VC Magazin: Sie haben gerade das First Closing ihres dritten Fonds bei 51 Mio. EUR bekanntgegeben. Welche Zwischenbilanz ziehen Sie aus Ihrem bisherigen Fundraising-Prozess?
Köhler: Fundraising ist zurzeit eine schwierige Angelegenheit. Die ganze europäische Venture Capital-Szene war in den vergangenen Jahren nicht besonders erfolgreich, und selbst die erfolgreichen Fonds haben keine großen Rückflüsse an ihre Investoren ausgezahlt. Dementsprechend haben viele Limited Partner mittlerweile keine Allokationen mehr frei für Wagniskapital. Gleichzeitig haben auch viele Börsenanlagen schlecht performt, so dass insgesamt gerade eine gewisse Investitionszurückhaltung herrscht.
VC Magazin: Wie viel Zeit hat Ihr Fundraising bis zum First Closing in Anspruch genommen?
Köhler: Wir sind im zweiten Halbjahr 2010 gestartet und hatten ursprünglich damit gerechnet, den Fonds schon ein wenig früher schließen zu können. Aber auch mit einem sehr guten Track Record muss man momentan viel Überzeugungsarbeit leisten.
VC Magazin: Was sind die größten Vorbehalte institutioneller Investoren derzeit?
Köhler: Das Problem ist, dass die Assetklasse Venture Capital – und besonders europäisches Wagniskapital – als nicht profitabel eingestuft wird. Viele fragen sich, ob amerikanisches Venture Capital nicht besser performe als europäisches und haben zudem Vorbehalte, weil hierzulande der Staat eine so große Rolle im Frühphasenbereich spielt. Hier gilt es dann aufzuklären und auf den eigenen Track Record zu verweisen.
VC Magazin: Wer sind die Investoren Ihres dritten Fonds?
Köhler: Das Management selbst ist mit 15 Mio. EUR investiert, eine ähnlich hohe Summe stellt der European Investment Fund. Der Rest des Kapitals stammt von Privatanlegern und Family Offices. Institutionelle Investoren haben sich bislang nicht committet, es laufen allerdings noch Gespräche.
VC Magazin: Wann möchten Sie den Fonds final schließen?
Köhler: Wir rechnen mit dem Final Closing zum Ende des Jahres oder im ersten Quartal 2012. Wir sind derzeit nicht mehr aktiv im Fundraising-Modus, sondern konzentrieren uns auf bereits laufende Investmentprozesse. Angestrebt ist ein Gesamtvolumen von 80 Mio. EUR – damit fallen wir aus dem Fokus vieler großer Dachfonds. Zu groß soll der Fonds jedoch auch nicht werden, denn die reine Größe korreliert nicht automatisch mit höherer Rentabilität.
VC Magazin: Warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um in einen europäischen Venture Capital-Fonds zu investieren?
Köhler: Es gibt derzeit keinen großen Wettbewerb unter den Investoren, aber viele spannende neue Themen. Weil die gesamtwirtschaftliche Lage eher unsicher ist, sind die Einstiegsbedingungen gerade sehr attraktiv. Mit einem wirtschaftlichen Aufschwung bieten sich zudem gute Entwicklungsmöglichkeiten für Portfolio-Unternehmen – und interessante Exit-Chancen.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.