Investitionsbedarf in den Emerging Markets Insbesondere in den Emerging Markets gibt es großen Investmentbedarf, um Neuinvestitionen in Straßen-, Wasser- oder Stromnetze zu finanzieren. Starkes Bevölkerungswachstum, ein anhaltender Trend zur Urbanisierung sowie die Einsicht, dass Investitionen in eine wettbewerbsfähige Infrastruktur notwendig sind, um langfristig ein nachhaltiges Wachstum zu sichern, haben in diesen Ländern zu gigantischen Investitionsprogrammen geführt. Allein im Zeitraum 2010 bis 2012 werden insgesamt mehr als 6 Bio. USD in den Emerging Markets in Infrastrukturanlagen investiert. Eine Studie der Cambridge Universität und der Royal Bank of Scotland geht von knapp 20 Bio. USD aus, die bis 2030 in den Emerging Markets investiert werden.
China ist Vorreiter Die Qualität von Infrastrukturanlagen ist dabei ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. Im Ranking einiger aufstrebender Länder im Vergleich mit Deutschland und den USA wird deutlich, dass ein enormer Aufholbedarf in den Emerging Markets besteht. Die Vorreiterrolle Chinas zeigt sich auch dadurch, dass die chinesische Infrastruktur immerhin schon eine bessere Qualität aufweist als 65% aller untersuchten Länder. Auswahl von Infrastrukturinvestments Einem Investor, der ein Investment in Infrastruktur plant, steht eine Vielzahl von Möglichkeiten offen. Eine Herausforderung bei der Analyse von Investmentmöglichkeiten besteht darin, eine adäquate und allgemeingültige Definition von Infrastruktur zu formulieren und anzuwenden. Denn unter dem Begriff Infrastruktur stößt man auf unterschiedlichste Unternehmen wie Autobahn-, Tunnel- oder Brückenbetreiber, aber auch Pipelinegesellschaften, Stromnetzbetreiber, Wasserversorger oder Flug- und Schiffshäfen. Oft findet man auch eine sehr viel breitere Definition, die infrastrukturverwandte Unternehmen wie Stromproduzenten, Logistikunternehmen oder auch Schulen mit einschließt. Grundsätzlich sollte jedoch jede Investition in einen Infrastrukturfonds oder ein Infrastrukturunternehmen folgende Charakteristika aufweisen:
1. Das zugrunde liegende Infrastrukturinvestment sollte Zugriff auf langfristige und planbare Cashflows haben.
2. Die Nachfrage sollte möglichst unelastisch sein (das ist z.B. gegeben bei Pipelinebetreibern: es wird immer eine Nachfrage nach Durchleitung von Gas- oder Öl geben).
3. Der Infrastrukturbetreiber sollte entweder Eigentümer der Anlage sein oder zumindest über langfristige (> 30 Jahre) Mietverträge bzw. Nutzungsrechte verfügen.
4. Der Infrastrukturbetreiber sollte über eine Monopolstellung im relevanten Markt verfügen. Breite Definition Eine Definition muss all diese unterschiedlichen Arten von Infrastrukturunternehmen umfassen, aber dennoch spezifisch genug sein, um ausschließlich für diese Art von Unternehmen zu gelten. Typischerweise haben diese Unternehmen gemein, dass sie ein Netzwerk bereitstellen, wie z.B. ein Straßen- oder Wassernetz oder Zugang zu einem Flugnetz (die Flugverbindung zwischen zwei Städten „gehört“ zwar einer Fluggesellschaft, aber ohne Flughafen könnte diese Verbindung nicht genutzt werden und hätte keinen ökonomischen Nutzen). Auch wenn diese Kriterien nicht überraschen, so stellt man oft fest, dass es bestehenden Produkten im Bereich Infrastruktur oftmals an diesen Eigenschaften mangelt. Oft wird auch nicht klar unterschieden zwischen Unternehmen, die Infrastruktur bereitstellen, und solchen, die eine bereitgestellte Infrastruktur nutzen.
Performance von Infrastruktur Wenn man die Performance von etablierten Infrastrukturunternehmen betrachtet, so fällt auf, dass deren Bewertungen bereits wieder über das Vorkrisenniveau gestiegen sind. Zudem haben sich asiatische Infrastrukturunternehmen deutlich besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Fazit Investitionen in Infrastruktur waren in den vergangenen Jahren ein attraktives Investment. Der riesige Bedarf in den aufstrebenden Ländern bietet interessante neue Investitionsmöglichkeiten, aber auch in den Industrieländern gibt es aufgrund der Schuldenkrise erhöhten Druck, Staatsbetriebe zu privatisieren. Dazu zählen insbesondere bestehende Infrastrukturanlagen wie Stromnetze oder Autobahnen. Dies wird das Angebot an Investmentmöglichkeiten weiter erhöhen. Als Investor sollte man jedoch mögliche Investmentvehikel genau analysieren und insbesondere prüfen, welche ökonomischen Eigenschaften die zugrunde liegenden Infrastrukturanlagen aufweisen. Zum Autor
Michel Degosciu ist Gründungspartner der LPX Group und verantwortet den Bereich Business Development. Vor Gründung der LPX Group war Michel Degosciu unter anderem für Booz Allen Hamilton, Julius Bär und Deutsche Bank tätig.