VC Magazin: Wie stehen die österreichischen Anleger der Assetklasse Venture Capital gegenüber?
Hallweger: Die weltweiten Turbulenzen an den Finanzmärkten haben schon zu erheblicher Unsicherheit bei vielen Anlegern geführt. Die österreichischen Anleger mussten mit so manch gescheiterter Vermögensanlage einige Nackenschläge zusätzlich hinnehmen. Gerade der kritische Anleger jedoch ist es, den wir hier mit unserer glasklaren Transparenz in den MIG Fonds für uns überzeugen können. Und genau diese Transparenz verbunden mit dem Leitgedanken, die Gelder der MIG Fonds nur in Österreich und Deutschland zu investieren, führt zu einer hohen Akzeptanz bei den österreichischen Anlegern.
VC Magazin: Mit AFFiRiS, Biocrates Life Sciences und PDC Biotech sind die MIG Fonds derzeit gleich an drei österreichischen Biotech-Unternehmen beteiligt. Was macht die österreichische Biotech-Branche für Investoren attraktiv?
Motschmann: Österreich weist in der Spitze ein sehr hohes Bildungsniveau aus und verfügt damit über exzellent ausgebildete Arbeitskräfte. Eine konstruktive Förderlandschaft führt zudem zu erleichtertem Zugang zu verschiedenen finanziellen Fördertöpfen. So hat sich insbesondere in Wien und Innsbruck ein enger Kern qualitativ hervorragender Biotech-Unternehmen gebildet.
VC Magazin: Gibt es in Österreich auch potenzielle Käufer für junge Biotech-Unternehmen?
Motschmann: Die Biotechnologie ist im wahrsten Sinne des Wortes eine internationale, grenzüberschreitende Branche. Insofern werden wir für herausragende Qualität eines Biotech-Unternehmens auch immer Käufer finden. Österreichische Unternehmen haben sich auf Käuferseite in den letzten Jahren nicht übermäßig hervorgetan für große Deals der Biotech-Szene, auszuschließen für die Zukunft ist es jedoch nicht.
VC Magazin: Welche Vorteile bietet der Standort Österreich Biotech-Unternehmen? Wo gibt es Verbesserungspotenzial?
Motschmann: Die Vorteile liegen unter anderem im hohen Ausbildungsniveau, in der guten Förderlandschaft, im kooperativen Verwaltungsverhalten und nicht zuletzt in der Standortattraktivität als solches. Wenn man am Standort Österreich einen Nachteil überhaupt betonen will, dann könnte es die noch geringe Anzahl an Biotech-Unternehmen im Vergleich zu den möglichen Kapazitäten sein. Österreich könnte schlicht und ergreifend noch mehr Biotechnologie vertragen.
VC Magazin: Welche anderen Branchen halten Sie in Österreich für interessant?
Motschmann: Österreich hat in vielen Bereichen exzellente F&E-Unternehmen aufzuweisen, wie z.B. in unterschiedlichsten Bereichen der Automobiltechnologie, Solartechnologie, Medizintechnik und des Maschinenbaus generell. So bieten sich für uns als Fondsmanagement auch sehr interessante Investmentmöglichkeiten in diesen Feldern in Österreich. Das hohe Niveau unterscheidet sich von dem in Deutschland nicht wirklich.
VC Magazin: Wie generieren Sie Ihren Dealflow aus Österreich?
Motschmann: Über unsere Investmenttätigkeiten der letzten Jahre hat die Marke „MIG“ geradezu eine Sogwirkung entfaltet. Wir erhalten viele Bewerbungen für Investitionen, auch und gerade aus Österreich. Nach wie vor jedoch ist der qualitativ hochwertigste Kanal für unseren Dealflow die direkte Ansprache aus unserem breit gefächerten Netzwerk. Dies gilt für Österreich ebenso wie für Deutschland. Nicht die Investment-Opportunitäten in Deutschland oder Österreich, sondern das hierfür notwendige Kapital ist der limitierende Faktor. Hervorragende Investmentmöglichkeiten gibt es aus unserer Sicht mehr als genug.
Das Gespräch führte Susanne Gläser.
Zu den Gesprächspartnern:
Dr. Matthias Hallweger (im Bild links) ist Vorstand der HMW Emissionhaus AG, dem Emissionshaus der MIG Fonds. Michael Motschmann ist Vorstand der MIG Verwaltungs AG, dem Fondsmanagement der MIG Fonds. Sie investieren in innovative Wachstumsunternehmen aus den Bereichen Energie- und Umwelttechnologie, Medizintechnik, Biotechnologie sowie Hoch- und Informationstechnologie.