Was Interimsmanager bewegen können

„Es geht in erster Linie darum, Vertrauen zu gewinnen – das der Investoren, das der Altbesitzer und das der Mitarbeiter“, sagt Reimer Eggers. Er ist Interimsmanager, hat in den vergangenen Jahren in mehreren zeitlich begrenzten Projekten in Beteiligungsunternehmen gearbeitet. Auch eine Abwicklung eines Unternehmens aus der Erneuerbare-Energien-Branche war dabei. Einen Firmennamen nennt Eggers allerdings nicht. Das ist, wenn der Kunde es nicht ausdrücklich genehmigt, nicht opportun in der Interimsszene. Vertraulichkeit gehört zum Berufsbild. Im Fall des insolventen Unternehmens, an dem eine Beteiligungsfirma und eine Großbank Anteile für über 50 Mio. EUR besaßen, konnte die Restrukturierung nicht schnell genug umgesetzt werden, um noch rechtzeitig in die schwarzen Zahlen zu kommen.

Sehr viel Fingerspitzengefühl
Reimer Eggers, Interimsmanager
Das Besondere an einem Interimsjob bei einem Unternehmen, das von Beteiligungsinvestoren finanziert wird, ist nach Erfahrung von Eggers „die Kunst, Brücken zwischen den Beteiligten zu schlagen“. Die in der Vergangenheit alleinigen Firmenbesitzer und ihre Mitarbeiter seien häufig „besonders emotional mit dem Betrieb verbunden“, die Ansprechpartner auf der Investorenseite dagegen hätten oft „vornehmlich Zahlen und betriebswirtschaftliches Wissen im Auge“. Das mache die Arbeit des „Interimers“ zu der eines Diplomaten mit sozialer Intelligenz: „Man muss sehr viel Fingerspitzengefühl haben und das Vertrauen der Beteiligten.“

Steigende Nachfrage

Schätzungsweise 7.000 bis 8.000 Interimsmanager sind in Deutschland im Einsatz. Die Tagessätze der Freiberufler liegen zwischen 600 EUR und mehr als 2.000 EUR, hat die Dachgesellschaft Deutsches Interim Management (DDIM) ermittelt. Der Großteil der anspruchsvollen Projekte wird über sogenannte Provider vermittelt. Bundesweit gibt es etwa ein Dutzend große und ein weiteres Dutzend kleinere Vermittlerfirmen. Die renommierten unter ihnen sind länger als zehn Jahre am Markt und verfügen über Karteien mit mehreren Tausend Managern, die zeitlich begrenzt eingesetzt werden sollen. Die Provider suchen den Unternehmen durch Analyse-Tools den richtigen Mann – oder die richtige Frau. Außerdem übernehmen sie die Vertragsabwicklung und betreuen Interimer und Betrieb während des Projektes, um im Bedarfsfall schnell einen Ersatzmanager zur Hand zu haben.