VC Magazin: Sie haben im Sommer das First Closing für den BioDiscovery 4 gemeldet. Welches Echo haben Sie beim Fundraising von den Investoren bekommen?
Litzka: Fundraising ist momentan nicht einfach. Auch bestehende Investoren wollen jedes Mal aufs Neue überzeugt werden. Uns hilft dabei die Tatsache, dass wir die Renditeziele, die wir bei den Vorgängerfonds hatten, erreicht haben. Allgemein lässt sich erkennen, dass man heutzutage etwas mehr Zeit braucht. Wir haben stets bei unserem Portfolio-approach darauf geachtet, den Aspekt der Liquidität in Betracht zu ziehen. Die Investoren wollten nicht investieren und erst in acht bis neun Jahren die erste Ausschüttung sehen. Daher versuchen wir, kontinuierlich Auszahlungen zurückzuschicken – wie wir das schon seit Jahren machen. Mit unserer Strategie, zum Teil früh in Unternehmen einzusteigen, zum Teil in späteren Phasen und manchmal auch relativ spät, gelingt uns das. Aber nachdem die Exits nicht zu 100% planbar sind, stellen wir ein breites Portfolio zusammen und gleichen so die Schwankungen aus.
VC Magazin: Wie viele Ihrer Altinvestoren konnten Sie wiedergewinnen?
Litzka: Da wir ja erst kurz nach dem First Closing sind, ist es schwer, eine konkrete Aussage zu treffen. Aber wir erwarten einen Anteil von etwa 70 bis 80% an Altinvestoren. Im Vergleich zum letzten Fond dürfte der Anteil der Neuinvestoren etwas steigen, da der BioDiscovery 3 ein Volumen von 155 Mio. EUR hatte und der neue Fond 200 Mio. EUR umfassen soll. Wir haben hier einen sehr großen institutionellen Investorenkreis, der sich aus Versicherern, Pensionskassen, Privatpersonen, Family Offices sowie Pharma- und Biotechfirmen zusammensetzt. Hauptsächlich international tätige französische Firmen – unsere Investorenbasis ist stark französisch geprägt. Leider konnten die am letzten Fond beteiligten Banken aufgrund von Basel III und Insolvency II beim aktuellen nicht mehr dabei sein.
VC Magazin: Wie früh steigen Sie bei jungen Unternehmen ein?
Litzka: Wir orientieren uns im frühen Bereich sehr stark an den Produktkandidaten. Im Bereich Medtech achten wir darauf, dass ein erfahrenes Führungsteam vorhanden ist, und wir möchten ein Produkt sehen, das einen Prototypenstatus hat und an einem Tiermodell schon funktioniert hat. Im Biotech-Sektor ist es ähnlich: Hier wollen wir sehen, dass das Molekül oder der Antikörper in einem Tiermodell bei einer bestimmten Krankheit einen positiven Effekt gezeigt hat. Das ist der früheste Zeitpunkt, zu dem wir investieren. Das Unternehmen kann dann durchaus ein Spin-off eines Pharmakonzerns oder eine seit vier bis fünf Jahren bestehende Firma sein, die die sehr frühen Phasen bereits abgearbeitet hat.
VC Magazin: Welche Gründe hat es, dass Sie hauptsächlich in Europa investieren?
Litzka: Wir glauben zum einen, dass es unheimlich viel Potenzial in Europa gibt. Es gibt gute Assets, engagierte und erfahrene Manager. Wir haben alle unsere Erfahrungen in der 2000er Zeit gemacht und sie weit hinter uns gelassen. Wir sehen jährlich etwa 350 Investitionsmöglichkeiten und steigen dann bei etwa drei bis vier ein. Gelegentlich machen wir auch in den USA einen Deal, wenn sich eine interessante Gelegenheit ergibt, z.B. durch einen Fond, der uns einlädt. Das ist aber eher die Ausnahme, da wir gerne nah an den Firmen und dann sehr präsent und aktiv sind.
VC Magazin: Wie schätzen Sie die Exit-Optionen junger Life Sciences-Unternehmen in Europa ein?
Litzka: Der Standardfall ist die Akquisition des Unternehmens durch einen großen Pharma-, Biotech- oder Medtech-Konzern. Gelegentlich gibt es Firmen, die sich wirklich toll entwickeln. In diesem Fall kann man dann auch über ein IPO nachdenken. In Frankreich gab es im letzten Jahr mehrere Fenster für Börsengänge von Medizintechnikfirmen. Das gab es in Deutschland überhaupt nicht – was schade ist. Wir hoffen, dass sich das in Zukunft wieder ändert. Der Normalfall ist der Trade Sale und ich denke, dass der größte Teil der Entrepreneure, Founder und Manager das auch so sieht. Allgemein sind die Exit-Gelegenheiten exzellent, wenn man sich mal die Statistiken ansieht. Jedes Jahr steigen die Anzahl und die gezahlten Beträge für M&A durch Pharma und Medtech – und das seit Jahren. Wir haben hier einen antizyklischen und sehr konstanten Markt. Hauptsächlich füllen die großen Pharmakonzerne ihre Pipelines über die kleinen Firmen, die gekauft werden, auf.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Litzka.