Eigenes Konzept für Privatanleger
Klaus Ragotzky hatte bereits fast eine Dekade Berufserfahrung in einer deutschen Großbank gesammelt, als er sich 2001 mit der Fidura Capital Consult GmbH selbstständig machte. Das Angebot, bei einer großen etablierten Beteiligungsgesellschaft einzusteigen, schlug er aus – sein Ziel war ein eigenes Unternehmen mit eigenem Konzept. „Ich konnte während meiner Zeit in der Bank beobachten, dass Privatanleger oft gezielt von erfolgreichen Assetklassen ferngehalten wurden. Ich dachte: Das muss doch auch anders gehen“, erinnert sich Ragotzky an die Anfangszeit. Zunächst jedoch begann Fidura als Consulting-Unternehmen, parallel arbeitete Ragotzky mit seinem Team an einem Fondskonzept. 2003 legten sie den Fidura Vermögensbildungs- und Absicherungsfonds auf und platzierten 28,5 Mio. EUR. Der Startschuss war gefallen. Bereits 2005 ging der zweite Fonds Fidura Rendite Plus Ethik Fonds in die Platzierung und konnte 49 Mio. EUR einsammeln. Der Rendite Sicherheit Plus Ethik Fonds 3, der seit April 2010 vertrieben wird, erreichte als dritter Fonds ein Volumen von bislang 31 Mio. EUR. Insgesamt haben über 4.000 Anleger deutschlandweit bislang in einen Fidura-Fonds investiert.
Sicherheit geht vor
Das Konzept von Fidura, erklärt Ragotzky, sei auf die spezifischen Bedürfnisse von Privatanlegern zugeschnitten. „Ein normaler Anleger hat – anders als ein institutioneller Investor – einen begrenzten finanziellen Rahmen und sein Kapital nicht zu 100% abrufbar. Er ist außerdem sehr risikoavers – Verluste können ihn empfindlich treffen“, führt der Geschäftsführer aus. Deshalb biete Fidura ihren Anlegern ein Modell, das neben eher risikoreicheren unternehmerischen Beteiligungen auch den Kapitalerhalt im Blick habe: Optional können Anleger einen Teil ihrer Fondseinlage in eine Kapitalabsicherung über Policen von speziell ausgewählten europäischen Versicherungen einzahlen. Rund 45% der Investition fließt so in ein globales Aktien- und Anleiheportfolio. Um den Vermögensverhältnissen der Anleger Rechnung zu tragen, ermöglicht Fidura außerdem neben reinen Einmaleinzahlungen auch Ratensparmodelle. Der Vertrieb der Fonds erfolgt über freie Finanzvertriebe, derzeit sind laut Unternehmensangaben etwa 200 Vermittler unter Vertrag.
Must-haves gesucht
An dem höheren Sicherheitsbedürfnis von Privatanlegern richte Fidura auch die Investitionspolitik aus, so Ragotzky. Im Fokus der Beteiligungsgesellschaft stehen demnach kleine und mittlere Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 1 bis 20 Mio. EUR. Die Kandidaten müssen einen Proof of Concept bereits erbracht haben und weiteres, überdurchschnittliches Wachstumspotenzial nachweisen können. Neben den Unternehmerqualitäten der Geschäftsleitung prüft das Fidura-Fondsmanagement auch das Produkt: „Wir suchen Must-have-Produkte, die dem Zielkunden einen klaren Nutzen stiften und dabei nur schwer kopierbar sein dürfen. Am liebsten ist es uns, wenn eine Technologie beispielsweise noch durch eine selbst entwickelte Software kombiniert wird. Das erschwert potenziellen Wettbewerbern den Marktzugang“, erläutert Ragotzky.
„Nachhaltigkeit ökonomisch sinnvoll“
Ähnlichen Wert legt das Fidura-Team auf ethische Kriterien. Jedes Unternehmen wird nach Maßstäben geprüft, die sich an der Darmstädter Definition nachhaltiger Geldanlagen und den Kriterien des Natur-Aktien-Index orientieren. Dabei geht es nicht nur um meist selbstverständliche Grundsätze wie das Verbot von Kinderarbeit oder die Gleichbehandlung von Minderheiten und Behinderten, sondern beispielsweise auch um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder die Schaffung von Ausbildungsplätzen. Alle Portfoliounternehmen werden verpflichtet, sich regelmäßig nach der Umweltnorm ISO 14001 zu zertifizieren. „Die Firmen sollen außerdem durch ihre Produkte zur Lösung von Menschheitsproblemen beitragen“, erklärt Ragotzky. So verbessere die Fries Research & Technology GmbH (FRT) mit ihrer Messtechnik die Qualität von Herzkatheterballons, die Webfactory GmbH unterstützt mit ihren Produkten das Wachstum erneuerbarer Energien. Die Mechatronic Systemtechnik GmbH fördere besonders behinderte Arbeitnehmer – auch auf soziales Engagement innerhalb der Unternehmen legt Fidura wert. Geschäftsführer Ragotzky betont, dass es sich dabei nicht um einen Marketing-Gag handele: „Unternehmen, die nachhaltig agieren, entwickeln sich auch wirtschaftlich besser, das ist heute erwiesen. Nachhaltigkeit ist ökonomisch sinnvoll.“
Ausgesuchte Investments
Das Portfolio umfasst mit den genannten Firmen derzeit drei Unternehmen. An FRT sind alle drei Fondsgenerationen beteiligt, der erste und zweite Fonds zudem an Webfactory und Mechatronic Systemtechnik. Die Fidura-Fonds hielten außerdem bis zum letzten Jahr Anteile an der SensorDynamics AG. Das österreichische Unternehmen veräußerte das Investorenkonsortium 2011 an den amerikanischen Halbleiterhersteller Maxim Integrated Products. Für Fidura bedeutete der Verkauf einen Exit nach knapp vier Jahren Haltedauer und eine Verfünffachung des Unternehmenswerts seit Einstieg. An diesen Erfolg möchten die Münchner natürlich anknüpfen. Eine sehr genaue Selektion sei dafür entscheidend: Laut Ragotzky geht es im Portfolio um Klasse, nicht um Masse. Deshalb seien auch drei Portfoliounternehmen derzeit nicht zu wenig. Die nötige Diversifikation sei dennoch gegeben: „In unserem Portfolio finden sich voneinander unabhängige Unternehmen, die möglichst wenigen gemeinsamen Einflussfaktoren ausgesetzt sind“, erklärt er. Wenn alle Unternehmen beispielsweise gleichermaßen vom Ölpreis abhängig wären, sei das Risiko zu groß, durch die Auswahl verschiedener Branchen und Unternehmensphasen werde es dagegen verringert.
Investoren mit Unternehmererfahrung
Fidura arbeitet im Moment – auch mit Blick auf den vierten Fonds – am Ausbau des Portfolios: „Wir führen zurzeit viele Gespräche und hoffen, noch in diesem Jahr neue Beteiligungen vermelden zu können“, kündigt Ragotzky an. Fidura versteht sich als aktiver Investor, der den Portfoliofirmen mit Rat und Tat zur Seite steht. Alle Mitglieder des Investmentteams, betont Ragotzky, haben langjährige unternehmerische Erfahrung gesammelt. Senior Partner Tomas Meinen war Mitgründer mehrerer Technologieunternehmen im In- und Ausland und für einige Beteiligungsgesellschaften beratend tätig. Dr. Uwe Albrecht, ebenfalls Senior Partner, war acht Jahre bei Siemens Venture Capital, zuletzt als Partner, tätig und konnte unternehmerische Erfahrung als Geschäftsführer eines Beratungsunternehmens sammeln. „Bei uns investieren Unternehmer in Unternehmer“, betont Ragotzky. Die Fondsmanager werden von sechs Kollegen im Backoffice unterstützt.
Ausblick
Der vierte Fonds aus dem Hause Fidura hat bereits grünes Licht von den Aufsehern der BaFin erhalten, im Herbst startet der Vertrieb. Gleichzeitig arbeitet das Investmentteam verstärkt am Ausbau des Portfolios. Dabei gilt Ragotzky zufolge das Motto: „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“ Fidura möchte sich daher weiterhin auf Investments in kleine und mittlere Unternehmen im deutschsprachigen Raum konzentrieren.
Kurzprofil Fidura
Typ: Growth-Investor
Standort: München
Gründung: 2001
Zahl der Investment Professionals: 4
Verwaltetes Volumen: ca. 110 Mio. EUR
Portfoliounternehmen: 3
Internet: www.fidura.de; www.fidura-fonds.de