Wandel in der mobilen Welt
„Kaum ein Industrie- und Dienstleistungsunternehmen wird im Zusammenklang mit Forschung und Technologieentwicklung der ICT-Branchen unberührt bleiben“, hat Prof. Dr. Arnold Picot von der LMU München mit der Zukunftsstudie „ICT 2030“ die vor uns liegenden Potenziale belegt. Das Suchen nach der Killerapplikation oder das Aufspringen auf gerade aktuelle Hypes, z.B. bei Smart Grid, E-Mobility oder App Creation, wird sicher nicht nachhaltig erfolgreich sein, wenn nicht mit den Mythen der bisherigen Geschäftsmodelle gebrochen und den veränderten Rahmenbedingungen Rechnung getragen wird. Zum einen hat man es mit langen Inkubationszeiten des Wandels zu tun, bis Infrastruktur und Rahmenbedingen für wirtschaftlich erfolgreichen Nutzen geschaffen sind. Hier gilt es, die Opportunitäten in den einzelnen Marktphasen früh zu identifizieren. Zum anderen wird dies überlagert von einem schnellen technologischen Wandel, neuen Schlüsseltechnologien sowie strukturell veränderten Wertschöpfungspotenzialen. Bestehende Geschäftsprozesse werden tiefgreifend mobilisiert und neue Einsatzpotenziale verändern die traditionelle Industrie und schaffen neue Industrien.
Wandel des Mobilfunkmarktes
Sieht man auf die Veränderungen der Mobilindustrie in den letzten 20 Jahren, so erkennt man die gravierenden Veränderungen der Rollen der Operators, der Geräteanbieter und der Serviceanbieter. Mobile Operators haben überwiegend Mobilnetze mit mobiler Breitbandkapazität weltweit entstehen lassen (Regulierungsziel). Damit haben sie jedoch auch Serviceanbietern aus anderen Märkten Zugang zu ihren Endkunden ermöglicht (Apple, Google, Microsoft). Die traditionellen Geräteanbieter konnten entweder erfolgreich die Zulieferrolle einnehmen, sie konnten sich aber auf Dauer nicht neben ihren Hauptkunden, den Mobile Operators, positionieren (Nokia). Neue Marktteilnehmer wie Google und Apple konnten hier eine direkte Kundenbindung über mobile Service- und Geräteangebote erreichen. So dominieren auf absehbare Zeit z.B. Apple, Android und Windows als die favorisierten Plattformen auf der Geräteebene (Phone, Display) und Android sowie Windows als Embedded Solutions für Geräte, Auto oder Gebäude. Für die Skalierung der Märkte ist also offenbar der homogenere internationale Geräte- und Servicemarkt ein entscheidender Vorteilsfaktor.
Das Internet der Dinge
Offensichtlich ist, dass neue Schlüsseltechnologien, neue Architekturen und neue Player, deren Rolle und Funktion gepaart mit preisgünstiger Verfügbarkeit eine wesentliche Ingredienz für das prognostizierte international rasante Mobile-Marktwachstum darstellen. Das Internet der Dinge öffnet eine neue Tür, für die vor 20 Jahren mit Electronic Dust zwar die ersten Ideen vorhanden waren, aber Technologie und Kosten keine Realisierung erlaubten. In diesem Segment kommt es für Innovationsinitiativen darauf an, Blockierer und Enabler frühzeitig zu ermitteln, den Weg zu horizontalen Lösungsmodulen für den Massenmarkt zu bereiten und die Partner neuer Wertschöpfungsketten zu einem effizienten Zusammenwirken zu führen.
Mobile Sicherheit als Innovationstreiber?
Wird ICT Security ein wesentliches Element des Paradigmenwechsels sein? Zunehmend kommt ihr die herausragende Rolle zu, welche die Zukunftsstudie „ICT 2030“ ihr vorausgesagt hat. Von persönlichen Daten, Identity und Autorisierung, Schutz sicherer Infrastrukturen bis zu Cyber Defence/Crime/Attack reicht das Themenspektrum. Sicherheit hat wohl die Chance, sich zukünftig zum relevanten neuen Produktdifferentiator zu entwickeln. Im Rahmen eines Symposiums hat Dr. Kpatcha Bayarou vom Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie in Darmstadt ein tief greifendes Umdenken zu Security by design gefordert. Bei der gleichen Veranstaltung hat Dr. Kay Grassie, CTO von Giesecke & Devrient, „Secure Solutions for Trusted Services around the mobile … and conneced devices“ als notwendige Voraussetzung identifiziert, um die erkennbaren neuen Marktpotenziale zu erschließen. Zieht man den zukünftigen Wandel unseres gesamten Smart Environments in Betracht, ob Smartphone, -Display, -Wall, -Table oder Smart Point of Sale, so erkennt man die Tragweite und die Chancen.
Fazit:
Neue Geschäftsmodelle in diesem Wandel abzubilden, ist eine große Herausforderung. Unter sich schnell wandelnden Rahmenbedingen von Technologie, Wertschöpfungsstufung, Recht, Partnern und Produktfunktion braucht es effiziente Verfahren der Strukturierung von Geschäftsmodellen und der Evaluierung von Ökosystemen.
Zu den Autoren
Curt Winnen (li.) ist Geschäftsführer des Munich Network (Link), Dr. Bernd Wiemann, bis vor Kurzem Leiter der Vodafone Group R&D Munich, ist Vorsitzender des Lenkungskreises mobile@all. Mit dieser neuen Initiative will Munich Network Innovationen sowie die Entwicklung neuer Geschäftsfelder, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle im Wandel der Möglichkeiten der mobilen Kommunikation fördern. Auf das Mai-Symposium 1st mobile@all folgten Special Interest Groups zu bestimmten Schwerpunktthemen.