VC Magazin: Zur Prüfung welcher Technologiebereiche erhalten Sie aktuell die meisten Anfragen?
See: Am häufigsten werden Gutachten im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie nachgefragt. Hier bewerten wir z.B. Vorhaben im Bereich Social Media, Social Commerce und Cloud Computing. Darauf folgen Anfragen aus dem Bereich der Biotechnologie und Pharmakologie. Hier werden aktuell vermehrt Vorhaben im Bereich der Bioverfahrenstechnik, Molekularbiologie und Genetik evaluiert.
VC Magazin: Sie beraten u.a. den High-Tech Gründerfonds im Vorfeld von Investitionsentscheidungen. Welchen Zeitraum und welche Kosten müssen für ein Gutachten veranschlagt werden?
See: Der Zeitraum, der für die Gutachtenerstellung benötigt wird, variiert zwischen zwei und sechs Wochen und ist von dem jeweils angefragten Gutachtentyp abhängig. Am häufigsten wird das sogenannte Markt- und Technik-Gutachten angefragt. Die Bearbeitung des Gutachtens dauert hier bis zu vier Wochen. Die aktuellen Preise für unsere Gutachten liegen zwischen 2.050 EUR für Kurzgutachten und 9.900 EUR (Markt-, Kunden- und Konkurrenzanalyse).
VC Magazin: Wie schätzen Sie grundsätzlich die Bereitschaft der deutschen Beteiligungsindustrie gegenüber Technologieunternehmen aktuell ein?
See: Wenn ich die Beteiligungsaktivitäten des High-Tech Gründerfonds und von Bayern Kapital als Maßstab nehme, dann sehe ich eine große Bereitschaft der Beteiligungsgesellschaften, in Technologie- und Hochtechnologieunternehmen zu investieren.
VC Magazin: Sie arbeiten mit externen Experten zusammen, um Technologien, Innovationen, Märkte und Patente zu bewerten. Wie groß ist dieser Kreis und wie setzt er sich zusammen?
See: Unser Expertenkreis setzt sich aus über 1.700 Experten aus unterschiedlichsten (Technologie-)Bereichen zusammen. Die Experten stammen aus dem Steinbeis-Verbund, der Fraunhofer-Gesellschaft sowie freien und universitären Forschungseinrichtungen. Darüber hinaus arbeiten wir mit selbstständigen Wirtschaftsprüfern und Ingenieuren zusammen.
VC Magazin: Sie bewerten u.a. die markt- und technikbezogenen Chancen und Risiken von Produkten und Technologien. Welche Problemfelder stellen Ihrer Erfahrung nach die größten Hürden bei der Entwicklung neuer Produkte dar?
See: Häufig liegen bei dem Gründer oder im Gründerteam ein hohes technologisches Know-how und gute Marktkenntnisse vor, die eine bedarfsgerechte und zeitnahe Entwicklung eines Produkts gewährleisten. Der Schutz des Know-hows z.B. über Patente und eine Überwachung des Technologieumfeldes wird aber häufig vernachlässigt.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.
Das Interview führte Torsten Paßmann.
Zum Gesprächspartner
Michael See ist Leiter des Bereichs Gutachten und Analysen beim Steinbeis-Transferzentrum Technologiebewertung und Innovationsberatung (TIB). Das Steinbeis-Transferzentrum TIB hat seinen Sitz in Mannheim und bewertet Technologien, Innovationen, Märkte und Patente für Venture Capital-Gesellschaften, Kreditinstitute, Technologiebeteiligungsgesellschaften sowie Unternehmen.