapital von 25.000 EUR besitzen und ihr Eigenkapital über stille Beteiligungen verbessern, Fremdkapital um das Zwei- bis Zweieinhalbfache gehebelt werden kann. „Mit 30% Eigenkapitalquote sind sie ja plötzlich ganz anders aufgestellt“, beschreibt Mathias den Nutzen für die Unternehmer.
Der Weg zum erfolgreichen Exit
Alle Unternehmen, an denen sich HCM beteiligt, werden gleichzeitig Kunden der Handwerk Consult Mittelstandsberatung und erhalten von dieser ein sogenanntes Mini-Controlling, um allen Anspruchsgruppen unterjährig Transparenz zur finanziellen Situation des Unternehmens zu verschaffen. Da es sich bei den Beteiligungsobjekten in der Regel um inhabergeführte Betriebe handelt, sei eine Risikolebensversicherung für den Fall, dass die Unternehmensleitung verstirbt, ebenso Teil der Beteiligungsbedingungen, unterstreicht Mathias, der von den zu finanzierenden Unternehmen zudem ein notarielles Schuldanerkenntnis erwartet, das greift, wenn Gelder falsch verwendet werden. Den Exit vollzieht HCM zum Nominalwert, die Rückführung verläuft in der Regel ordnungsgemäß. Bei bisher 20 Investments gab es erst zwei Ausfälle, berichtet Mathias, vier Investoren hätten bereits erfolgreich einen kompletten Exit vollzogen.
Regionale Ausdehnung
An der geografischen Ausrichtung ist die erfolgreiche Entwicklung von HCM abzulesen. Lag der Schwerpunkt zu Beginn der Beteiligungsaktivität vor allem auf Hamburg, Schleswig-Holstein und dem nördlichen Niedersachsen, so setzte über Anfragen aus der Beratungs- und Investorentätigkeit von HCM sowie Presseberichten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen Zeitung und dem Handelsblatt die überregionale Ausrichtung ein. Inzwischen stellt Mathias HCM bundesweit auf, dabei greift er nicht auf eigene Gesellschaften, sondern auf sogenannte Anlaufstellen in Berlin, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt und Biberach zurück. In Dresden und im bayerischen Raum führt Mathias aktuell Verhandlungen zum Aufbau entsprechender Dependancen. Seit November 2010 leitet Mathias zudem federführend das von ihm initiierte Business Angels Hanse Netzwerk (B.A.H.N.), das u.a. den Bereich der Hanse bis Schwerin und Rostock abdeckt. Zudem ist HCM beim Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) und beim BVK gelistet.
Ausblick
Derzeit setzt HCM eine regionalspezifische Nachfolgedatenbank für Kleinunternehmen auf. In diesem Bereich fehle für die regionale Vermarktung von Unternehmensnachfolgen komplett die Markttransparenz, ist sich Mathias sicher. Das neueste Projekt ist die Entwicklung eines Eigenkapital-Aufbauplans gemeinsam mit einer Hamburger Genossenschaft. Dabei wird das Prinzip des Bausparvertrags auf die Unternehmensebene übertragen. Mathias: „Unternehmer, die zum Beispiel wissen, dass in drei Jahren eine Investition ansteht, für die Eigenkapital benötigt wird, können so über 36 Monate ca. 45% der anvisierten Kreditsumme ansparen, der Rest wird zum Auszahlungszeitpunkt als mezzanines Darlehen ausgezahlt.“ Diesen Baustein in das Beteiligungsmodul zu integrieren, bezeichnet Mathias als einen wichtigen Meilenstein für das Jahr 2011. Darüber hinaus genießt die Ausweitung des Fundraisings bei Family Offices aufgrund der stetig steigenden Nachfrage nach Kapital höchste Priorität. Erste Rahmenvereinbarungen seien dabei bereits getroffen, unterstreicht Mathias. Neben der erfolgreichen Einbindung zusätzlicher Außenstellen steht überdies eine Stärkung von B.A.H.N. sowie des Beteiligungsmoduls, unter anderem durch Veranstaltungen bei Industrie- und Handelskammern in ganz Deutschland, auf dem Plan.
Max Eckhardt
redaktion(at)vc-magazin.de
Portfolio-Unternehmen (Auswahl)
Name // Geschäftsfeld // Sitz // Beteiligt seit
Therapiezentrum Baumgarten // Interdisziplinäre Praxis // Norderstedt // 2007
Gebr. Lange & Söhne Brunnenbau // Brunnenbau/Geothermie // Halstenbek/Schermbeck // 2008
P.CO Trading // Außenhandel mit Tiefkühlbackwaren // München // 2008
Kurzprofil: HCM Handwerk Capital Management Ltd. & Co. KG
Typ: Kapitalbeteiligungsgesellschaft
Standort: Quickborn
Gründung: 2006
Zahl der Investment Professionals: 3
Verwaltete Fonds: Pool aus Investoren/Kapitalgebern
Verwaltetes Kapital: ca. 3 Mio. EUR
Internet: www.hcminfo.de