clean technologies: Die Palette ist breiter geworden

Etwa jede fünfte Gründung in Deutschland gehört mittlerweile zur Green Economy. Es geht dabei längst nicht mehr nur um die Nutzung erneuerbarer Energien. Die Querschnittsbranche Cleantech hat enorm an Breite und Vielfalt hinzugewonnen. Da reicht klassisches Venture Capital zur Finanzierung entsprechender Start-ups bei Weitem nicht aus. Immer mehr große Konzerne interessieren sich für „saubere“ Geschäftsmodelle, wollen sich externe Innovationen ins Haus holen und investieren dabei zunehmend auch mit eigenen Inkubatoren oder Venture Capital-Fonds.

Im Jahr 2016 wurde laut Globaldata weltweit erstmals mehr in erneuerbare als in konventionelle Energien investiert. Klimaschutzziele, neue Technologien, Skaleneffekte und sinkende Kosten treiben den Markt an. Zur Cleantech-Boomzeit etwa zwischen 2005 und 2009 und auch noch in den Jahren danach ging es in erster Linie um erneuerbare Energien – Sonne, Wind, Biomasse – sowie Wasser und Energieeffizienz, wobei allerdings auch viel Geld „verbrannt“ wurde. Zu den Venture Capital-Gesellschaften in Deutschland, die Energie/Cleantech auch heute noch ausdrücklich als Teil ihrer Investitionsstrategie definieren, gehören u.a. eCapital, Munich Venture Partners, Target, Wellington, Sirius, Earlybird und VNT Management. Andere investieren nur sporadisch/opportunistisch in dieses Segment. Immer gewichtiger ist die Rolle der Corporate Venture-Gesellschaften geworden.

Cleantech-Themenfokus hat sich gewandelt
Hans Dellenbach, Emerald Technology Venture
Hans Dellenbach, Emerald Technology Venture

Inzwischen hat sich das Spektrum des Querschnittsthemas Cleantech deutlich verbreitert: Energie und Umwelt decken einen großen Teil ab, aber es gibt auch Cleantech-Geschäftsmodelle in Bereichen wie ITK/Software, Maschinenbau, Internet, Digitalisierung. „Wenn man heute von Cleantech spricht, dann stehen oft Technologien im Fokus, die im industriellen Umfeld Anwendung finden“, sagt Hans Dellenbach, CFO der Schweizer Emerald Technology Ventures. „Neben Energie, Wasser und Energieeffizienz geht es heute vermehrt auch um Mobilität, Smart Grid, Smart Cities, neue Materialtechnologien, um Big Data, Robotik, IT und Software.“ Im Zentrum steht nicht mehr unbedingt, dass es clean sein muss, sondern dass eine Technologie im industriellen Umfeld benutzt wird – Stichwort Industrie 4.0 und neue Herstellungsprozesse. So zum Beispiel, wenn eine Software zum Management bzw. zur Steuerung von Energieinfrastruktur dient. Die wichtigsten Investoren sind nicht mehr Pensionskassen, Versicherungen, Banken etc. – die haben sich teils aus diesem Bereich zurückgezogen –, sondern große strategische Investoren. Corporates wie BASF, Bosch, Siemens, Evonik, Innogy, BMW und andere etablierte Industriekonzerne – aus Europa, USA, China – sind die Hauptakteure. Sie suchen gemäß dem Motto „Open Innovation“ bei Start-ups nach Ergänzungen bzw. Verbesserungen ihrer bestehenden Produkte. Emerald kooperiert mit Industriekonzernen, die in erster Linie in die Fonds der Schweizer investieren, um eine breite Streuung zu erzielen, aber hier und da auch direkte Co-Investments eingehen. Attraktive Investitionsfelder sieht Dellenbach in der E-Mobilität, in Industrie 4.0 (Maschinenvernetzung bzw. -überwachung) und Agriculture (neue Pflanzen, neue Dünger sowie GPS-überwachte, sensorgesteuerte Bewässerung etc.).

Weltmarktspitze bei Heimenergiespeichern

Bei Heimspeichern (Electrical Energy Storages) habe sich Deutschland inzwischen zum weltweiten Marktführer entwickelt, so Markus Hoehner vom Deutschen CleanTech Institut. Beispiele sind die Anbieter sonnen, Senec, E3DC, LG Chem und Solarwatt. „Internationale Venture Capital-Investoren schauen sich deshalb die deutsche Start-up-Szene genau an.“ Nicht von ungefähr investierte GE Capital eine große Summe in den Batteriespezialisten sonnen, inzwischen Weltmarktführer für Heimenergiespeicher. Hoehner verweist zudem auf eine Marktstudie von EuPD Research, die unter dem Schlagwort „Prosumer“ untersucht, wie sehr private Verbraucher ihre eigene Energie erzeugen (können). Das Speicherthema beschäftigt auch stark die Stadtwerke und tangiert die Netzeinspeisung ebenso wie z.B. die Elektromobilität. Auch Autokonzerne investieren Wagniskapital in moderne Speichertechnik, wie z.B. Mercedes Energy Services und BMW Solarwatt. Energieschwergewichte wie E.on und Innogy bieten sowohl photovoltaische als auch Speicherlösungen. In Zukunft geht es, so Hoehner, in Richtung „Integrated Energy Services“, um den Kunden rundum bei der Stromlieferung und -speicherung ganzheitlich zu bedienen. Smart Home ist ein weiteres Zukunftsthema. Das sieht man auch daran, dass internationale Konzerne wie Apple, Google und Amazon in diesen Bereich hineingehen wollen. In eigene Smart Home-Lösungen und in entsprechende Start-ups investiert hierzulande u.a. auch die Deutsche Telekom.

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