Der „Kindergarten“ der Deutschen Bahn hat gerade zwei Englisch sprechende Zöglinge aufgenommen. Die US-Unternehmen Ridecell und GoKid gehören seit Mitte Juni zur DB Digital Ventures, der Corporate Venture Capital-Einheit des Konzerns. Ridecell betreibt Carsharing- und Ridesharing-Plattformen und hat eine Software für den Betrieb von Fahrgemeinschaften und autonomes Flottenmanagement entwickelt. GoKid hat eine Plattform aufgebaut, über die Kinder miteinander sicher und pünktlich in die Schule oder zum Sport gebracht werden sollen.
„Wir holen junge innovative Unternehmen an Bord, um unsere Technologiekompetenz auszubauen und in der Mobilität-4.0-Ära vernetzte, maßgeschneiderte Angebote für unsere Kunden zu entwickeln“, beschreibt Prof. Sabina Jeschke, Vorstand Digitalisierung und Technik, die Beteiligungsstrategie der Deutschen Bahn. Rund 100 Mio. EUR Wagniskapital hat die DB Digital Ventures bis Ende 2019 zur Verfügung, um zusammen mit Start-ups „Innovationen und disruptive Geschäftsmodelle in der Mobilität und Logistik zu fördern, von denen Kunden der DB nachhaltig profitieren“, so Sabina Jeschke. Bisher tummeln sich im Nachwuchszentrum der Bahn sieben hoffnungsvolle Talente.
Start-up-Beteiligung oder Ausgründungsprojekte?
Nicht nur die Deutsche Bahn, fast jedes Schwergewicht der deutschen Wirtschaft hat erkannt, dass Innovationen, mit denen die Weichen für die Zukunft gestellt werden, auch außerhalb der eigenen Abteilungen entstehen. Das Wagniskapital, das die Großen dafür in die Hand nehmen, Corporate Venture Capital (CVC), fließt mit Vehemenz. Laut einer Investmentstudie der FAS AG sind Medienunternehmen und Konglomerate im CVC-Markt besonders stark positioniert. Zuletzt kräftig gestiegen ist demnach der Anteil an Unternehmen mit CVC-Einheiten in den Branchen Finanzdienstleistung und Automobilindustrie. Zum einen sind Corporates bemüht, ihre Augen und Ohren nach links und rechts offen zu halten und die Fühler nach Start-ups auszustrecken, die bereits an vielversprechenden Neuerungen arbeiten. Dieses Engagement dient nicht selten auch dazu, Wettbewerbern zuvorzukommen, ihnen die bisher noch unbekannten „Perlen“ wegzuschnappen. Das zunächst begrenzte Investment etwa durch die Übernahme von Anteilen erhält dem Großunternehmen die Option einer späteren Akquisition. Zum anderen investieren Big Player in eigene Ausgründungsprojekte, weil sie überzeugt sind, dass ihre Mitarbeiter mehr Innovationskraft entwickeln, wenn sie nicht jeden Morgen durch den Haupteingang der Konzernzentrale marschieren müssen. Ideen gedeihen bei flachen Hierarchien und flexiblen Zugängen leichter und schneller. Außerdem wählen Corporates diesen Weg, weil sie so auch solche Technologien voranbringen, die bei ihnen zwar vorhandenen sind, aber nicht zum Kerngeschäft passen.
Vielfältige Überlegungen auf Corporate-Seite
Die Großunternehmen werden, egal welche der beiden Strategien sie verfolgen – Unterstützung von Start-ups oder Ausgründung –, schneller und innovativer. Denn im Unterschied zu klassischen Venture Capital-Gesellschaften werden mit CVC-Aktivitäten nicht in erster Linie finanzielle Renditen angestrebt. Vielmehr geht es darum, mit dem Output des Start-ups einen Beitrag zur Erreichung der strategischen Ziele der Muttergesellschaft zu leisten. Dazu gehören neue Technologien („Window on Technology“) und Geschäftsmodelle. Aber auch neue Märkte können auf diese Weise ins Visier genommen werden. „Oft wissen Corporates sehr genau, was sie tun müssten – aber im eigenen Korsett schaffen sie es nicht, diese Themen umzusetzen und zu adressieren”, sagt Marie-Hélène Ametsreiter, Partnerin des österreichischen Investmentsfonds Speedinvest.
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