Für Unternehmen und Geldgeber gewinnt das Thema Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung. Das Bewusstsein für nachhaltige Investitionen wächst. Das war längst nicht immer so und muss noch besser werden. Dafür gibt es gute Gründe.
Nicht erst seit dem weltweiten Erfolg von Greta Thunberg ist klar: Das Thema Nachhaltigkeit ist gekommen, um zu bleiben. Auch uns als Silicon Valley Bank liegt das Thema am Herzen: Seit über einer Dekade kümmert sich ein extra dafür zusammengestelltes Team um die Bankgeschäfte von Unternehmen aus den Bereichen der erneuerbaren und alternativen Energien. Seit Jahren arbeiten wir hier mit einigen der innovativsten und weltweit führenden Disruptoren in Sachen Ressourcen-Schonung, wie Bloom Energy, Beyond Meat oder Solar City, zusammen. Dennoch war und ist die Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung nicht immer ganz einfach mit dem Streben von Aktionären und Investoren nach wachsenden Renditen zu vereinbaren. Nachhaltigkeit galt vielen Unternehmen bislang im besten Falle als soziale Verpflichtung, viel häufiger war sie vielmehr noch ungeliebte Bürde. Das muss sich ändern. Hier sind drei gute Gründe, wieso:
1. Die Nachfrage wächst
Rund 70% der Verbraucher in Deutschland legen beim Kauf Wert auf Nachhaltigkeit der Produkte oder des Unternehmens. Das ergab eine 2017 durchgeführte Umfrage des Marktforschungsinstituts Facit. Gleichzeitig sind knapp die Hälfte laut einer aktuellen Accenture-Studie auch bereit, mehr für nachhaltige Produkte zu zahlen. Dabei gehen die veränderten Konsumwünsche auch mit neuen Anforderungen an die Unternehmen einher: 85% der von Accenture Befragten glauben, dass es für Unternehmen wichtig oder äußerst wichtig ist, Produkte so zu konzipieren, dass sie wiederverwertet oder recycelt werden können. Angefangen bei der Entwicklung über die Produktion bis hin zu nachhaltigen Lieferketten – klar ist: Unternehmen sollten den wachsenden Wunsch der Kunden nach Umweltbewusstsein ernst nehmen, wenn sie auch in Zukunft erfolgreich sein wollen. Für Investoren bedeutet das im Zweifel, dass sie über kurz oder lang auf bestimmte Geschäfte verzichten müssen, wenn sie entsprechenden Grundsätzen diametral entgegenstehen. Gleichzeitig bieten Investitionen in innovative nachhaltige Unternehmen und Produkte aber eben auch Chancen, die Geldgeber für sich nutzen sollten.
2. Die Bedeutung für HR nimmt zu
Insbesondere Berufsanfängern mit höheren Bildungsabschlüssen ist das Thema Nachhaltigkeit bei der Jobwahl heute wichtiger als ein hohes Gehalt oder ein besonders internationales Arbeitsumfeld. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey unter 7.000 jungen Talenten. Entscheidend ist, dass nachhaltiges, umweltbewusstes Agieren von der Führungsebene vorgelebt wird. Nur so kann es gelingen, dass letztlich alle Mitarbeiter mitziehen und Unternehmen ihren ökologischen Fußabdruck langfristig wirklich reduzieren können – und damit auch das Bild nach außen stimmt. Wo nötig, sollten auch Investoren auf organisatorische Veränderungen bestehen, wenn sie wichtig für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens sind. Genauso wie im Investoren-Interview heutzutage bereits standardmäßig nach der HR-Strategie – also den Plänen zum Finden, Einstellen und Halten von Talenten – gefragt wird, wird es zukünftig immer verbreiteter, auch nach den Plänen in Sachen Nachhaltigkeit zu fragen.
3. Die Profitabilität wird gefördert
Dass nachhaltig wirtschaftende Unternehmen in der Regel auch profitabler sind, zeigen Beispiele deutscher DAX-Konzerne wie SAP oder Allianz. Beide Unternehmen stehen ökonomisch ohne Zweifel sehr gut da und schafften es beim aktuellsten Nachhaltigkeitsranking der Globalance Bank unter die Top 5 deutscher Firmen. Dabei zeigt sich, dass es nicht darum geht, als Unternehmen eine bestimmte Umwelt-Agenda zu verfolgen. Viel eher erwarten Kunden und Mitarbeiter, dass der Nachhaltigkeitsgedanke heute Teil der Marken-DNA ist. Und auch wenn das Thema längst noch nicht bei allen aus der Venture Capital- und Private Equity-Szene höchste Priorität genießt, gibt es bereits heute eine Reihe von Geldgebern, die den Trend frühzeitig erkannt und damit Erfolg haben – darunter BonVenture aus München, deren Wagniskapital nur an Firmen geht, die einen gesellschaftlichen Mehrwert liefern oder die Berliner von Atlantic Food Labs, die in nachhaltige Start-ups der Gesundheits- und Ernährungsbranche investieren.
Fazit
Für Unternehmen und Investoren wird Nachhaltigkeit zunehmend zu einem Thema, um das sie nicht mehr herumkommen. Es ist, so muss man es sagen, mittlerweile zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor geworden. Deshalb gilt: Den Wunsch von Verbrauchern und hoch qualifiziertem Personal nach Unternehmen, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und diese auch wahrnehmen, sollten Verantwortliche unbedingt ernst nehmen.
Oscar Jazdowski ist Co-Head der deutschen Niederlassung der Silicon Valley Bank. Die Bank hat im vergangenen Jahr ein Büro in Frankfurt eröffnet und unterstützt seitdem auch hierzulande etablierte Technologieunternehmen und deren Investoren mit dem Ziel, Innovationen zu fördern. Jazdowski verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Finanzierung von Tech-Unternehmen in den verschiedensten Wachstumsphasen – angefangen bei jungen, Venture Capital-gestützten Start-ups bis hin zu großen multinationalen Unternehmen.