Dortmund hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einen festen Platz auf der Landkarte der Standorte erarbeitet, die sich Investoren und Start-ups auf der Suche nach interessanten Investitionschancen und exzellenten Netzwerken genauer anschauen. Die Platzierung Dortmunds unter den letzten zwölf Bewerbern um den Titel der Europäischen Innovationshauptstadt 2019 hat diese Entwicklung noch einmal deutlich unterstrichen.
Die anhaltend positive Entwicklung der Gründungsaktivitäten ist in Dortmund an verschiedenen Standorten abzulesen. So sind auf Phoenix West und im Technologiepark mit der Ansiedlung von Kompetenzzentren wie dem Zentrum für Produktionstechnologie, dem BioMedizinZentrum und der MST.factory dortmund vor einigen Jahren wichtige Impulse gesetzt worden, die ihre Wirkung nun voll entfaltet haben. Start-ups wachsen aus diesen Strukturen hinaus und siedeln sich im Umfeld an. Private Investoren setzen bei Immobilienprojekten vermehrt auf diese jungen Unternehmen als Mieter. Auch im Bereich der Finanzierung spiegelt sich dieser Erfolg wider; die regionalen Seed-Fonds der Sparkasse Dortmund und der NRW.Bank haben Erfolgsgeschichten schreiben können.
Ein wichtiger Motor für diese Entwicklung sind seit 2001 die bundesweiten start2grow-Gründungswettbewerbe. In mehr als 40 Gründungswettbewerben haben über 1.400 Start-ups seither ihre Ideen geschärft, in Businesspläne gegossen und eingereicht. Ein nicht-unerheblicher Teil der Gründungen in Dortmund stammt aus diesen Wettbewerben – und das Interesse ist ungebrochen. Trotz der Krise wurden heuer im April mehr Businesspläne eingereicht als im Vorjahreszeitraum.
Neue Themenfelder
War die Start-up-Landschaft Dortmunds in der Wahrnehmung bisher stark auf technologieorientierte Gründungen fokussiert, haben sich in der letzten Zeit weitere Schwerpunkte in der Gründerszene ausgebildet, die für die Entwicklung der Stadt und ihre Zukunftsfähigkeit eine wichtige Rolle spielen. Mit Angeboten wie den regelmäßigen Social Startup Days oder dem Stipendienprogramm greenhouse.ruhr entwickelt sich eine vielfältige Community im Bereich Social Entrepreneurship. Die Bedeutung dieses Themenfelds hat in der aktuellen Krise eine ganz andere Dimension angenommen. Es ergibt sich die Chance, Ideen umzusetzen, für deren Notwendigkeit und Marktpotenzial nun auf breiter Front das Bewusstsein vorhanden ist. Ein weiterer Fokus liegt auf der Unterstützung von urbanen Start-ups, die für die Lebensqualität in Dortmund eine große Rolle spielen. Vielversprechende Projekte entstehen vor allem in den Schnittmengen all dieser Themen.
Neue Orte
Impulse zu setzen und Raum zu geben, um die lebendige Gründungszene weiter gedeihen zu lassen – das ist die große Herausforderung für Dortmund. Die Ansprüche an die Standorte von Start-ups sind vielfältiger geworden. Für viele Gründer sind nach wie vor hochschulnahe, technologieorientierte Standorte die erste Wahl. Allerdings wächst die Anzahl derer, die urbane Quartiere bevorzugen, hier aber auch nicht auf die Start-up-Community vor Ort verzichten wollen. Start-ups kommen mehr und mehr in der Stadtgesellschaft an. Mit der Entwicklung von neuen Smart Urban Areas reagiert Dortmund auf diese Ansprüche. Der Gründungs- und Innovationscampus im Dortmunder Hafen wird ein neuer Ort für Gründer, eingebettet in ein urbanes Quartier mit Cafés, Restaurants und hoher Aufenthaltsqualität. Daneben entstehen mit dem Energiecampus Kokerei Hansa und dem Projekt Smart Rhino in den nächsten Jahren weitere Projekte, in denen Gründer eine zentrale Rolle spielen. Mit dem Masterplan Wissenschaft 2.0 ist auch die wichtige Verknüpfung der Gründungsaktivitäten vor Ort mit den Hochschulen gesichert.
Unterstützung
War bisher oft die geringe Unterstützung von Gründern bemängelt worden, stehen sie nun immer häufiger vor der Herausforderung, die richtige Auswahl zu treffen: Was ist notwendig und bringt die Gründung konkret voran? Die Angebote zur Unterstützung und Finanzierung von Start-ups sind sehr vielfältig geworden. Sie ermöglichen Gründern eine bessere Vorbereitung als in der Vergangenheit. Die speziellen Bedarfe in der jeweiligen Situation vor und nach der Gründung herauszuarbeiten und Sparringspartner zu haben, um die eigenen Einschätzungen und Ideen zu reflektieren, ist für alle Gründer weiterhin ein wichtiger Erfolgsfaktor. Auf Standorte bezogen ist es wichtig, dass vorhandene Angebote ineinandergreifen, das Gesamtangebot transparent ist und die Akteure gut vernetzt sind. Nur so kann ein optimales Umfeld für Gründer geschaffen werden. Das StartUp.InnoLab ist in der Region Dortmund eine wichtige Basis für diese Vernetzung. Der Aufbau des Exzellenz Start-up Center der TU Dortmund und des Start-up-Campus der FH Dortmund sind mit der Verortung im TechnologieZentrumDortmund wichtige Leuchtturmprojekte in der Unterstützung von wissensbasierten Gründungen und dem vernetzten Handeln aller Akteure.
Vernetzung und Matching
Die Zukunftsfähigkeit der Region ist eng mit der Innovationskraft ihrer Unternehmen verbunden. Das Matching von KMU mit Start-ups kann ein Weg sein, Innovation in bestehende Unternehmen zu tragen sowie neues Denken zu Geschäftsmodellen und digitalen Optimierungspotenzialen zu etablieren. Gleichzeitig ergeben sich konkrete Anwendungsfälle für Start-ups unter Realbedingungen. Eine Kooperation mit Südwestfalen und seiner großen Zahl an Produktionsunternehmen bietet zudem weitere konkrete Kooperationsmöglichkeiten. Mit gezieltem Eins-zu-eins-Matching, dem Roundtable Start-up-Mittelstand und dem internationalen Acceleratorenprogramm DOaccelerate werden diese Potenziale gehoben. Dortmund befindet sich in einem erfolgreichen stetigen Transformationsprozess, der maßgeblich von neu gegründeten Unternehmen mitgestaltet wird.
Friedrich-Wilhelm Corzilius verantwortet seit 2019 als Teammanager die Inhalte und das gesamte Arbeitsspektrum des Teams Gründen bei der Wirtschaftsförderung Dortmund. Seit 2001 war er beim dortmund-project und anschließend bei der Wirtschaftsförderung Dortmund in der Organisation der start2grow-Gründungswettbewerbe tätig. Die Betreuung des Kapitalgebernetzwerks und die Organisation der Begutachtungsprozesse gehörten hier zu seinen Kernaufgaben.