VC Magazin: Wie gestaltet sich die Situation auf dem Sekundärmarkt für Limited Partnership-Anteile an Private Equity-Fonds derzeit? Dominieren die Käufer oder die Verkäufer?
Hansing: Der Markt ist in Bewegung. Mit der allgemeinen wirtschaftlichen Erholung und dem Aufschwung am Primärmarkt nimmt auch das Secondary-Geschäft weiter an Fahrt auf. Hatte es nach dem Ausbruch der Krise 2008 zunächst kaum Capital Calls gegeben, tätigen die General Partners jetzt wieder vermehrt Investments und rufen das zugesagte Kapital ab. Zum Beispiel aufgrund der zwischenzeitlichen Währungsentwicklung schießen die Beträge aber häufig über das Allocation Limit der Investoren hinaus, darum wollen sich unter anderem einige von ihren Positionen trennen. Das sehen wir derzeit gerade bei amerikanischen Pensionskassen und Universitätsstiftungen. Der Sekundärmarkt bleibt also ein Käufermarkt. Die Preise haben mittlerweile aber angezogen: Abschläge von bis zu 30% wie noch vor Kurzem üblich müssen Verkäufer heute eher weniger hinnehmen. Wer ein Portfolio mit wirklich interessanten Assets anbietet, kann momentan zu guten Konditionen verkaufen.
VC Magazin: Welche Rolle spielen Banken und Versicherungen als Verkäufer?
Hansing: Gerade Banken verkaufen vor dem Hintergrund gestiegener Anforderungen an die Kapitalhinterlegung verstärkt ihre LP-Positionen. Diese Entwicklung war bereits im vergangenen Jahr zu beobachten und wird noch einige Jahre andauern, schließlich haben die Banken weltweit gewaltige Summen in die Private Equity-Branche investiert. Versicherungen warten hingegen häufig noch ab, was die neuen Regelungen durch Solvency II konkret bedeuten werden. Es gibt bereits Portfolioverkäufe, allerdings nicht in dem Maße, wie wir es bei den Banken beobachten. Bei Neuengagements halten sich viele Versicherungen jedoch zurück.
VC Magazin: Welche Entwicklungen beobachten Sie auf der Käuferseite?
Hansing: Die wichtigsten Käufer sind nach wie vor spezialisierte Secondary-Investoren wie Coller Capital. 2010 wurden allerdings häufig Positionen angeboten, die teilweise noch bis zu 50% und mehr offene Commitments beinhalteten. Solche Opportunitäten sind bei den klassischen Secondary Playern unbeliebt, weil noch viel Kapital nachgeschossen werden muss und man teilweise „die Katze im Sack“ kauft. Hier boten sich attraktive Gelegenheiten für andere Investoren, die durch einen Kauf auf dem Sekundärmarkt ihre Anteile an einem bestimmten Fonds aufstocken konnten, und zwar zu weitaus günstigeren Konditionen oder gar zum Nulltarif.
VC Magazin: Für welche Investitionsthemen und Auflegungsjahre bietet der Sekundärmarkt derzeit attraktive Einstiegsmöglichkeiten?
Hansing: Es gibt im Moment ein großes Angebot. Käufer sollten aber ganz genau hinschauen und prüfen, aus welchen Assets sich die Portfolios zusammensetzen, und unter anderem darauf achten, welche Covenant-Bestimmungen bezüglich der Kreditvereinbarungen in Portfoliogesellschaften enthalten sind. Für uns als Value-Investor stehen keine bestimmten Themen im Mittelpunkt, wir diversifizieren über Geografien, Branchen und Auflegungsjahre hinweg und suchen nach Assets, die Wachstumsperspektiven bieten und dauerhaft Werte erhalten, auch über Konjunkturzyklen und Blasen hinaus.
VC Magazin: Coller Capital befindet sich derzeit im Fundraising für den Fonds Coller International Partners VI. Mit welchen Argumenten überzeugen Sie Ihre Investoren vom Private Equity-Sekundärmarkt?
Hansing: Mit unserem sechsten Fonds streben wir ein Volumen von 5 Mrd. USD an, im April gab es ein First Closing bei 1,25 Mrd. USD. Wir kommen also gut voran und erhalten positives Feedback von unseren Investoren. Wir punkten vor allem mit unserem Track Record und dem Geschäft einerseits mit LP-Anteilen und andererseits mit Direct Assets als zwei Standbeinen. Auch wir beobachten jedoch, dass das Fundraising sich verändert hat: Potenzielle Investoren prüfen ihre Engagements viel intensiver als noch vor der Finanzkrise. Das ist eine positive Entwicklung, weil dadurch ein tieferes Verständnis erreicht wird, verlängert aber auch die Prozesse. Die Investoren haben höhere Ansprüche, deshalb wird es für den einen oder anderen Fondsmanager zu Enttäuschungen kommen.
VC Magazin: Wichtigstes Investitionskriterium ist und bleibt die Rendite. Wie haben sich die Rückflüsse von Sekundärmarktfonds zuletzt entwickelt?
Hansing: Secondary-Investments haben generell den Vorteil, dass das Risiko hochgradig gestreut ist und in einem sehr vorteilhaften Verhältnis zum Return steht. Positiv aus Investorensicht ist auch der sogenannte Early Cash on Cash-Effekt: Das investierte Kapital fließt schneller zurück als im Primärmarkt, die J-Curve verläuft meist positiv. Dadurch, dass der M&A-Markt wieder angelaufen ist und die Verkäufe der GPs steigen, nehmen auch die Rückflüsse für die LPs wieder zu. Das gilt auch für Secondary-Investoren. Zu den Renditen von Sekundärmarkt-Fonds liefern Zahlenanbieter unterschiedliche Daten. Die IRRs, die Coller Capital erzielt hat, lagen bei allen ausinvestierten Fonds bei über 20%.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hansing!
Zum Gesprächspartner
Axel Hansing ist Partner beim Secondary-Investor Coller Capital. Die Gesellschaft hält Beteiligungen an mehr als 200 Private Equity-Fonds und an mehr als 2.500 Portfoliounternehmen weltweit. Der aktuelle Fonds Coller International Partners V hat ein Volumen von 4,8 Mrd. USD.