Wenn die Aussicht auf das eigene Unternehmen spannender ist als die Karriere in Wissenschaft oder Konzern, bricht der Unternehmergeist durch. Welche Idee sie verfolgen, ob es Vorbilder gibt und aus welchen Erfahrungen sie besonders viel gelernt haben, berichten Entrepreneure im Gründerinterview – dieses Mal Arasch Jalali von crowdshop.
VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Ihr Start-up?
Jalali: Direkt nach dem Studium haben mein Mitgründer Matthias und ich bei mittelständischen Industriebetrieben angefangen. Dort führten die vergleichsweise geringen Abnahmemengen im Einkauf zu schlechten Konditionen und insbesondere äußerst hohen Stückpreisen. So kamen wir auf die Idee, mit crowdshop (http://crowdshop.eu/) eine Plattform zu schaffen, auf der kleine und mittelständische Unternehmen auf Basis kumulierter Stückzahlen ihre Einkaufspreise senken können. Dort werden in regelmäßig wechselnden Aktionsdeals normierte Produktionsgüter in großen Stückzahlen zu deutlich günstigeren Preisen angeboten, als wenn unsere Kunden ihren Bedarf direkt decken würden. Weitere Säulen von crowdshop sind unser Standardproduktportfolio mit allem, was für Produktionsbetriebe oder Handwerker von Interesse ist, und Service und Beratung.
VC Magazin: Wie haben Sie erste Finanzierung Ihrer Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?
Jalali: Bislang sind wir zu einhundert Prozent eigenfinanziert. Nachdem wir im November online gegangen sind und die ersten zwei Monate bereits nennenswerte Umsätze erwirtschaftet haben, führen wir aktuell erste Gespräche mit Investoren. Dabei ist unser Fokus eher auf Inkubatoren gesetzt, die neben Finanzmitteln auch ein entsprechendes Netzwerk, Erfahrung und gegebenenfalls auch Infrastruktur mitbringen. Sollte also hier ein Venture Capitalist auf uns aufmerksam werden, kann er sich gerne bei uns melden.
VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?
Jalali: Matthias war bereits im strategischen Einkauf verschiedener mittelständischer Industrieunternehmen tätig. Ich war bei einigen Mittelständlern im Management tätig. Dort sind wir uns auch vor einigen Jahren begegnet. Somit kennen wir die Schwierigkeiten in der Branche sehr genau und wollten ein Modell entwickeln, dass für Industrieunternehmen und Handwerker eine einfache Lösung bietet um ihre Beschaffungskosten zu senken.
VC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?
Jalali: Wir würden uns definitiv wieder auf den Handel mit Industriebedarfsprodukten konzentrieren. Erstens gibt es nur wenige andere Branchen, in denen noch solch hohe Margen bei Handelsprodukten existieren und zweitens ist der Onlinehandel von Industriebedarfsprodukten ein Markt, der hohe Wachstumsraten verzeichnet. Immer mehr Industriebetriebe und Handwerker gestalten ihre Beschaffung über das Internet. Heute schon verschwinden immer mehr stationär angesiedelte Fachhändler mit Ladengeschäft, weil sie preislich nicht mithalten können. In wenigen Jahren wird sich das Bild in der Branche völlig verändert haben. Bis dahin wollen wir uns bereits zu dem größten Onlinehändler für Industriebedarfsprodukte etabliert haben.
VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen konnten Sie besonders viel lernen?
Jalali: Unsere erste Marketingaktion war ein Direktmailing per Infobrief an potenzielle Unternehmenskunden – und die Konversionsrate lag bei nahezu null Prozent. Da wir aber überzeugt davon waren, dass Offline-Mailing bei unseren primären Zielkunden prinzipiell erfolgsversprechend ist, haben wir nach einigen Wochen nachtelefoniert. Dadurch hat sich die Konversionsrate schlagartig wesentlich verbessert und wir konnten einen nicht zu verachtenden Umsatz aus dieser Aktion generieren. Trotzdem sind uns viele potenzielle Kunden verwehrt geblieben, weil eine zu große Zeitspanne zwischen den Mails und den Telefonaten lag.
VC Magazin: Was sind aus Ihrer Sicht bei den Rahmenbedingungen hierzulande der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?
Jalali: Grundsätzlich kann man behaupten, dass es vergleichsweise einfach ist, in Deutschland ein Unternehmen zu gründen. Selbst eine Kapitalgesellschaft bedarf dank der Reform der Gesellschaftsformen kein großes Stammkapital mehr. Auch gibt es in jeder größeren Stadt mittlerweile ein eigenes Gründerzentrum, die durch ihre verschiedenen Angebote bei der Unternehmensgründung unterstützen können. Schwierig ist hingegen die Förderlandschaft in Deutschland. So gibt es nahezu keine reine Finanzmittelförderung für die Gründung eines Unternehmens. Nur unter ganz speziellen Voraussetzungen werden Unternehmensgründungen überhaupt gefördert. Auch Programme wie Exist sind nur denen vorbehalten, die stark im Forschungs- und Entwicklungsbereich angesiedelt sind. Für die Neuerfindung von Geschäftsmodellen hingegen gibt es leider keine Förderungen.
VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Sie als Vorbilder oder Idole sehen?
Jalali: Gerade im Onlinesektor existieren natürlich einige herausragende Geschäftsmodelle und Gründer. Ein erfolgreiches Geschäftsmodell oder einen erfolgreichen Internet-Unternehmer einem anderen vorzuziehen ist dabei schwierig. Aber auch Offline gibt es einige Unternehmer, die um ein Business eine völlig neue Branche herum gebaut haben, die einwandfrei funktioniert.
VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Ihrem Alltag?
Jalali: Xing für die schnelle Kontaktherstellung mit potenziellen Geschäftspartnern. Deutsche Bahn wegen der Fahrplanauskunft und Pünktlichkeitsübersicht. Nike Running motiviert und unterstützt super beim Joggen, wenn man mal den Kopf frei bekommen will. Und Viber hilft, bei vielen international verteilten Freunden, die Telefonkosten im Rahmen zu halten.
VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Ihr Start-up und Ihre unternehmerische Zukunft aus?
Jalali: Momentan sind wir dabei, unser Standardportfolio zu erweitern. Das Ziel ist, bis zum Jahresende mindestens 1 Million Industriebedarfsprodukte anbieten zu können. Dabei ist unser Fokus auf absolute Topmarken gelegt. Langfristig wollen wir 10 Millionen Industriebedarfsprodukte anbieten und uns damit zum größten Onlineshop für Industrieunternehmen und Handwerker etablieren. Gleichzeitig wollen wir in diesem Jahr bereits die ersten Schritte ins europäische Ausland gehen und mit verschiedenen Aktionen verstärkt für crowdshop werben.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.
Die Fragen stellte Torsten Paßmann.
Zum Gesprächspartner
Nach dem Studium in Bremen ist Arasch Jalali nach Süddeutschland gezogen und letztendlich nach Regensburg gekommen. Dort hat er Matthias Höfler kennengelernt und mit ihm gemeinsam im Juli 2012 die crowdshop UG (http://crowdshop.eu/) gegründet, eine B2B-Rabattplattform für Industriebedarfsartikel.