Mit Erfahrung zu neuen Herausforderungen
Der eine hat das Private Equity-Geschäft von der Pike auf bei der legendären Technologieholding gelernt und war dann Geschäftsführer bei Apax (www.apax.com). Der Zweite war achteinhalb Jahre bei dem britischen Finanzinvestor 3i (www.3i.com) und konnte dort alle Arten der Unternehmensfinanzierung kennen lernen. Der Dritte im Bunde war für die amerikanische Größe General Atlantic Partners (www.generalatlantic.com) in Europa aktiv und hat das Deutschland-Büro mit aufgebaut. Trotz dieser spannenden Karrieren haben Peter Blumenwitz, Herbert Seggewiß und Frank Henkelmann eine steigende Unzufriedenheit gespürt. „Mit der Zeit wurden die Finanzierungsrunden immer größer und wir mussten uns immer mehr mit Managern auseinandersetzen, statt mit Unternehmern. Das hat uns allen nicht gepasst“, berichtet Henkelmann, einer der drei Geschäftsführer von Aheim Capital aus Starnberg. „Jeder von uns hat eine unternehmerische Herausforderung gesucht und wollte auf Basis jahrelanger Erfahrungen in dem internationalen Private Equity-Geschäft eine neue, eine eigene Private Equity-Firma aufbauen, die sich ganz auf den attraktiven deutschsprachigen Markt konzentriert“, ergänzt Seggewiß. Da alle drei Akteure sich untereinander schon mehrere Jahre kannten, kamen sie als Team rasch zusammen. Bei der konkreten Ausgestaltung des Beteiligungskonzepts herrschte ebenso schnell Einigkeit.
Rückenwind für das erste Fundraising
„Damals wie heute sind wir der Meinung, dass es in Deutschland im Small und Mid Cap-Segment ein enormes Potenzial gibt für einen Investor, der flexibel Eigenkapital zur Verfügung stellen kann und als Partner für profitable Wachstumsunternehmen bereit steht“, erläutert Henkelmann die Überlegungen. Als erste Hürde erwies sich aber der notwendige Kapitalbedarf. „Wenn Sie als sogenannter First Time-Fonds auf Kapitalsuche gehen, stecken Sie in einem Teufelskreislauf“, meint Henkelmann. Während potenzielle Investoren erste erfolgreiche Deals sehen wollten, sei man ja gerade genau für diesen Zweck im Fundraising, erläutert er, denn ohne Fonds wiederum kein Dealflow. Allerdings hatten sie schnell eine Lösung für dieses Problem gefunden: Das Team fand in der Buchanan Gruppe aus Starnberg einen Partner, der die Mittel für die ersten Transaktionen zur Verfügung stellte – im Gegenzug agierte das Trio zu Beginn als Buchanan Capital Partners GmbH. Mit diesem Rückenwind verlief auch das Fundraising erfolgreich. Nach dem offiziellen Start 2006 erfolgte 2007 das First und 2008 das Final Closing mit insgesamt 70 Mio. EUR. Zwei Drittel dieser Summe sind bereits investiert, was noch zwei bis drei weitere Deals ermöglicht. Voraussichtlich Ende 2012 wird die Kapitalsuche für den zweiten Fonds beginnen – dann unter dem heutigen Namen Aheim Capital, der seit der Trennung von der Buchanan Gruppe Bestand hat.
Kurzprofil: Aheim Capital GmbH |
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Typ: |
Buyout-Gesellschaft |
Standort: |
Starnberg |
Gründung: |
2006 |
Zahl der Investment Professionals: |
3 |
Verwaltetes Volumen: | 70 Mio. EUR |
Anzahl Portfolio-Unternehmen: |
5 |
Internet: |
www.aheim.com |
Regionale Quellen bevorzugt
Erste Ansprechpartner werden dabei die derzeitigen, ausschließlich deutschsprachigen Kapitalgeber sein, die je zur Hälfte institutionelle Investoren und renommierte Family Offices sind. Bewusst hat sich Aheim damals nur an Kapitalgeber gewandt, die schon länger Private Equity-Beteiligungen halten und die Eigenschaften der Branche kennen, etwa die Illiquidität und die Langfristigkeit. Das erleichtere es, Beteiligungen auch langfristig zu halten, bekennt Henkelmann. Gerade die Family Offices mit ihrem aus sehr unterschiedlichen Industrien stammenden Vermögen unterstützen auch den Dealflow: „Sie engagieren sich gerne und stellen uns gelegentlich interessante Unternehmen vor. Auch stehen sie mit spezifischen Informationen zur Verfügung, wenn wir spezielle Brancheninformationen benötigen“, berichtet Seggewiß. Professionelle M&A-Berater als Quelle betrachtet Seggewiß differenziert: „Auf der einen Seite sind die Unterlagen stets gut aufbereitet, auf der anderen Seite steigt hier die Gefahr für preistreibende Auktionen.“ Als attraktiver sieht er das eigene Netzwerk an: „Jeder der drei Partner bei Aheim Capital ist schon lange in der Branche aktiv und hat gute Kontakte zu vielen Wirtschaftsprüfern oder Steuerberatern auf regionaler Ebene. Hier zählen wir den größten Dealflow und sehen die interessantesten Unternehmen.“ Diese Herangehensweise bzw. unternehmerische Zielgruppe ergänze sich hervorragend mit der beschränkten Größe der verwalteten Mittel, erklären Henkelmann und Seggewiß unisono: „In diesem Umfeld kommt es weniger auf eine Maximierung des Kaufpreises an als auf eine nachgewiesene Erfahrung und Transaktionssicherheit. Und genau damit können wir überzeugen.“
Nischenmärkte und Dienstleister
Im Kern achten die Mittelstandsinvestoren aus dem idyllischen Starnberg (www.starnberg.de) insbesondere auf drei Kriterien, wenn sie ein spannendes Investment herausfiltern: Der Umsatz muss zwischen 15 und 75 Mio. EUR liegen, das Unternehmen muss in der Vergangenheit profitabel gewachsen sein und dieses Potenzial auch für die Zukunft haben, es muss einen Fit mit den Unternehmerpersönlichkeiten geben. Bei den bevorzugten Branchen wählt Henkelmann das Ausschlussverfahren: „Wir müssen die Branche verstehen und stets auch unseren Investoren erklären können.“ Seggewiß präzisiert: „Interessant sind wachstumsstarke Produktionsunternehmen in Nischenmärkten, wo es hohe Wechselbarrieren für Kunden gibt oder Dienstleister, deren Geschäftsmodell auch mit geringem Kapitaleinsatz skalierbar ist.“ Das aktuelle Portfolio von Aheim Capital spiegelt diesen Ansatz wider – neben einer Systemgastronomiekette gehören z.B. ein Expresslogistikunternehmen und ein Hersteller von Primärverpackungsmitteln für die Pharmaindustrie dazu. Grundsätzlich werden bei der Due Diligence alle üblichen Bestandteile – von Legal über Insurance bis Human Resource – durchgeführt, wobei das Hauptaugenmerk auf den Bereichen Financial und vor allem Commercial liegt. „Wir sind hier klar zukunftsorientiert und wollen wissen, welche Potenziale sich entwickeln lassen“, so Henkelmann.
Portfoliounternehmen von Aheim Capital |
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Name |
Geschäftsfeld |
Sitz |
Aqua Vital Quell- und Mineralwasser |
Mineralwasserspender |
Neuss |
Ecronova Polymer | wasserbasierte Dispersion | Recklinghausen |
Remy & Geiser | Primärverpackungsmittel | Anhausen |
time:matters | Logistik | Neu-Isenburg |
Zeiss |
Systemgastronomie |
Hanau |
Gemeinsame Perspektive angestrebt
Im Durchschnitt verstreichen rund sechs Monate zwischen Anfrage und – wenn sich alle drei Partner positiv äußern – finaler Unterschrift. Bei der Art der Transaktion herrscht dann weitgehende Freiheit: Die Finanzierung kann mit Fremdkapital erfolgen oder ausschließlich aus Fondsmitteln. Die Übernahme sämtlicher Anteile oder nur der der Altgesellschafter ist ebenso möglich wie eine Mehrheits- oder eine Minderheitsbeteiligung. Wichtig sei gerade im letzteren Fall, dass es einen Gleichklang zwischen Unternehmer und Investor gebe: „Vertraglich kann man da schlecht etwas fixieren, weil der Unternehmer stets in der stärkeren Position ist. Wir wollen uns im Vorfeld auf eine gemeinsame Perspektive, einen gemeinsamen Zeithorizont und ein gemeinsames Ziel für den Exit einigen.“ Angesichts der Größe der Zielunternehmen werden als spätere Käufer vorrangig strategische Investoren avisiert, aber auch Private Equity-Gesellschaften aus dem Mid Market-Bereich können eine Option sein.
Ausblick
Bislang fand ein Verkauf nicht statt, aber für 2012 sei das realistisch, meint Henkelmann. Bezüglich weiterer Deals schauen er und seine Mitstreiter ebenfalls positiv in die Zukunft: „Allgemein wächst die Akzeptanz von Private Equity, und wir zeigen eine kontinuierliche Marktpräsenz, was uns den Zugang zu Unternehmern erleichtert.“ Druck seitens der eigenen Kapitalgeber bestehe nicht, „denn das führt zu schnellen Entscheidungen und damit schlechten Ergebnissen“, so Seggewiß. Eine weitere Investition könne er sich für das laufende Jahr dennoch vorstellen.
Torsten Paßmann