Interview mit Ulrich Dietz, CODE_n

VC Magazin: Big Data hat insbesondere im letzten Jahr an Bedeutung gewonnen. Welche Chancen sehen Sie für Start-ups in diesem Bereich?
Dietz: Es ist richtig, dass das Thema Big Data zuletzt eine große Aufmerksamkeit erfahren hat. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass viele Unternehmen nach wie vor zurückhaltend sind bei der Nutzung von Big-Data-Technologien. Ihnen fehlt es offenbar an überzeugenden Anwendungsbeispielen, die ihnen den Mehrwert von Big Data veranschaulichen. Genau hier bieten sich für Start-ups die besten Chancen. Sie können Nischenthemen besetzen und mit konkreten, auf die Bedürfnisse ihrer Kunden zugeschnittenen Lösungen punkten. Denn Big Data macht eben nicht nur die IT-Systeme leistungsstärker, sondern schafft neue Möglichkeiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Unternehmen. Das lässt genügend Raum für Start-ups, sich neben den großen Playern zu behaupten.

VC Magazin: Immer mehr Branchen setzen auf die Auswertung großer Datenmengen und auch die Teilnehmer von Code_n kommen aus den verschiedensten Bereichen. Gibt es aus Ihrer Sicht noch Segmente, die sich diesem Trend entziehen können?
Dietz: Durch die Digitalisierung werden heute in praktisch allen Bereichen bereits riesige Mengen an Daten produziert, die sich auswerten lassen. Damit eröffnen sich ganz grundsätzlich auch in allen Sektoren vielfältige Einsatzmöglichkeiten für Big Data – ohne Ausnahme. Die viel wichtigere richtige Frage ist jedoch: Macht die Nutzung von Big Data für mich tatsächlich Sinn? Jedes Unternehmen muss die für sich passenden Anknüpfungspunkte finden. Ob sich die Nutzung von Big Data-Technologien lohnt, hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab. Wie gut ist die Qualität meiner Daten? Was kann ich daraus wirklich ableiten? Muss ich Entscheidungen in Echtzeit treffen? Und bedeutet die Analyse von mehr Daten im meinem Fall tatsächlich auch mehr Erkenntnisgewinn? Diese Fragen muss sich jedes Unternehmen stellen, unabhängig von der Branche.

VC Magazin: In der öffentlichen Diskussion wird das Sammeln von Daten meist kritisch bewertet. Wie wichtig ist es vor diesem Hintergrund, das Thema auf einer Großveranstaltung wie der CeBIT zu präsentieren?
Dietz: Grundsätzlich geht es bei Big Data nicht um das Sammeln von Informationen. Es geht um die schnellere Auswertung riesiger, ohnehin bereits vorhandener Datenmengen, die in unterschiedlichsten Formaten vorliegen können. Betrachtet man die öffentliche Diskussion, so ist diese jedoch überlagert von Themen wie der NSA-Spähaffäre oder der Vorratsdatenspeicherung. Das greift viel zu kurz und zeigt, dass noch viel Aufklärungsarbeit notwendig ist, um den tatsächlichen Nutzen von Big Data positiv herauszustellen – ohne dabei die Bedenken in Hinblick auf Datensicherheit außer Acht lassen zu wollen. Die CeBIT als weltgrößte IT-Messe mit ihrer Reputation und großen medialen Reichweite ist hier ein hervorragendes Forum. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Topthema 2014 „Datability“ lautet.

VC Magazin: Gleich im ersten Jahr des Code_n-Wettbewerbs konnte mit myTaxi eine echte Erfolgsgeschichte verbucht werden. Wie erging es den Finalisten des letztjährigen Wettbewerbs bislang?
Dietz: Das letzte Jahr verlief für viele unserer Finalisten äußerst erfolgreich. Changers.com aus Berlin, unser Gewinner in der Kategorie „Bestes Start-up“, hat beispielsweise vor wenigen Tagen eine Finanzierung in siebenstelliger Höhe vermelden können. Aus unserem Netzwerk gab es auch einen Weltrekord zu vermelden: Das Unternehmen e-volo, das den ersten rein elektrisch betrieben Helikopter entwickelt hat, konnte innerhalb weniger Tage bei einem Crowdfunding 1,2 Mio. EUR einsammeln.

Zum Interviewpartner:

Ulrich Dietz, Code_n
Ulricht Dietz ist Initiator der Start-up- und Innovationsveranstaltung Code_n und Vorstandsvorsitzender der GFT Technologies AG.

Zur Veranstaltung:

Code_n bringt die globale Big-Data-Avantgarde vom 10. bis 14. März 2014 auf die CeBIT nach Hannover. Unter dem Motto „Driving the Data Revolution“ machen 50 vielversprechende Start-ups erlebbar, was heute schon im Umgang mit großen Datenmengen möglich ist. Sie sind die Finalisten des Code_n Contest, dessen Gewinner am 12. März ab 18 Uhr im Rahmen einer Awardshow prämiert wird. Ein fünftägiges Kongressprogramm mit hochkarätigen Sprechern und Showacts macht Code_n zu einem der führenden Start-up- und Innovationsevents in Europa. Kulisse ist die von den Designern Reed Kram und Clemens Weisshaar gestaltete Halle 16, die gewohnte Messestrukturen aufbricht und die Idee von Big Data spektakulär in Szene setzt.