Mit neuen Ideen gegen den Klimawandel

Wi Venture: Erste Anlaufstelle für Impact-Start-ups

Energieversorgung, Mobilität und Landwirtschaft nachhaltig zu gestalten – das ist die Vision von Wi Venture aus Mainz. Wi Venture investiert in Start-ups, die einen Lösungsbeitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten. Die Managementexpertise speist sich aus der eigenen Vergangenheit, denn alle Mitarbeiter sind erfahrene Gründer. Die Planungen für einen neuen Fonds laufen auf Hochtouren.

Energiewendepionier Matthias Willenbacher widmet sich seit 1996 mit Herzblut dem Kampf gegen den Klimawandel. Als Physikstudent zunächst technisch von Windenergieanlagen begeistert, rückten immer mehr die großen Chancen, eine vollkommen auf Sonne und Wind basierende Energieversorgung sicherzustellen, eine Abkehr von fossilen Brennstoffen zu ermöglichen und dabei Tausende von Arbeitsplätzen in neuen Industrien zu schaffen, in den Fokus. Dies gelang Willenbacher mit dem von ihm gegründeten Unternehmen juwi – zur Hochzeit eines der größten Projektentwicklungsunternehmen für erneuerbare Energien weltweit mit über 2.000 Mitarbeitern – zunächst hervorragend. Jedoch machten harte Einschnitte der Förderung von erneuerbaren Energien in Deutschland ein radikales Umlenken beim Windkonzern notwendig – durch das Gesundschrumpfen mit Übernahme eines Großteils der Anteile durch ein überregionales Stadtwerk war der Projektentwickler zwar gerettet, es änderte allerdings auch seine DNA nachhaltig.

Start-ups für den Klimawandel

Willenbacher schied aus dem Konzern aus und widmete sich seitdem einer neuen Aufgabe mit voller Leidenschaft: Start-ups als Business Angel die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, um bloßen Ideen Taten folgen zu lassen. Begeistert vom Enthusiasmus junger Unternehmer, die durch frisches Denken und unkonventionelle Ideen den Klimawandel bekämpfen wollen, hat Willenbacher bisher in 28 Start-ups investiert, denn dieser werde nicht in erster Linie auf Vorstandsetagen oder in der Politik bekämpft, sondern von Start-ups, die die Wirtschaft und das Leben radikal neu denken.

Start für Wi Ventures

2018 gründete Matthias Willenbacher schließlich Wi Venture. Aus den anfänglichen Investments, teilweise eher spontan und aufgrund eines Bauchgefühls aus seinem Family Office heraus getätigt, ist mittlerweile ein kleines Unternehmen aus insgesamt sieben Mitarbeitern geworden, die sich professionell um Deal Sourcing, Due Diligence, Investmententscheidung und die laufende Betreuung der Unternehmen kümmern. Zuletzt kam Dr. Gerhard Schwartz, ein erfahrener Investmentprofi mit Stationen bei KGAL und wpd invest, als Managing Partner in das Team. Neben ihm bilden Ikarus Janzen und Marius Weckel die operative Spitze.

Team aus Überzeugungstätern

Stolz ist Wi Venture darauf, dass alle Mitarbeiter eigene Gründungserfahrung haben. Dadurch können sie nicht nur die Seite der Kapitalgeber, sondern auch die der Start-ups hervorragend überblicken und haben aus der praktischen Erfahrung ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen im Unternehmenswachstum der betreuten Start-ups. Willenbacher und sein Team aus Überzeugungstätern wissen um die Dringlichkeit, aber auch die immensen Chancen, die die angestoßene Dekarbonisierung der gesamten Wirtschaft in den nächsten zehn bis 15 Jahren mit sich bringen wird. „Die nächsten Googles, Amazons und Facebooks werden Start-ups sein, die einen großen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten. Insofern sind die Wachstumschancen gewaltig. Doch das Ökosystem ist immer noch jung“, bemerkt Willenbacher. „Es gibt noch zu wenige auf Climatetech fokussierte Fonds wie uns in Europa. Wir nehmen hier bewusst eine Vorreiterrolle ein und vertrauen darauf, dass unser Erfolg andere anstecken und begeistern wird.“ Dabei geht im Impact-Bereich nicht immer alles glatt. Auch Wi Venture hat aus seinem Portfolio bereits zwei Beteiligungen abschreiben müssen. „Dies gehört zu unserem Geschäftsmodell dazu. Allerdings sind wir nicht nur zahlengetrieben – für uns als Impact-Investoren zählt auch der positive Einfluss, den ein Start-up etwa im Bereich des Klimawandels hat, ganz immens. Daher schauen wir zweimal hin, ehe wir einem Start-up die weitere Unterstützung versagen“, ergänzt Dr. Schwartz. Bestätigen kann dies etwa Laurin Hahn, Gründer von Sono Motors. „Matthias begleitet uns schon seit den Anfängen von Sono durch seine tatkräftige Unterstützung, auch wenn es mal schwieriger war.“

Investitionen auch in Green Fintech

Neben Climatetech investiert Wi Venture auch in den Bereich Green Fintech, etwa in die Smartphone Bank Tomorrow oder den Robo-Advisor Inyova. „Die Finanzindustrie hat allgemein eine große Verantwortung und Katalysatorfunktion, um dem notwendigen Wandel ausreichend Kapital zur Verfügung zu stellen. Daher suchen wir auch gezielt nach Fintechs, die geschäftsmodellimmanent einen wirklichen Impact haben und nicht nur einzelne Produkte zum Aufpolieren des Images grün anstreichen“, erläutert Janzen, der für die Suche von Fintechs verantwortlich zeichnet. Zwar kommen für Willenbacher potenziell alle Themen infrage, die einen großen Impact aufweisen und einen wirklichen Mehrwert schaffen. „Dennoch ist unser Fokus wichtig, da wir im Portfolio nur so große Synergien heben können.“

Neuer Fonds soll weitere 15 Mio. EUR investieren

Aktuell hat Wi Venture rund 15 Mio. EUR investiert, weitere 15 Mio. EUR sollen mit einem neuen Fonds folgen. „Wir investieren in einer sehr frühen Phase, häufig, bevor es erste Umsätze gibt. Insofern liegt unser Hauptaugenmerk auf einem überzeugenden komplementären Gründerteam, das für sein Unternehmen und die Sache brennt“, erklärt Willenbacher. Die Start-ups müssen mit ihrer Technologie ein erkennbares Potenzial haben, um Treibhausgase zu reduzieren oder zu speichern. Dazu müssen sie einen attraktiven Markt mit einem skalierbaren Produkt adressieren. „Im Gegensatz zu klassischen Venture Capital-Investoren investieren wir auch in Hardware, die besonders risikoreich ist in der frühen Phase. Dies ist aber bei der Bekämpfung des Klimawandels unbedingt notwendig und kann außerdem sehr lukrativ sein“, so Willenbacher. Investiert wurde beispielsweise in den Solarautoentwickler Sono Motors, aber auch in den Batteriespeicherentwickler VoltStorage oder den Letzte-Meile-Technologieanbieter Ducktrain. Aus dem Bereich Agrar befinden sich Klim – Carbon Farmed sowie seit Neuem carbonfuture im Portfolio. Regional erzeugte Lebensmittel direkt vom Bauernhof vertreibt das Portfoliounternehmen Frischepost. Für Jule Willing, Mitbegründerin von Frischepost, war vor allem die operative Unterstützung durch Wi Venture bei der Weiterentwicklung des Geschäftsmodells ein wertvoller Beitrag, den sie nicht missen möchte. Bislang trägt das Konzept von Wi Venture auch schon erste Früchte: Im April dieses Jahres war ein erfolgreicher Exit bei Klarsolar zu verzeichnen, einem Full Service-Anbieter für kleine Photovoltaikanlagen.

An der Seite des European Investment Fund

Insgesamt hat Wi Venture in 28 Unternehmen investiert und damit eines der größten europaweiten Climatetechportfolios aufgebaut. Die Investments wurden an der Seite des European Investment Fund durchgeführt. „Außerdem investiert ein weiterer Pionier der Energiewende seit einigen Jahren gemeinsam mit uns“, sagt Willenbacher ohne konkrete Angabe. „Aktuell wenden wir uns das erste Mal an Dritte und raisen unseren Wi Venture Climate Fund. Zugesagt haben unter anderem schon bekannte Business Angels und vermögende Privatpersonen, die ihr Kapital sinnvoll mit einem wirklichen Impact investieren wollen. Wir sind aber auch in Gesprächen mit größeren Corporate-Investoren und Family Offices sowie Funds of Funds.“

Sich der wichtigen Herausforderung stellen

Auch künftig soll Wi Venture als erster Anlaufpunkt für vielversprechende Start-ups dienen, die den Klimawandel bekämpfen wollen. „Wichtiger als Wi Venture selbst ist, dass unsere Portfoliounternehmen in fünf Jahren ihre Ziele übertroffen haben und zu tollen Case Studies werden, wie Climatetech-Start-ups sehr erfolgreich werden können. Denn das wird schließlich noch mehr Talent, Geld und Gründer anziehen, um sich dieser wichtigen Herausforderung zu stellen“, schließt Willenbacher.

KURZPROFIL
Name: Wi Venture Management GmbH
Sitz: Mainz
Gründung: 2018
Anzahl der Mitarbeiter: sieben
Anzahl der Portfoliounternehmen (insgesamt): 28
Fondsvolumen: 15 Mio. EUR

Internet: www.wiventure.de