Neun Fragen an Eugen Wolf, bringhand.de

VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Dein Start-up?
Wolf: Nach meinem letzten Projekt nahm ich mir eine Auszeit und reiste als Backpacker durch Australien. Die Idee kam mir während eines Aufenthalts in Sydney. Damals musste ich mehr als einen Monat auf ein Paket aus Deutschland warten. Beim zweiten Paket hatte ich nicht mehr soviel Geduld und fragte eine Freundin, von der mir bekannt war, dass sie nach Australien flog, ob sie ein Paket für mich überbringen könnte. Der Transport verlief reibungslos und ich hatte das Paket innerhalb von zwei Tagen bei mir. Im Laufe der Zeit stellte ich immer wieder fest, dass viele Leute bei ihren täglichen Reisen oder Fahrten unglaublich oft mit leerem Kofferraum umherfahren, sodass ich mir die Frage stellte: Kann man diesen Platz nutzen? So entstand aus einer anfänglichen Idee das Portal bringhand.de

VC Magazin: Wie hast Du die erste Finanzierung Deiner Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?
Wolf: Wir finanzieren uns selbst und haben kein fremdes Kapital aufgenommen. Wir haben uns bewusst vorerst für das Bootstrapping entschieden, um unabhängiger und fokussierter das Produkt zu entwickeln. Bis jetzt hat es sehr gut funktioniert. Sollte ein passender Investor kommen, hätten wir nichts gegen eine Investition einzuwenden.

VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?
Wolf: Es spricht im Grunde nichts gegen eine Karriere als Angestellter, so lange man einen Job ausübt der einem die Freiheit gibt, kreativ mitzuwirken. Ich glaube, es ist eher eine persönliche Einstellung, ob man sich anstellen lässt oder selbst etwas gründet. Ich hatte mich bei der Gründung gegen ein Gründerteam entschieden und alleine das Vorhaben gestartet.

VC Magazin: Wenn Du auf Deine bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblickst: Welche Entscheidungen würdest Du erneut treffen?
Wolf: Wenn ein neues Feature oder Produkt entsteht, dann warte ich nicht mehr so lange, sondern teste es so schnell wie möglich am Markt. Das Produkt muss nicht 100%ig genau sein. Ich würde immer wieder versuchen, frühes Feedback am Markt einzuholen.

VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen konntest Du besonders viel lernen?
Wolf: Das Produkt alleine reicht nicht aus!

VC Magazin: Was sind aus Deiner Sicht bei den Rahmenbedingungen in Deutschland der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?
Wolf: Als sehr positiv erachte ich die Infrastruktur in Deutschland. Als negativ empfinde ich das gründungsfeindliche Gesundheitssystem. Ich habe es oft erlebt, dass Menschen die Selbstständigkeit nur wegen den Pflichtbeiträgen zur Krankenkasse nicht wagen.

VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Du als Vorbilder oder Idole siehst?
Wolf: Es gibt viele tolle Unternehmen, aber aktuell finde ich den Erfinder von Bitcoin bzw. der Blockchain sehr genial.

VC Magazin: Der von Dir adressierte Logistik-Sektor wird von vielen Start-ups angegangen. Welches sind die größten Herausforderungen in diesem Markt?
Wolf: In diesem Markt hat man das berühmte „Hühner-Ei-Problem“. Man muss Versender und Transporteure in einer sehr kurzen Zeitspanne zusammenbringen.

VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Dein Start-up und Deine unternehmerische Zukunft aus?
Wolf: Wir werden bald einige neue Innovationen bei Bringhand einbringen. Auf deren Entwicklung sind wir sehr gespannt.Ich persönlich war schon immer unternehmerisch aktiv und bleibe es auch in Zukunft.

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.

 

Eugen Wolf ist Geschäftsinhaber von bringhand.de, welches er 2014 in Berlin gegründet hat. Davor war er Angestellter in einem anderem Start-up in Berlin, bis er sein eigenes Projekt startete.