Frische Produkte in der Nähe der Konsumenten anbauen, statt Pflanzen aus den Herkunftsländern einmal um die Welt zu senden – das ist der Ansatz von Infarm. Das Berliner Foodtech bietet Urban Farming-Anwendungen an: Die Lösungen verbinden vertikale Landwirtschaft mit Internet of Things-Technologien – in intelligenten Glaskästen zur Kräuter- und Salatzucht. Die modularen Farmen des Start-ups stehen beispielsweise in Supermärkten oder Restaurants. Das Unternehmen erhält in der Series B eine Finanzierung in Höhe von 100 Mio. USD. Atomico führt die Runde an. Zudem engagieren sich die bestehenden Geldgeber erneut: Balderton Capital, Astanor Ventures, Cherry Ventures und TriplePoint Capital steuern frische Mittel bei. Das Kapital wollen die Berliner nutzen, um in Europa das Firmenwachstum zu beschleunigen und den Markteintritt in den USA zu schaffen. Zudem soll das Team vergrößert werden – in allen Bereichen.
Selten sind Kräuter, Salate oder andere frische Produkte in den Endmärkten heimisch. Ihr Konsum ist eine ökologische Herausforderung: Nachfrage außerhalb der Saison, lange Transportwege und überbeanspruchte Äcker strapazieren die Umwelt. Dazu kommt: Auch Geschmack und Nährstoffgehalt der Lebensmittel leiden. 45% der Nährstoffe gehen verloren, bis die Pflanzen im Supermarkt eintreffen. Dieses Problem will die InFarm – Indoor Urban Farming GmbH angehen. Das Berliner Foodtech entwickelt skalierbare modulare Farmen. Die Technologie funktioniert laut Start-up an jedem Ort – spezielle Infrastruktur wird nicht benötigt. Zudem ist das Glaskasten-Modell laut Machern extrem effizient. Zwei bis drei Wochen nach Installation der Farmen können Kunden Kräuter beziehen. Je größer das jeweilige Modul, desto mehr Ertrag ergibt sich logischerweise: Eine große Farm züchtet bis zu 680.000 Pflanzen auf 24 Quadratmetern. Im Angebot sind 65 Sorten Kräuter und Blattgemüse – sie wachsen laut Infarm komplett ohne Pestizide. Die zugehörigen Farming-Plattformen der Berliner sind zentralisiert und cloud-basiert – sie steuern die Module aus der Ferne. Laut Foodtech lernt die Software, justiert und verbessert sich kontinuierlich. Dadurch sollen sich auch Pflanzenwachstum und Ertrag steigern. 2013 wurde das Start-up gegründet. Heute kooperieren die Berliner mit 25 Lebensmittelhändlern in Deutschland, der Schweiz und Frankreich – darunter Edeka, Metro, Migos, Intermarche oder Amazon Fresh. 200 intelligente Glaskästen sind in Läden installiert, 150 weitere in Logistikzentren.
Urban Farming-Module auch für die USA
Nächstes Ziel ist der Markteintritt in Großbritannien im September. Zudem will Infarm in die USA expandieren – langfristig sollen die Urban Farming-Lösungen weltweit im Einsatz sein. Außerdem will das Foodtech weiter wachsen: In allen Bereichen sollen neue Mitarbeiter dazukommen, vor allem aber in den Sales-, Forschungs- und Operations-Teams. Diese Vorhaben kann das Start-up mit Hilfe einer Finanzierung beschleunigen: In der Series B erhalten die Berliner 100 Mio. USD. Atomico UK Partners LLP führt die Runde an. Zudem engagieren sich die bestehenden Investoren erneut: Balderton Capital (UK) LLP, Astanor Ventures, Cherry Ventures Management GmbH und TriplePoint Capital, LLC. Hiro Tamura, Partner bei Atomico: „Der Konsum frischer Produkte ist eine große Bürde für die Umwelt unseres Planeten.“ Steigende Population werde die Lage verschärfen: „Infarms Technologie löst dieses Problem und macht die Produktion frischer Lebensmittel nachhaltig.“ Atomico beteiligt sich an Unternehmen ab der Series A-Stage – im März ist die Gesellschaft zum Beispiel bei Automation Hero eingestiegen, einer intelligenten Plattform für Prozessoptimierung in Unternehmen.
InFarm – Indoor Urban Farming GmbH, Berlin
Tätigkeitsfeld: Foodtech
Investoren: Atomico UK Partners LLP, Balderton Capital (UK) LLP, Astanor Ventures, Cherry Ventures Management GmbH, TriplePoint Capital, LLC
Volumen: 100 Mio. USD (2. Finanzierungsrunde)