Finatem: Wachstum für den Mittelstand

Eine Glaubensfrage

„Wir glauben an den Mittelstand“, sagt Christophe Hemmerle, Geschäftsführer und Gründungspartner von Finatem. Ihm zur Seite steht bis heute ein überaus erfahrenes Investmentteam, mit einer Expertise von in der Summe mehr als 100 Jahren Berufserfahrung im deutschen Mittelstand. „Das Finatem-Team, erweitert um den Kreis der Industriebeiräte, besteht aus Finanzexperten und Industriemanagern mit langjähriger Erfahrung im Mittelstand“, erklärt Hemmerle. Damit erfülle das Management eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Investments in klassisch mittelständische Unternehmen, bei denen zunehmend nicht nur Kapitalkraft und Finanzwissen gefragt seien, sondern vor allem industrielles Know-how. Finatem steht seinen Portfoliounternehmen über reine Finanzierungsfragen hinaus bei typischen Themen des Mittelstands beratend zur Seite, wie dem Aufbau interner Strukturen oder der Ausführung strategischer Optionen in einem sich zunehmend globalisierenden Wettbewerb.

250 Mio. EUR Eigenmittel

Mit Finatem I, II und III werden derzeit drei Fonds verwaltet, die über rund 250 Mio. EUR Eigenmittel verfügen. „Die aktuellen Investitionen werden aus dem Fonds Finatem III getätigt, dessen gezeichnetes Kapital bei 135 Mio. EUR liegt“, erklärt Hemmerle. Seit Gründung der Gesellschaft vor zwölf Jahren wurden aus allen drei Fonds rund 150 Mio. EUR Eigenkapital in 14 Unternehmen im In- und Ausland investiert. Dazu kommen noch einmal insgesamt elf Unternehmenszukäufe. Auch hier bestätigt sich der klare Fokus von Finatem auf Unternehmen mit ausgesprochenem Wachstumspotenzial. Darin einbezogen sind Nachfolgeregelungen, MBOs, MBIs oder Konzern-Spin-offs. Unterscheidet man die Kapitalquellen der Fonds nach ihren regionalen Ursprüngen, so speist sich Finatem I zu rund 99% aus französischen Quellen. Reduziert sich der Anteil ausländischer Geldgeber im Fonds Finatem II auf rund 50%, liegt er im aktuellen Fonds Finatem III wieder bei über 60%.

Fokus auf traditionellen Branchen im Umbruch

Über einen besonderen Branchenschwerpunkt verfügt Finatem dabei nicht. Vielmehr konzentriert sich die Gesellschaft auf Unternehmen, die in den traditionellen Branchen der deutschsprachigen Wirtschaft tätig sind, insbesondere das produzierende Gewerbe, Dienstleistungen und Handel. „Diese traditionellen Branchen sind – bedingt durch die fortschreitende Globalisierung – im Umbruch und bieten uns ein interessantes Chancen-Risiko-Profil“, erläutert Hemmerle. Dabei verstehen er und sein Team sich als Partner ihrer Portfoliounternehmen: „Feindliche Übernahmen passen nicht in unser Geschäftskonzept“, betont der Geschäftsführer. Der Fokus liegt auf den sogenannten Hidden Champions, die den Anspruch verfolgen, zu den Besten ihrer Branchen zu gehören. Natürlich weiß auch Hemmerle, dass es mitunter Zeit und Mühe benötigt, bis eine Partnerschaft auf soliden Beinen steht. „Es ist nicht immer leicht, Wünsche von Unternehmen und Investoren in Einklang zu bringen“, räumt er ein und erklärt: „Kritische Punkte sind weniger strategische Ziele oder zukünftige Investitionen, sondern mehr die Preisfindung im Rahmen des Verkaufs.“

Erfolgsbeispiel Derby Cycle

Obwohl Finatem Mehrheitsbeteiligungen anstrebt, obliegt das operative Geschäft in den Portfoliogesellschaften allein der jeweiligen Geschäftsführung. „Als Mitglied des Beirats der Portfoliounternehmen unterstützt Finatem das Management bei der Durchführung strategischer Entscheidungen und nimmt eine Kontrollfunktion im Rahmen der Beiratsordnung ein“, erläutert Hemmerle das übliche Vorgehen und verweist auf das Beispiel der Derby Cycle AG aus dem niedersächsischen Cloppenburg. Der Fahrradhersteller verfügt über eine jahrzehntelange Tradition, die Vorläufer der Firma begannen bereits im Jahr 1919 mit der Produktion. Das Sortiment von Derby Cycle umfasst hochwertige Elektroräder, Sporträder für die Freizeit und den Wettkampf sowie Komforträder für den Alltags- und Reisegebrauch. Im Rahmen eines Management Buyouts stieg Finatem 2005 in das Unternehmen ein. Weitere Firmenzukäufe und der Aufbau einer Tochtergesellschaft in den USA waren wichtige Merkmale für das weitere Wachstum von Derby Cycle. Mit Unterstützung des Finatem-Managements und durch die gemeinsam getragene Strategie konnten in den Jahren, in denen Finatem Mehrheitsgesellschafter von Derby Cycle war, die Wachstumsziele in Deutschland und Europa entscheidend vorangetrieben werden. Allein im Geschäftsjahr 2009/2010 erzielte Derby Cycle mit rund 550 Mitarbeitern einen Umsatzerlös von 173 Mio. EUR, davon 73% in Deutschland. Dabei verkaufte Derby Cycle insgesamt rund 430.000 Fahrräder, davon etwa 44.000 Elektroräder. Im Februar 2011 konnte Finatem das Unternehmen schließlich erfolgreich an die Börse bringen. Seitdem notiert Derby Cycle im Prime Standard an der Frankfurter Wertpapierbörse. Als größter Einzelaktionär blieb Finatem zunächst mit rund 10% der Aktien an Derby Cycle beteiligt.

Finatem III im Zeitplan

Zuletzt erwarb Finatem erfolgreich die Mehrheit an der WST Präzisionstechnik GmbH aus Löfflingen, einem Spezialisten für Präzisionsdrehteile. Auch hier verfolgen Investor und Unternehmen gemeinsam eine klare Wachstumsstrategie. Aus dem Fonds Finatem III stellt die Gesellschaft daher „in signifikanter Höhe frisches Kapital zur Wachstumsfinanzierung“ bereit. So sollen der Standort in Löffingen ebenso wie der Maschinenpark erheblich erweitert und zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. „Mit diesem dritten Plattforminvestment neben der Herzog-Gruppe und der Techno-Physik-Gruppe ist der Fonds Finatem III nun in einem weiteren attraktiven Unternehmen investiert“, sagt Hemmerle. Nach seiner Aussage liegt das Team mit den Investitionsabsichten für den Finatem III-Fonds mit der Investition in die WST Präzisionstechnik und der Erweiterung der Techno-Physik-Gruppe um Hoffmann Wärmedämmtechnik voll im Zeitplan.

Finatem IV in Planung

Natürlich weiß auch Hemmerle: Die Zusammenarbeit zwischen Beteiligungsgesellschaft und Portfoliounternehmen ist eine Partnerschaft auf Zeit. „Je nach Unternehmen, Markt und strategischen Herausforderungen sehen wir eine optimale Halteperiode von vier bis sechs Jahren“, erklärt er. Eine bestimmte Exit-Strategie bevorzugt Finatem allerdings nicht. „Wir haben in unserer zwölfjährigen Geschichte Unternehmen sowohl an Strategen, andere Finanzinvestoren als auch an die Börse verkauft“, so Hemmerle. Dabei soll die Veräußerung dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern eine langfristig gute Perspektive für die weitere Entwicklung bieten.

Ausblick

Das Ziel der nächsten Jahre ist der erfolgreiche Verkauf der Portfoliounternehmen aus dem Fonds Finatem II. Weiterhin sollen pro Jahr zwei Investitionen für den Finatem III-Fonds getätigt werden. Und auch der nächste Finatem-Fonds wirft bereits seine Schatten voraus: Im Jahr 2014 soll mit dem Fundraising für Finatem IV begonnen werden – „mit einem Zielvolumen von über 150 Mio. EUR“, erklärt Geschäftsführer Hemmerle.

Holger Garbs

 

 

Kurzprofil Finatem Beteiligungsgesellschaft

Typ: Wachstumsfinanzierer für mittelständische Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Standort: Frankfurt am Main

Gründung: 2000

Zahl der Investment Professionals: 11

Verwaltetes Volumen: rund 250 Mio. EUR

Portfoliounternehmen: 8

Internet: www.finatem.de