Neun Fragen an Ulrich Prediger von LeaseRad

VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Ihr Start-up?

Prediger: Wir sind der einzige Anbieter von Dienstrad-Leasingkonzepten in Deutschland. Als Angestellter eines großen Medizintechnikkonzerns hatte ich das Anrecht auf einen Dienstwagen. Die knapp zehn Kilometer zu meiner Arbeit legte ich aber lieber mit dem Fahrrad zurück. Als ich bei meinem Arbeitgeber nachfragte, ob ich anstatt meines Dienstwagens ein Dienstfahrrad bekommen könnte, lehnte er mit dem Verweis, dass das Dienstwagenprivileg nicht auf Fahrräder anwendbar sei, ab. Ich wollte das ändern und als erstes Unternehmen steuerbegünstigte Leasingkonzepte für Fahrräder anbieten – die Idee zu LeaseRad war geboren.

VC Magazin: Wie haben Sie erste Finanzierung Ihrer Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?

Prediger: Das war anfangs eher schwierig, da ich mit meiner Firmengründung voll in die Zeit der Wirtschaftskrise schlitterte. Unsere Hausbank machte nach vier Monaten Prüfung auf einmal für mich unverständlich einen Rückzieher, bei einer anderen Bank klappte es dann nach einigen Hürden mit einer kleinen Anschubfinanzierung. Die nächsten Finanzierungsrunden, die wir über Genussrechte realisierten, waren dann etwas einfacher, da unser Businessplan mehrfach ausgezeichnet wurde, so etwa mit dem KarmaKonsum-Gründeraward 2009.

VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?

Prediger: Ich war vom Geschäftsmodell, steuerlich vergünstigte Diensträder anzubieten, überzeugt. In den Niederlanden und in Großbritannien ist dieses Modell bereits seit Jahren erfolgreich, in Deutschland war die Idee ein Novum. Wir haben uns in den letzten Jahren mit Unterstützung von Verbänden und Interessensvertretern für die steuerlich Gleichstellung von Dienstwagen und Diensträdern eingesetzt – mit Erfolg, Ende November veröffentlichten die Landesfinanzminister einen entsprechenden Erlass rückwirkend für das Jahr 2012.Der andere Teil war es, das notwendige Know-How im Bereich Leasing aufzubauen. Uns war klar: Wenn die Regelung kommt, müssen wir an die Kunden im Unternehmen. Deshalb haben wir uns mit Holger Tumat einen erfahrenen Vertriebsspezialisten als zweiten Geschäftsführer geholt.

VC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?

Prediger: Einer der wichtigsten Schritte für mich war die Wahl des richtigen Mitstreiters in der Geschäftsführung. Bei unserem doch recht komplexen Geschäftsmodell wollte ich natürlich einen Partner haben, der den Enthusiasmus für das Thema mitbringt sowie das entsprechende Know-How und die nötige Erfahrung. Da hätte ich in Deutschland keinen geeigneteren Partner finden können als Holger Tumat.

VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen konnten Sie besonders viel lernen?

Prediger: Wir haben sehr früh Anfragen von sehr großen potentiellen Kunden erhalten und extrem viel Arbeit und Zeit in die Vorbereitung dieser Projekte gesteckt. Leider mussten wir die schmerzliche Erfahrung machen, dass aus den meisten „großen Projekten“ aus ganz unterschiedlichen Gründen nichts geworden ist. Mittlerweile wägen wir sehr genau ab, ob und wie viel Aufwand wir in einzelne Projekte investieren.

VC Magazin: Was sind aus Ihrer Sicht bei den Rahmenbedingungen hierzulande der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?

Prediger: Ein großer Pluspunkt sind sicherlich die sehr konstanten Rahmenbedingungen und die Verlässlichkeit der meisten Akteure mit denen man in Berührung kommt, wenn man ein Unternehmen gründet. Worüber ich mich jedoch fast täglich aufrege, ist nach wie vor die Zurückhaltung der meisten Banken, wenn man ohne Sicherheiten Geld braucht, um seine Idee Wirklichkeit werden zu lassen.

VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Sie als Vorbilder oder Idole sehen?

Prediger: Ich finde es natürlich faszinierend was ein Steve Jobs oder ein Mark Zuckerberg erschaffen haben. Echte Vorbilder sind sie aber nicht für mich, da unser Geschäftsmodell natürlich völlig anders aussieht.

VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Ihrem Alltag?

Prediger: 1Password für die hundert Passwörter, die man mittlerweile benötigt, iOutBank fürs Onlinebanking und DB Navigator fürs Reisen.

VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Ihr Start-up und Ihre unternehmerische Zukunft aus?

Prediger: Für 2013 rechnen wir mit einer Verdopplung des Umsatzes auf mehr als 2 Mio. EUR, Anfang Dezember haben wir eine Anschlussfinanzierung über 220.000 EUR auf der Crowdfundingplattform Seedmatch erfolgreich abgeschlossen. Das Geld investieren wir in den Ausbau unserer Vertriebsstrukturen und in neue Mitarbeiter – wir sind also gerüstet für den Kundenansturm. Wir fokussieren uns vorerst ganz klar auf den deutschen Markt, Deutschland ist im Fahrradumsatz ganz klar einer der größten Märkte der Welt. Alleine im laufenden Jahr wurden hierzulande rund 400.000 E-Bikes verkauft, bis 2018 wird sich der Marktanteil von E-Bikes von derzeit 8% auf bis zu 15% nahezu verdoppeln. Ein Exit kommt für uns momentan nicht in Frage, da wir uns enorm stark mit der Idee von LeaseRad identifizieren und uns die Arbeit einfach zu viel Spaß macht.

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.

Die Fragen stellte Torsten Paßmann.

Zum Gesprächspartner

Ulrich Prediger ist Gründer und Geschäftsführer der LeaseRad GmbH (www.leaserad.de) aus Freiburg, dem einzigen Anbieter von Fahrradleasing-Konzepten in Deutschland. Nach seiner Ausbildung zum Feinmechanikergesellen in Freiburg hat Prediger sein Studium International Economics an der University of Maastricht in den Niederlanden mit einem Master abgeschlossen. Vier Jahre kämpfte er gemeinsam mit Holger Tumat für die steuerliche Gleichstellung von Dienstwagen und Dienstrad – mit Erfolg, denn seit dem 23. November 2012 gilt das Dienstwagenprivileg rückwirkend für 2012 auch für Fahrräder, E-Bikes und Pedelecs.