VC Magazin: Wie schätzen Sie die Chancen für ausländische Private Equity-Investoren auf dem chinesischen Markt ein?
Huang: Die Chancen sind sehr groß und breit aufgestellt. China ist wahrscheinlich der einzige Markt, der die USA einholen oder sogar überholen kann. Chancen gibt es in jedem Sektor und in jeder Investitionsphase.
VC Magazin: Und wo lauern Risiken?
Huang: Die größte Herausforderung für ausländische Investoren besteht darin, das Land und seine Leute zu verstehen. Man braucht tiefe regionale Wurzeln, um in diesem Markt bestehen zu können. Ausländische Investoren fallen oft aus allen Wolken, wenn sie mitbekommen, dass ein Unternehmen zwei oder drei verschiedene Bücher führt, was leider ab und zu vorkommt. Gute Beteiligungsmanager können die guten Investments herauspicken. Leider verfügen nur wenige Investoren in China über diese Grundfähigkeit. Und diese guten und erfahrenen Manager arbeiten nur selten für ausländische Gesellschaften: Zurzeit ist es leicht, selbst einen Fonds mit mehreren Millionen US-Dollar aufzulegen – warum sollte man bei einer internationalen Firma anheuern, wo alles genau reguliert wird, ständig Telefonkonferenzen um Mitternacht stattfinden und die Entscheidungen Tausende Kilometer entfernt getroffen werden?
VC Magazin: Wirtschaft und Politik sind in China eng miteinander verwoben. Wie wichtig sind gute Beziehungen in den politischen Apparat für Erfolge im Beteiligungsgeschäft?
Huang: Das Thema wird für General Partner immer wichtiger, vor allem am oberen Ende der Skala. Wenn man große Deals ab 100 Mio. USD und mehr machen will, muss man gute politische Beziehungen haben oder zumindest jemanden kennen, der ein gutes Wort einlegt. Für unsere Zielfondsauswahl ist das aber nur bedingt ein Kriterium. Gute politische Beziehungen können sich nämlich schnell auch als Hemmschuh herausstellen, wenn nämlich die eigenen Bekannten ihre Macht verlieren oder gar im Gefängnis landen, wie es zuletzt in einigen Fällen geschehen ist. Deshalb ist dieser Punkt nur einer unter vielen Investmentkriterien. Wir würden nie einen mittelmäßigen Fonds auswählen, nur weil das Team gute Beziehungen in die Politik hat.
VC Magazin: Welche Kriterien legen Sie für die Auswahl der Zielfonds an?
Huang: Aber im Ernst: Als globaler Investor hat Pantheon detaillierte Analysetools zur Auswahl und Bewertung von Zielfonds. Wir interessieren uns nur für erfahrene Manager, die schon einige Investmentzyklen in der Region mitgemacht haben. Aber das sind leider nur sehr wenige. Schätzungen zufolge gibt es mindestens 5.000 Zielfonds in China – für uns ist aber nur 1% überhaupt als Partner vorstellbar. Aktuell sind wir in etwa zehn Zielfonds investiert. Übrigens haben einige gute GPs mittlerweile sehr große Fondsvolumina erreicht. Wir halten es für unwahrscheinlich, dass sie außergewöhnliche Renditen erwirtschaften werden. Da ersetzen wir auch schon einmal einen Fonds durch ein aufstrebendes Team mit geringerem nachgewiesenen Track Record.
VC Magazin: Welche Rolle spielt Venture Capital in Ihrer Investmentstrategie?
Huang: Im Venture-Geschäft kommt es – gerade in China – sehr stark auf die Persönlichkeit und die Qualitäten des CEOs an, ob sich ein junges Unternehmen erfolgreich entwickelt. Pantheon setzt jedoch lieber auf Teams als auf Einzelpersonen, deshalb investieren wir nicht viel im Venture-Bereich. Viele setzen auf die immer gleichen Bereiche wie z.B. Cleantech, aber um in China erfolgreich zu sein, muss man schon über sehr fundierte Kenntnisse verfügen. Ein großer westlicher Name hilft im Übrigen überhaupt nicht. Deswegen investieren wir auch nicht in die großen ausländischen Venture Capital-Gesellschaften, die nach China streben. Wir setzen auf eher unbekannte einheimische Fonds, die mittlerweile Marktführer in ihren Bereichen sind. Zurzeit sind etwa 10% unserer Zielfonds aus China und Indien Venture-Fonds, aber wir haben keine fixe Allokation.
VC Magazin: Ist China für Pantheon auch als Fundraising-Markt attraktiv?
Huang: Viele Limited Partner gibt es in China ohnehin nicht, und man muss unterscheiden zwischen denen, die in US-Dollar und denen, die in Renminbi wirtschaften. Die US-Dollar-Häuser sitzen auf einem großen Devisenberg aus Auslandsgeschäften und haben die Genehmigung, auch im Ausland zu investieren. Die LPs, die in heimischer Währung arbeiten, wie z.B. Versicherungsgesellschaften oder Gemeinden, dürfen einzig und allein im Inland und in eigener Währung investieren. Auch wenn im Moment über eine Lockerung dieser Regelung diskutiert wird: Der größte Teil des chinesischen Kapitals wird auch in Zukunft in die heimischen Märkte fließen.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Susanne Gläser.
Zum Gesprächspartner
Vincent Huang ist Partner bei Pantheon (www.pantheonventures.com) und Mitglied des asiatischen Investmentkomitees des Dachfondsmanagers. Er betreut alle Bereiche der Investmentaktivitäten in Asien mit besonderem Schwerpunkt auf China.