Konsequenterweise Xing zur Bibel beruflichen Erfolgs zu erklären und sich hinter E-Mails und Kurznachrichten zu verstecken, führt meist jedoch nicht zum Ziel. Gerade in einer computeraffinen Branche wie dem Internet-Business sind Real Life-Kontakte unabdingbar. Branchen-Events wie die Konferenz Next11 spielen dabei eine zentrale Rolle: Selten haben Gründer die Möglichkeit, sowohl Fachpublikum als auch internetaffine, potenzielle User an einem Ort zu erreichen. Ideale Bedingungen also, um die eigene Start-up-Idee einem großen Publikum vorzustellen und vor allem relevante Einzelgespräche zu führen.
Noch immer ziehen viele Gründer es vor, am Anfang lieber „im Verborgenen“ an ihrer Idee zu tüfteln, bis diese marktreif scheint. Dabei riskieren sie Fehler, auf die sie der eine oder andere Profi aufmerksam gemacht hätte. Persönlicher Austausch sollte ein Start-up von Anfang an begleiten und beginnt im Familien- und Freundeskreis.
Der nächste Schritt führt dann zu den Branchenprofis auf Konferenzen, Messen und Branchen-Events. Diese können – für Start-ups oft unerschwingliche – Marktforschung und Entwicklergespräche ersetzen oder zumindest ergänzen. So nutzte etwa das Start-up Fast Forward die Blogger-Konferenz re:publica11 zum Crowdsourcing und stellte eine geschlossene Alpha-Version ihrer Mobile App Gigalocal vor. Gemeinsam mit dem Publikum arbeiteten die Gründer an der Verbesserung ihres Produktes.
Eine weitere Hürde ist die Frage der Finanzierung. Die Ansprache des richtigen Investors gilt als Schlüssel zum Erfolg. Auch hier liegt eine große Chance in Events wie dem Next Elevator Pitch: Selbst diejenigen, die nicht auf dem Siegertreppchen stehen, profitieren vom Feedback der Experten-Jury – und können zudem das persönliche Netzwerk erweitern.
Wer es schafft, internationale Branchengrößen wie Mike Butcher und Marco Börries – zwei der Jury-Mitglieder von Next Elevator – von seiner Idee zu überzeugen, der weiß, auf welche Aspekte Investoren achten. Wer es nicht schafft, kann deren Feedback im nächsten Pitch umsetzen. Zudem treffen die Gründer vor Ort auf das Who is Who der europäischen Venture Capital-Szene. Das ist die perfekte Ausgangslage, um auszutesten, welcher Investor zu einem Gründer passt. Denn letztendlich entscheiden nicht nur reine Zahlen über ein Investment, auch auf der persönlichen Ebene muss die Zusammenarbeit funktionieren.
Wir müssen uns eingestehen, dass die Amerikaner uns Europäern in der Start-up-Branche weit voraus sind. Barack Obama hat erkannt, dass die Gründer der Motor der Wirtschaft sind, und fördert diese mit seinem „Startup America Partnership“-Programm. Umso mehr sollte die digitale Wirtschaft auf ihren Branchentreffen hierzulande denen eine Bühne geben, die das Internet von morgen machen. Pitch-Formate ebnen den Weg zu einer europäischen Gründerkultur.
Zum Autor
Sarik Weber ist Gründer und Geschäftsführer der Gründerschmiede Hanse Ventures. Hanse Ventures initiierte und organisierte als Partner das Start-up-Format Next Elevator auf der diesjährigen Next Conference. Next Elevator ist ein Pitch-Wettbewerb, der internationalen Start-ups eine Plattform bietet, ihre Gründungsidee vor einer renommierten Experten-Jury der Venture Capital-Szene zu präsentieren.