Französische Groupe SEB übernimmt WMF

Die Groupe SEB mit Sitz in Écully bei Lyon hat Marken wie Moulinex, Krups und Rowenta im Portfolio und ist in rund 160 Ländern vertreten. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen mit 25.500 Mitarbeitern in 63 Ländern einen Umsatz von 4,8 Mrd. EUR. Erst in der vergangenen Woche hatte SEB den Thermoskannen-Hersteller Emsa übernommen. Mit dem Kauf von WMF wollen die Franzosen nach eigenen Angaben unter anderem Weltmarktführer bei gewerblichen Kaffeemaschinen werden.

Die 1853 gegründete Württembergische Metallwarenfabrik (WMF) erwirtschaftet zwei Drittel ihres Umsatzes von rund 1,1 Mrd. EUR in 2015 mit Töpfen, Pfannen und Besteck. Der Löwenanteil des Gewinns kommt allerdings aus dem Verkauf und der Wartung von Profi-Kaffeemaschinen für Restaurants und Bäckereien. Das bereinigte EBITDA des WMF-Konzerns betrug im Geschäftsjahr 2015 118 Mio. EUR. Für das laufende Jahr 2016 wird ein EBITDA in Höhe von 140 Mio. EUR erwartet. Das Unternehmen beschäftigt rund 5.700 Mitarbeiter in 16 Ländern, davon 3.800 in Deutschland.

Mit der Übernahme von WMF will die Groupe SEB nach eigenen Angaben in den Markt für Profi-Kaffeemaschinen einsteigen und ihre Position in Deutschland durch Zugang zu den 200 WMF-Filialen stärken. Mit Synergien durch die Akquisition sollen ab dem Jahr 2020 jährliche Einsparungen von rund 40 Mio. EUR gelingen.

Das Transaktionsvolumen beläuft sich nach Informationen von SEB auf 1,585 Mrd. EUR, basierend auf einem Kaufpreis von 1,020 Mrd. EUR und einer Nettofinanzverschuldung in Höhe von 565 Mio. EUR zum 31.12.2015. Hinzu kommen 125 Mio. EUR für Pensionsverbindlichkeiten. Die Übernahme will die Groupe SEB fremdfinanzieren. Pro Forma wird sich der Umsatz des Konzerns damit auf 5,824 Mrd. EUR belaufen, mit einem bereinigten EBITDA von 651 Mio. EUR. Dies entspräche einer Gewinnspanne von 11,2%. Die Transaktion soll sich bereits ab dem ersten Jahr stark ertragssteigernd auf den Nettogewinn pro Aktie auswirken.

Im Sommer 2006 war der Schweizer Mittelstandsinvestor Capvis im Rahmen eines Management Buyouts in das Geislinger Traditionsunternehmen WMF eingestiegen und hatte die Aktienpakete der Deutschen Bank, der Württembergischen Lebensversicherung und der Münchener Rückversicherungsgesellschaft übernommen. Im Jahr 2012 erfolge der Weiterverkauf des schwäbischen Mittelständlers an den US-Finanzinvestor KKR. Capvis erhielt für seinen 52%-Anteil an WMF 238 Mio. EUR von KKR, gezahlt hatten die Schweizer nur 92 Mio. EUR.

Der Besteck- und Küchengerätehersteller hat seit dem Einstieg von KKR einen drastischen Umbau hinter sich. Insgesamt 400 Stellen wurden in der Vergangenheit abgebaut, das Sortiment und die Logistik gestrafft sowie einzelne Marken abgestoßen, wenn sie sich gegenseitig Konkurrenz machten. Im Jahr 2015 erfolgte auf Wunsch des Investors mit einem Squeeze-out nach 128 Jahre Börsengeschichte der Börsenabgang des schwäbischen Unternehmens.

Für KKR ist der Weiterverkauf für mehr als 1 Mrd. EUR ebenfalls ein lukratives Geschäft: Beim Einstieg der US-Investoren war WMF an der Börse gerade mal rund 600 Mio. EUR wert. An die Kleinaktionäre und den Investor Capvis zahlte KKR zusammen 470 Mio. EUR. Der zweite Großaktionär, der österreichische Unternehmer Andreas Weißenbacher tauschte seine Sperrminorität von 25,1% der WMF-Stammaktien 2014 in eine Beteiligung an die Holding Finedining Capital, über die KKR seine Anteile an dem deutschen Unternehmen hält. Er könnte damit auch am Weiterverkauf an SEB partizipieren. Der Vollzug der Transaktion erfolgt nach Freigabe durch die zuständigen Behörden voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2016. Neben SEB, Electrolux aus Schweden und der italienischen DeLonghi hatten sich auch chinesische Bieter für den schwäbischen Besteckhersteller WMF interessiert.

 

WMF Group GmbH   Geislingen/Steige
Tätigkeitsfeld: Besteck- und Küchengerätehersteller
Investor: KKR & Co. L.P.
Volumen: 1,02 Mrd. EUR (Trade Sale)