VC Magazin: Inwieweit eignen sich Aktien von Venture Capital-Gesellschaften für Privatinvestoren?
Müller: Wie in allen Bereichen sollte man sich als Anleger mit dem Geschäftsmodell des Unternehmens identifizieren können und ein Verständnis dafür entwickeln. Im Venture Capital-Geschäft setzt man auf überwiegend junge Unternehmen, die gerade, wenn sie sich wie bei uns im Hightech-Bereich bewegen, manchmal etwas mehr Zeit zum Gedeihen brauchen als ein eher rasch aufzuziehendes E-Commerce-Start-up. Wir haben unser Geschäftsmodell in den letzten beiden Jahren stark auf das Thema Internet of Things fokussiert und bieten damit jedem innovativen und zukunftsorientierten Anleger die Möglichkeit, an den großen Zukunftstrends zu partizipieren.
VC Magazin: Welche Besonderheiten sollte man beachten? Und wie kann man Privatanlegern das Venture Capital-Geschäft verständlich darlegen?
Müller: Wer sich als Privatanleger in diesem Geschäftsfeld bewegen möchte, sollte sich eine ertragsstabile Gesellschaft mit ausreichend langer Historie und Erfahrung suchen. Vor allem muss auch der Investitionsfokus den Geschmack und die Expertise des Anlegers treffen. Das Venture Capital-Geschäft ist ein hochspekulatives Geschäft, bei dem es jedoch neben dem nicht zu vernachlässigenden Risiko einen enormen Renditehebel zu erzielen gibt.
VC Magazin: Venture Capital-Gesellschaften – wie auch Private Equity-Häuser – werben gerne mit divergierender Korrelation zu den traditionellen Anlageklassen. Ist diese auch bei börsennotierten Gesellschaften gegeben?
Müller: Ich halte das durchaus für möglich, und ein paar Gesellschaften haben das auch in der Vergangenheit gezeigt. Auch wenn die Venture Capitalisten nicht ganz so stark in der Abhängigkeit stehen wie die klassischen Beteiligungsgesellschaften, geht ein negatives Börsensentiment auch meist nicht spurlos an ihnen vorüber.
VC Magazin: Die German Startups Group musste vor Kurzem ihren geplanten Börsengang absagen. Ist das Geschäftsmodell von Wagniskapitalgebern überhaupt börsentauglich?
Müller: Ich denke schon, denn große Unternehmen und Konzerne verabschieden sich mehr und mehr vom eigenen Inkubator und kaufen lieber erfolgreiche Start-ups teurer am Markt ein. Die Pharmaindustrie macht es uns vor. Nur wenige bahnbrechende Technologien kommen aus dem eigenen Brutkasten, da selten das Timing, das Potenzial oder die vorhandenen Strukturen in die eigenen Businessunits passen. Genau darin liegt die große Chance bei den Venture Capitalisten. Die „Aufzucht“ junger Unternehmen bis zum Erreichen einer kritischen Umsatzschwelle ist kein leichter Weg und benötigt eine Menge Arbeit, einen langen Atem sowie reichlich Erfahrung und durchlaufene Lernkurven. Das ist auch der Grund, warum es von unserer Sorte nicht viele gibt.
VC Magazin: Carsten Maschmeyer hatte im Frühjahr 2012 in mehreren Schritten über 25% der Stimmrechtsanteile an der mic AG erworben. Nun haben Sie versucht, diese wieder zu erwerben. Welche Beweggründe gab es dafür?
Müller: Herr Maschmeyer hatte seinen Anteil innerhalb von wenigen Jahren auf weit über 25% aufgestockt, sich aber nun dafür entschieden, eine andere strategische Richtung einzuschlagen und sich mehr auf die Growth-Phase zu fokussieren. Er beabsichtigt, dort direkte Investments in den Bereichen Life Sciences und Internet/E-Commerce zu tätigen. Wir konnten für die noch verbleibenden rund zwei Millionen Aktien internationale Investoren gewinnen, die auf ein langfristiges Engagement bei der mic AG abzielen.
VC Magazin: Ein Blick in die Zukunft: Wie wird sich die mic-Aktie aus Ihrer Sicht in den kommenden Monaten entwickeln?
Müller: Der Kurs der Aktie ist in den vergangenen Monaten massiv unter Druck geraten und hat sich innerhalb eines halben Jahres halbiert. Dies steht meiner Meinung nach in keinem Zusammenhang mehr mit dem inneren Wert. Mit der jetzt erfolgten Umplatzierung des Aktienpakets von Herrn Maschmeyer sollte der Fokus wieder auf die Weiterentwicklung der Potenziale innerhalb der mic-Gruppe gerichtet sein. Ohne an dieser Stelle ein konkretes Kursziel nennen zu wollen, sehe ich den fairen Wert der mic-Aktie definitiv über dem aktuellen Kursniveau.
VC Magazin: Herr Müller, vielen Dank für das Gespräch.
Claus-Georg Müller ist seit 2006 Vorstandsvorsitzender der mic AG. Der studierte Elektrotechniker und Diplom-Ingenieur (FH) ist seit Ende der 1980er-Jahre als Unternehmer tätig. So führte er beispielsweise als Gründer und CEO im Jahr 1999 das Unternehmen ADVA AG erfolgreich an die Börse (Neuer Markt). Als Venture Capital-Investor beteiligt sich die Münchner mic AG frühzeitig an aussichtsreichen Unternehmen schwerpunktmäßig in den Wachstumsmärkten Big Data, Industrie 4.0, Infrastruktur- und Energiemanagement, Internet of Things, Telemedizin und Wearable Technologies. Die mic AG ist seit Oktober 2006 im Entry Standard der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet.