VC Magazin: Für viele Venture Capital-Gesellschaften scheinen Expansionsfinanzierungen spannender als Seed-Investments. Spüren Sie hier einen neuen Wettbewerb?
Money-Kyrle: Die typischen Ziele für Wachstumsfinanzierungen von Venture-Fonds sind junge Unternehmen, die sich zwar etabliert haben und über Kunden und Produkte verfügen – allerdings sind sie häufig noch vom Break-even entfernt oder sind noch sehr klein. Buyout-Gesellschaften wie wir finanzieren auch Wachstum, allerdings handelt es sich hierbei um sehr profitable Firmen, die beispielsweise neue Auslandsmärkte erschließen oder ihre Produktionskapazitäten erweitern wollen. Daher adressieren Venture- und LBO-Fonds in der Regel andere Kundengruppen. Bei kleineren Firmen mit einem Enterprise Value von z.B. unter 25 Mio. EUR können sich beide Seiten jedoch begegnen. Einen Wettbewerb erwarte ich hier aber nicht, da die Nachfrage für Eigenkapital im kleineren Marktsegment selbst ein gemeinsames Angebot noch übersteigt.
VC Magazin: Welchen grundsätzlichen Bedarf an Expansions- und Wachstumsfinanzierungen sehen Sie derzeit? In welchen Branchen gibt es die besten Opportunitäten?
Money-Kyrle:Obwohl die allgemeinen Wachstumsprognosen nicht mehr so aggressiv wie noch zu Jahresbeginn sind, gibt es immer Bedarf an Wachstumskapital. Auch in Zeiten mit niedrigem Wirtschaftswachstum wollen Unternehmer ihre Geschäfte erweitern. Die Branche halte ich für weniger wichtig, es kommt auf gute Unternehmer an. Denn die können in jeder Phase Wachstum generieren.
VC Magazin: Sie sind Ende 2010 ins Fundraising für Ihren dritten Fonds gegangen. Welche Erfahrungen haben Sie bislang gemacht?
Money-Kyrle: Dachfonds stellen aus meiner Sicht derzeit die betreuungsintensivste Investorengruppe dar, da sie häufig einem gewissen Standardisierungsansatz folgen, gerade wenn es um Vertragsverhandlungen geht. Dazu müssen sie einerseits selbst Geld einsammeln, andererseits weisen viele größere Fonds, die in den Jahren 2005 bis 2007 Geld gesammelt haben, noch wenig Rückflüsse und zum Teil eine sehr schlechte Performance auf. Wer damals als institutioneller Investor erstmals in bekannte Markennamen mit Riesenfonds investiert hat, zeigt sich nun abwartend – ebenso wie Versicherungen, die mit Bilanzauflagen kämpfen müssen. Da sich die von uns beratenen Fonds glücklicherweise sehr positiv entwickelt haben, konnten wir im Juni das First Closing bei 104 Mio. EUR erreichen.
VC Magazin: Welche Investmentstrategie kommt bei institutionellen Investoren gut?
Money-Kyrle: Investoren schätzen Kontinuität bei der Strategie. Außerdem sollte sie leicht zu verstehen sein und eine klare Eingrenzung haben. Kleinere Regionalfonds sind wieder „in“, aber ein rein opportunistischer Ansatz wird weniger geschätzt. Investoren erwarten viel mehr als kluge Finanzierungsstrukturen und wollen genau verstehen, wie die Private Equity-Gesellschaften beim Portfoliounternehmen einen Mehrwert geschaffen haben.
VC Magazin: Und welche Gründe sprechen hinsichtlich der Rahmenbedingungen für deutsches Private Equity?
Money-Kyrle: Für Investments in deutsche Private Equity-Gesellschaften sprechen u.a. die wirtschaftlichen Rahmendaten als größte Volkswirtschaft Europas, der starke Mittelstand und die bisher relativ geringe Penetration der Branche oder der geringe Wettbewerb unter Investoren im Vergleich zu angelsächsischen Ländern.
VC Magazin: Spüren Sie einen erhöhten Informationsbedarf, wie Sie auf Regulierungsfragen wie die AIFM-Direktive oder auf Rahmenbedingungen wie die Schuldenpolitik der EU reagieren?
Money-Kyrle: Obwohl sich die AIFM-Direktive langsam einer konkreten Umsetzung nähert, haben die Limited Partners derzeit noch wenige Fragen dazu. Die politischen Rahmenbedingungen werden nur am Rande thematisiert, z.B. in Bezug auf das eingestellte Engagement der KfW Bankengruppe als Fondsinvestor. Wichtiger sind steuerrechtliche Aspekte und Fondsstrukturen, denn die ausländischen Kapitalgeber wollen die Rückflüsse aus Fondsinvestments nicht zweimal versteuern müssen.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Torsten Paßmann.
Zum Gesprächspartner
Nick Money-Kyrle ist CEO von Steadfast Capital und Managing Partner von Fynamore Advisers LLP. Von Frankfurt und England aus berät die Buyout-Gesellschaft Fonds, die im deutschsprachigen Raum und den Beneluxländern investieren. Zu den bevorzugten Branchen gehören u.a. Nahrungsmittel, Maschinenbau und Automobilzulieferer.