Im vergangenen Jahr wurden mehrere größere Deals bis 10 Mio. EUR mit Fintech-Unternehmen eingetütet, darunter drei in Deutschland: Earlybird Venture Capital, Redalpine Venture Partners und der Accelerator Axel Springer Plug & Play überwiesen insgesamt 2 Mio. EUR an den Teenager-Kreditkarten-Dienstleister Number26, Point Nine stattete die Bitcoin-Kredit-Plattform Bitbond mit 200.000 EUR aus und Route 66 Ventures ließ 2,5 Mio. EUR für die Frankfurter Vaamo Finanz springen. Im Januar der Paukenschlag: Der US-Investor Victory Park Capital stellt dem Hamburger Branchenprimus Kreditech 200 Mio. USD zur Verfügung – die höchste Summe, die ein Finanz-Start-up außerhalb der USA je bekommen hat. „Fintech ist derzeit einer der attraktivsten Märkte“, sagt Jan Beckers, Gründer und CEO der HitFox Group. „Das investierte Kapital wird 2015 deutlich wachsen.“ Der Run werde mindestens fünf Jahre anhalten, glaubt Beckers, der mit seinem Company Builder FinLeap in diesem Jahr vier bis sechs Fintech-Companys aufbauen will, die in der ersten Finanzierungsrunde mit jeweils 500.000 EUR bis 5 Mio. EUR ausgestattet werden. 2 Mio. EUR haben FinLeap und Partner in Savedo investiert. Über diese Company können Anleger ihr Geld bei europäischen Privatbanken anlegen, die bessere Zinsen als heimische Institute bieten. Aktuell arbeite FinLeap an digitalisierten Geldanlage-, Factoring- und B2B-Konzepten, „mit denen wir herkömmlichen Banken helfen können, für sie neue Wege zu beschreiten“. Das nächste „große Ding“ in der Fintech-Szene? Beckers: „Fast alle Bereiche von Banking und Versicherungen bieten Ansatzmöglichkeiten für Start-ups.“
Wachsendes Segment
Dr. Hendrik Brandis, Partner bei Earlybird Venture Capital, bezeichnet das Segment Fintech für die Venture Capital-Szene als „flavor of the month“. Die allokierten Beträge würden sich noch deutlich erhöhen. Das liege auch an der sich stetig beschleunigenden Innovationsrate: „Ich fürchte nur, dass wie so häufig in solchen Situationen der Kapitalmarkt überreagiert und die investierten Mittel schneller steigen als die Zahl der attraktiven Investitionsziele.“ Earlybird ist momentan einer der aktivsten Investoren im FinTech-Segment mit Beteiligungen an Number26, Traxpay und Smava. Bereits an die Börse gebracht wurde Interhyp.
US-Investoren oft schneller
Auxmoney kann diese Kursänderung nur gefallen. Die Düsseldorfer (Kreditvolumen im Januar 2015: 150 Mio. EUR) sind laut der Unternehmensberatung Nuntak Group der bedeutendste Player im deutschen Fintech-Sektor (Marktanteil: Crowdlending: 80%, Crowdfunding: 60%). „Crowdlending hat sich endgültig als Alternative zur Bank etabliert“, gibt sich Auxmoney-CEO Raffael Johnen selbstbewusst. Kreditmarktplätze und andere disruptive Geschäftsmodelle würden „die klassische Finanzindustrie nachhaltig verändern“. Bei Auxmoney sind gleich vier große ausländische Kapitalgeber an Bord: Index Ventures, zu deren Portfolio auch Skype, Dropbox und Transferwise gehören, Union Square Ventures, sind auch bei Twitter und Lending Club investiert, Foundation Capital (u.a Netflix) sowie Partech Ventures (u.a. Qype, Brands4Friends). Johnen hält es für bezeichnend, dass deutsche Venture Capital-Investoren die Chance, in Auxmoney zu investieren, noch nicht ergriffen haben. Es hätte sich gelohnt: Auxmoney ist seit seiner ersten Venture Capital-Runde im Jahr 2013 um über 1.000% gewachsen. Johnen: „Unsere Erfahrung zeigt: Ausländische Investoren sind im Vergleich schneller, proaktiver und sehen die Chancen statt Risiken, gerade bei neuen disruptiven Geschäftsmodellen.“