Das Wiener Start-up Carbon Recovery hat sich der Wiedergewinnung von Kohlenstoffen verschrieben. Das Unternehmen recycelt Altreifen zu Gas, Öl und Carbon Black. Die Österreicher wollen eine Anlage für das Verfahren bauen. Im Frühjahr nächsten Jahres soll diese in Betrieb gehen. Dank frischem Kapital konnte das Team bereits den Mietvertrag für das entsprechende Grundstück unterzeichnen. 325.000 EUR haben die Wiener von Business Angels des Investorennetzwerks primeCrowd eingesammelt. Die nächste Finanzierungsrunde wird bereits eingeleitet.
„Weltweit fallen jährlich 14 Millionen Tonnen Altreifen an, von denen 70% achtlos verbrannt werden. Dabei benötigt alleine die Produktion eines einzigen Pkw-Reifens 230 Kilogramm unwiederbringlicher fossiler, mineralischer und sonstiger natürlicher Rohstoffe“, erklärt Claus Lamer, Business Development Manager der Wiener Carbon Recovery GmbH. Das Start-up will Schluss machen mit dieser Umweltverschmutzung und Ressourcenverschwendung. Das Unternehmen kauft Gummi-Chips aus Altreifen und anderen Abfällen und verarbeitet diese zu Gas, Diesel-ähnlichem Grundöl für Industrieöfen und Raffinerieanlagen sowie Recovered Carbon Black. Der Hochtechnologiewerkstoff wird auch Industrieruß genannt. Er dient der Herstellung von Gummiprodukten, Farben, Plastikteilen und neuen Reifen. Grundlage der Wiederverwertung ist die Vakuum-Niedertemperatur-Pyrolyse. Die Wiener haben das Verfahren weiterentwickelt, um Kohlenstoffe zu 100% emissionsfrei umzuwandeln. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft lässt sich das gewonnene Carbon Black immer wieder neu verwerten. Gas, das bei der Pyrolyse entsteht, wird indirekt zur Beheizung verwendet – der Prozess bleibt energieautark: eine ökonomisch sinnvolle und ökologische Verwertung der Altreifen.
Anlage soll jährlich rund 8.000 Tonnen Altreifen verarbeiten
Carbon Recovery plant ein Werk in Niederösterreich. Der Mietvertrag wurde bereits unterzeichnet – auch mit Hilfe frischer Finanzmittel: Die Wiener haben sich 325.000 EUR von Business Angels des Investorennetzwerks primeCrowd gesichert. Neun Geldgeber engagieren sich, darunter Dr. Markus Ungerank, ehemaliger Laborleiter der Evonik. Die neuen Gesellschafter unterstützen auch durch ihre Fachexpertise, beispielsweise im Qualitätsmanagement oder der Produktentwicklung. Im Frühjahr 2019 soll die Anlage den Betrieb aufnehmen. Sie hat eine Gesamtfläche von nur 400 Quadratmetern. Jährlich soll sie 8.000 Tonnen Altreifen verarbeiten. Das entspricht 15% des Jahresaufkommens in Österreich. Der Reinheitsgrad des gewonnenen Carbon Black wird im Hochpreissegment von 600 EUR bis 800 EUR pro Tonne gehandelt. Weltweiter Bedarf sind rund 13 Millionen Tonnen im Jahr – das Marktpotenzial scheint vielversprechend. Mit der Kapitalspritze konnten die Wiener auch Ergänzungsaggregate anzahlen und den offiziellen Genehmigungsprozess anstoßen. 100 Crowd-Investoren haben noch einmal 100.000 EUR über Conda bereitgestellt. Carbon Recovery ist bereits dabei, die nächste Finanzierungsrunde einzuleiten und hofft auf ein Investment von rund 1 Mio. EUR.
Carbon Recovery GmbH, Wien (AUT)
Tätigkeitsfeld: Recycling
Investoren: Business Angels
Volumen: 325.000 EUR (Seed-Finanzierung)