VC Magazin: Der Crash an den Börsen im August hat bei vielen Anlegern die Angst vor einer erneuten Krise und dem Zusammenbruch des Euro geschürt. Wie schätzen Sie die Lage aktuell ein? Greetfeld: Ich erwarte, dass die Lage an den Börsen in den kommenden Monaten anfällig für Rückschläge bleiben wird. Die Entwicklung am Aktienmarkt wird wesentlich von der weiteren Entwicklung in der Krise der Europäischen Währungsunion (EWU) bestimmt werden. Im September und Oktober stehen in vielen EWU-Ländern wichtige Abstimmungen in den nationalen Parlamenten zum Rettungsschirm EFSF und zum zweiten Hilfspaket für Griechenland an. Solange der Ausgang nicht bekannt ist, dürfte der Aktienmarkt bestenfalls in einer volatilen Seitwärtsbewegung bleiben. VC Magazin: Bereits seit der Lehman-Pleite sitzt der Schock besonders bei Privatanlegern tief, aus Aktienanlagen ziehen sie sich immer mehr zurück. Ist die Börse im 21. Jahrhundert nur noch ein Parkett für Experten? Greetfeld: Derzeit gibt es wichtige strukturelle Veränderungen – wie z,B. die Schuldenkrise in der EWU, aber auch die zunehmende Erkenntnis, dass Geld- und Fiskalpolitik in den USA als effektive Instrumente zur Konjunktursteuerung an ihre Grenzen stoßen. In diesem Umfeld kann man als Anleger weniger von den Erfahrungen der Vergangenheit profitieren und man bewegt sich zunehmend in "ökonomischem Neuland". Dies macht es für Privatanleger und institutionelle Investoren gleichermaßen zu einer besonderen Herausforderung gute Entscheidungen zu treffen. VC Magazin: Auch die Aktien von börsennotierten Beteiligungsgesellschaften erlebten in der vergangenen Woche teilweise heftige Turbulenzen. Wo sehen Sie diese Werte mittel- bis langfristig? Greetfeld: Auch die Kurse dieser Gesellschaften werden deutlich vom allgemeinen Konjunkturzyklus und seinen Auswirkungen auf Unternehmensgewinne und Aktienmarktbewertung beeinflusst. Eine geschickte Wahl der Beteiligungen kann diesen Einfluss nur begrenzt verringern. Die langfristigen Aussichten sind – wie für die Börse im Allgemeinen – trotz der besonderen Risiken in den kommenden Monaten vielversprechend, wobei die größere finanzpolitische Stabilität in Deutschland, im Vergleich zu anderen Ländern, ein Pluspunkt ist.
VC Magazin: Börsengänge sind ein wichtiger Exitkanal für Beteiligungsgesellschaften. Haben sich durch den Börsencrash die IPO-Fenster wieder geschlossen? Greetfeld: Wie so manches im Leben ist dies auch eine Frage des Preises und damit in diesem Fall eine Frage der Aktienbewertung. Für die kommenden Monate dürften die erzielbaren Bewertungen angesichts der aktuellen Unsicherheiten unter Druck bleiben. In diesem Umfeld wird manche Beteiligungsgesellschaft dann nicht geneigt sein, sich von einer Beteiligung trennen zu wollen. VC Magazin: Danke für das Gespräch!