„Das Ziel ist, eine schlagkräftige Einheit vorzeigen zu können“

Interview mit Christian Futterlieb, VR Equitypartner

Buy and Build-Strategien werden in Europa immer beliebter; das Segment erreichte in den letzten Jahren immer neue Höchststände. Dann kam die Corona-Krise und weltweit brachen die M&A-Aktivitäten ein – doch das muss nicht bedeuten, dass auch der Buy and Build-Markt zum Stillstand kam. In den letzten Wochen wurde eine ganze Reihe Zukäufe mit deutscher Beteiligung bekannt gegeben.

VC Magazin: Welchen Einfluss hat die Corona-Pandemie auf den Buy and Build-Markt?
Futterlieb: Generell hat sich die M&A-Aktivität mit dem Lockdown schlagartig reduziert und sich seitdem in unserem Segment der KMU nur leicht erholt. Dies wird so lange anhalten, bis sich eine einheitliche Einschätzung über die mittelfristige wirtschaftliche Entwicklung herausgebildet hat. Etwas losgelöst davon würde ich Buy and Build-Projekte sehen, da diese einen strategischen und langfristigen Charakter haben. Sieht man hier, dass Wettbewerber gesprächsbereit sind, dann erscheint das häufig als einmalige Opportunität, die unabhängig von der Markt- und Konjunktursituation genutzt werden will. Wir selbst haben in der Corona-Krise Zukäufe für unsere Buy and Build-Plattform in der Kältetechnik und ein erstes Investment für unsere neue Plattform im Bereich der Automatisierung umgesetzt.
VC Magazin: Werden für bisher analoge Geschäftsmodelle auch verstärkt digitale Einheiten zugekauft oder wird eher versucht, die Digitalisierung inhouse umzusetzen?
Futterlieb: Wir versuchen, Digitalisierungsprojekte inhouse umzusetzen, da häufig starke Unterschiede in der Unternehmenskultur und mithin eben Integrationsrisiken bestehen.

VC Magazin: In welchen Branchen sehen Sie gerade besonders attraktive Möglichkeiten, über Zukäufe Portfoliounternehmen aufzubauen?
Futterlieb: Vor allen in fragmentierten Märkten, die eine hohe Anzahl von kleinen Spielern aufweisen. Wir sehen hier insbesondere die Kältetechnik, Messtechnik, Softwarelösungen im Bereich Mobility, ITK und Automatisierung.

VC Magazin: Anfang letzten Jahres hat KKR binnen weniger Wochen etliche Unternehmen rund um die Tele München Gruppe zugekauft. Sind derartige Strategien nur etwas für große internationale Investoren oder auch für deutsche Beteiligungsgesellschaften umsetzbar?
Futterlieb: Wir machen das im Small Cap-Segment mit unseren Plattformstrategien – allerdings deutlich langsamer und in der Regel nicht mehrere Transaktionen gleichzeitig, da wir der Integration der Unternehmen eine hohe Priorität beimessen. Letztlich ist es das Ziel, mittelfristig ein Unternehmen vorzeigen zu können, das nicht überhastet zusammengeschustert ist, sondern als schlagkräftige Einheit fungiert.

VC Magazin: Herr Futterlieb, vielen Dank für das Interview.

 

Christian Futterlieb ist Geschäftsführer bei VR Equitypartner und betreut den Bereich Akquisition und Weiterentwicklung von Direktbeteiligungen sowie Mezzanine-Finanzierungen. Futterlieb ist bereits seit 2006 für VR Equitypartner und deren Vorgängergesellschaft DZ Equity Partners tätig.