Bildnachweis: © 23photo.de – Planerio.
Das Jungunternehmen Planerio verbessert die Work-Life-Balance an Kliniken und war im letzten Jahr entsprechend stark gefordert. Im Interview mit Dr. Stefan Klußmann und Markus Hinz, beide Geschäftsführer des Start-ups Planerio, sprechen wir über die Herausforderung während der Corona-Pandemie und die Pläne für dieses Jahr.
VentureCapital Magazin: Wie verbessern Sie die Work-Life-Balance in Kliniken und was hebt Sie dabei von der Konkurrenz ab?
Dr. Stefan Klußmann: Der manuelle Aufwand für eine faire Dienstplanung im Gesundheitswesen, insbesondere in Kliniken, ist enorm. Möchte ein Dienstplaner z.B. für sechs Mitarbeitende einer Abteilung den Dienstplan vier Wochen im Voraus planen und dabei alle Tag- und Nachtschichten gleichmäßig verteilen, hat er rund 360 Variablen für die Planung zur Auswahl. Und dazu kommen noch die individuellen Wünsche oder kurzfristigen Ausfälle der Mitarbeitenden. Diese Menge an Möglichkeiten mit der gebührenden Sorgfalt als Nebenaufgabe im hektischen Klinikalltag zu bedenken, ist eine große Herausforderung und Belastung. Und doch arbeiten viele Dienstplaner v.a. in Krankenhäusern noch mit Exceltabellen oder Stift und Papier.
Markus Hinz: Planerio wurde von Ärzten speziell für diese komplexen Herausforderungen im Gesundheitswesen entwickelt. Unser bisher einzigartiger Planungsalgorithmus nimmt Dienstplanenden die aufwändigen Berechnungen ab und erstellt automatisch einen fairen, transparenten und flexiblen Dienstplan für Praxen, Kliniken und Pflegeeinrichtungen.
Außerdem zeichnet uns aus, dass wir die Bedürfnisse der Mitarbeitenden in den Fokus stellen: Ob Diensttauschbörse, Mitarbeiter-App oder die automatische Berücksichtigung von Frei- und Dienstwünschen – bei Planerio bedeutet Dienstplanung auch immer Mitarbeiterzufriedenheitsplanung. Mit unseren intelligenten Funktionen möchten wir eine flexible Personaleinsatzplanung ermöglichen, die den Mitarbeitenden im Gesundheitswesen ermöglicht, Familie und Beruf in Zukunft besser vereinen zu können.
VentureCapital Magazin: Planerio konnte im letzten Jahr eine erste Seed-Finanzierung einsammeln, was konnten Sie bisher mit dem eingesammelten Kapital erreichen?
Dr. Stefan Klußmann: Das frische Kapital haben wir vor allem in unsere Mitarbeiter investiert, um unsere Marketing- und Vertriebsmaßnahmen weiter auszubauen, die Produktentwicklung voranzutreiben und die Internationalisierung und Diversifizierung unseres Produktportfolios zu beschleunigen. Und das mit Erfolg: Seit Januar 2020 haben wir unser Team – trotz der Herausforderungen der Pandemiezeit – auf über 50 Mitarbeitende verdoppelt. Außerdem ist Planerio inzwischen in rund 600 Praxis-, Klinik- und Pflegestandorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Einsatz. Wir sind den Kapitalgebern sehr dankbar für ihr Vertrauen in unser Wachstumspotenzial.
VentureCapital Magazin: Als Start-up im Healthcare-Bereich dürften Sie zu den Krisengewinnern zählen. Wie haben Sie 2020 erlebt? Welche Learnings nehmen Sie mit?
Markus Hinz: Natürlich hat auch uns die COVID-19-Pandemie Anfang letzten Jahres sehr verunsichert. Wir befürchteten einen negativen Einfluss auf die Investitionsbereitschaft unserer Kunden. Relativ schnell erkannten wir aber, dass das Gegenteil der Fall war: Das Gesundheitswesen hat nach Lösungen gesucht, um mit den Herausforderungen der Pandemie im Arbeitsalltag bestmöglich umzugehen. Wir haben viele neue Aufträge erhalten, aber auch unsere Bestandskunden forderten von uns kurzfristig neue Funktionen, wie z.B. die Abbildung von Kurzarbeit oder Quarantäne. Und wir haben geliefert: Planerio entlastet gerade während dieser Zeit die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen enorm und trägt gleichzeitig zur Aufrechterhaltung der Patientenversorgung bei. Letztendlich war dieses Jahr für uns die Gelegenheit zu beweisen, dass wir bereit sind, unseren Kunden selbst in Krisenzeiten die nötige Planungssicherheit zu bieten.
VentureCapital Magazin: Sie planen für dieses Jahr eine weitere Finanzierungsrunde. Welche Besonderheit bringt das Fundraising in der Pandemiezeit mit sich?
Dr. Stefan Klußmann: Statt auf Engpässe stoßen wir auf dem Finanzmarkt auf offene Türen. Die Herausforderungen der Pandemie unterstreichen außerdem den Bedarf nach intelligenten Lösungen in der Gesundheitsbranche. Auch die Verabschiedung des Krankenhauszukunftsgesetzes mit einer Fördersumme von 4,3 Mrd Euro macht digitale Lösungen wie Planerio interessanter für Investoren. Deshalb blicken wir sehr optimistisch auf die nächste Finanzierungsrunde.
Markus Hinz und Dr. Stefan Klußmann, Geschäftsführer der Planerio GmbH:
Markus Hinz ist Geschäftsführer und Chief Executive Officer bei Planerio. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Aufbau von erfolgreichen Unternehmen und Geschäftsbereichen innerhalb der Internet-Economy. Unter anderem war er acht Jahre als Geschäftsführer in der Scout24 Gruppe und über 12 Jahre als Business Director und Mitglied des Central European Management Teams von Google in Europa tätig.
Dr. Stefan Klußmann ist Mitgründer, Geschäftsführer und Chief Financial Officer bei Planerio. Als promovierter Neurobiologie hat er sechs Jahre als Berater und Projektleiter bei McKinsey gearbeitet und dort vor allem Unternehmen im Gesundheitssektor beraten. Neben der Gründung von Planerio, war er ebenfalls Mitgründer der Smart Reporting GmbH, einem weiteren erfolgreichen digitalen Unternehmen im Gesundheitssektor.