Abschläge bei etwa 10 bis 20%
Das Geschäft mit Secondary Transactions, d.h. der Zweitmarkt für Beteiligungsportfolios und Fondsanteile von Finanzinstitutionen (insbesondere Banken, Versicherungen) läuft auf Hochtouren. Nach Branchenschätzungen sind im vergangenen Jahr weltweit Transaktionen im Rekordvolumen zwischen 24 und 28 Mrd. USD über die Bühne gegangen – eine deutliche Steigerung gegenüber 2010 (20,7 Mrd. USD) und erst recht gegenüber dem Krisenjahr 2009 (12,7 Mrd. USD). Im laufenden Jahr könne sogar die 30-Mrd.-Marke übersprungen werden, heißt es. Die Preisabschläge (Discounts), die lange Zeit anstiegen, haben sich mittlerweile stabilisiert. Experten zufolge sind Discounts auf die Buchwerte in Höhe von etwa 10 bis 20% keine Seltenheit; bei hochwertigen Portfolios haben sich diese aber inzwischen auf einstellige Werte eingependelt. Anders als bei Secondary Buyouts, wo einzelne Portfoliounternehmen von einer Beteiligungsgesellschaft an eine andere verkauft werden, geht es bei Secondaries um ganze Fonds bzw. Anteile an großen Fonds – hier kann ein kleiner 1%-Anteil bereits 5 oder 10 Mio. EUR kosten. Zu den großen Playern auf Käuferseite in diesem Markt zählen u.a. Lexington, Coller Capital, LGT Capital, Goldman Sachs, Credit Suisse, Harbour Vest sowie Axa Private Equity.
Banken haben Verkaufsdruck
Die starke Marktaktivität beruht zu einem wesentlichen Teil auf dem Verkaufsdruck der Banken, für die es wegen erhöhter Anforderungen an die Eigenkapitalunterlegung in der Regel zu teuer geworden ist, in Private Equity investiert zu sein, wie Werner Dreesbach, Managing Partner der Beteiligungs- und Beratungsgesellschaft Cipio Partners, erklärt. Am Ende der meist 10- bis 12-jährigen Fondslaufzeit wird der gesamte Fonds verkauft. „Solche Tail End-Situationen gibt es 2011 und 2012 recht häufig, viele Fonds hatten ihren Ursprung noch im Hightech-Boom der Jahre 2000-2001“, so Dreesbach. Cipio Partners ist auf den Kauf größerer Portfolien von direkten Unternehmensbeteiligungen (sogenannten Directs) spezialisiert.
Viele Deals in der Pipeline
2009 und 2010 noch hatten Verkäufer häufig zu hohe Preisvorstellungen, inzwischen sind die Bewertungen aber wieder auf ein realistisches Niveau gesunken, wie Philippe Munch, Investment Director von Greenpark Capital, erklärt. Greenpark Capital ist auf das mittlere Marktsegment (ca. 5 bis 100 Mio. USD je Transaktion) spezialisiert und investiert zu ca. 60% in Europa und 40% in Nordamerika. „Der Markt wird im weiteren Verlauf von 2012 sehr aktiv bleiben“, so Munch. „Wir haben bereits einige konkrete Angebote abgegeben.“ Es sei jetzt schon zu sehen, dass Banken wieder einige Portfolios verkaufen wollen; zudem seien noch einige Deals vom letzten Jahr in der Pipeline, deren Abschluss in den nächsten Wochen und Monaten bevorstehe. Als günstig für den Markt sieht Munch auch die Tatsache, dass die Portfolios bereits 2011 deutlich transparenter geworden seien. „Dagegen war es insbesondere 2009 oft schwer einzuschätzen, wer die Krise überleben würde und wer nicht“, sagt Munch.
Auch Versicherer als Anbieter
Ein sehr aktiver Käufer am Markt war 2011 Axa Private Equity. „Wir haben ca. 3 Mrd. USD investiert – in vier große und einige kleinere Transaktionen“, sagt Stephan Illenberger, CEO Deutschland und Mitglied des globalen Gesamtvorstands bei Axa Private Equity. Der größte Deal war das Citibank-Portfolio für 1,7 Mrd. USD, wovon Axa einen Teil an einige Partner syndizierte. Illenberger geht davon aus, dass der Markt 2012 mindestens auf dem Niveau weiterlaufen wird wie 2011. Mehr als 90% des Angebots komme von den Banken. „Und wir sehen nun auch wieder erste Portfolios, die von Versicherungen und Pensionsfonds verkauft werden“, so Illenberger. Im laufenden Jahr ist Munch zufolge das Fundraising ein großes Thema, da viele Secondary Player neue Fonds zusammenstellen wollten. Insofern gebe es einen harten Wettbewerb um Kapital von Investoren. Wichtig seien hier ein guter Track Record und eine vielversprechende Investmentstrategie.
Gute Analyse entscheidend
Ein „ausgesprochen attraktives Risiko-Return-Profil“ am Secondary-Markt sieht Detlef Mackewicz, Investment Advisor von Mackewicz & Partner. „Das Risiko ist bei Secondaries deutlich geringer als bei Primärfonds-Investments; man kauft ein bereits breit – über Branchen, Regionen und Investmentstile hinweg – diversifiziertes Portfolio.“ Auch er sieht weiterhin hohen Verkaufsdruck bei den Banken und insofern die Möglichkeit für Secondary-Fonds, über attraktive Discounts zu verhandeln. Der Discount werde häufig aber durch eine Rückdatierung des Bewertungsstichtags (numerisch) reduziert. „Für die Investoren war 2011 ein gutes Jahr“, sagt Mackewicz und ist auch für 2012 zuversichtlich. „Banken stoßen Portfolios auch im dreistelligen Millionenbereich ab.“ Entscheidend bleibe aber für den Käufer nach wie vor die gründliche Analyse der angebotenen Investments. Ein wenig Sorgen macht ihm die Regulierungsrichtlinie Solvency II, die bei Versicherern eine sehr hohe Eigenkapitalunterlegung von Investitionen verlangt. Mackewicz: „Hier werden Private Equity-Investments gegenüber Staatsanleihen klar benachteiligt.“