Bildnachweis: © PlusDental.
Eva-Maria Meijnen ist Mitgeschäftsführerin des Berliner Start-ups PlusDental und hat sich zum Ziel gesetzt, das Medtech-Unternehmen zum ersten frauengeführten Unicorn Deutschlands zu machen.
VC Magazin: Sie sind Co-CEO des Start-ups PlusDental und haben im März letzten Jahres in Ihrer mittlerweile dritten Finanzierungsrunde 35 Mio. EUR einsammeln können. Welche Erfahrungen haben Sie als weibliche CEO im Fundraising gemacht?
Meijnen: Bisher habe ich die Erfahrung gemacht, nicht anders behandelt zu werden. Ich denke, es liegt auch daran, dass im Bereich Start-ups und Fundraising eine größere Offenheit vorliegt und der Fokus auf innovative Geschäftsmodelle gerichtet ist. Themen wie Gender sind dann nicht ausschlaggebend, sondern neue Ideen und deren erfolgreiche Umsetzung.
VC Magazin: PlusDental beschäftigt 400 Menschen, davon die Hälfte Frauen. Welche Vorteile bringen diverse Teams aus Ihrer eigenen Erfahrung?
Meijnen: Vielfalt mit unterschiedlichen Hintergründen ist aus meiner Sicht der wesentliche Treiber für Innovation und Fortschritt. Die besten Ideen entstehen in meinen Teams durch verschiedene Blickwinkel. Außerdem vermeiden wir durch diverse Teams striktes Gruppendenken. Man schaut automatisch über den eigenen Tellerrand und hinterfragt eher, wenn etwas nicht funktioniert. Eine gelebte Kultur der Vielfalt ist für uns auch Schlüsselfaktor im Wettbewerb um die besten Mitarbeitenden. Produkte und Geschäftsmodelle kann man zu einem gewissen Grad kopieren – exzellente, vielfältige Teams weniger.
VC Magazin: Ihr Start-up bietet unsichtbare Zahnschienen an und gliedert sich damit im Bereich Medtech ein. Was raten Sie Gründerinnen im MINT-Umfeld bei der Suche nach Wagniskapital?
Meijnen: Ich glaube, dass es Investoren – wie Menschen allgemein – wichtig ist, einen positiven Beitrag zu leisten. Daher ist es entscheidend, die übergeordnete Vision des Unternehmens mit Investoren wie auch Mitarbeitenden zu teilen. Das fällt uns bei PlusDental nicht schwer. Wir haben eine großartige Vision: Wir wollen die Zahnmedizin durch die Kombination digitalisierter Prozesse, neuester Technik und medizinischer Fachexpertise revolutionieren, um Menschen den Zugang zu modernen, bezahlbaren Behandlungsmethoden zu ermöglichen.
VC Magazin: Um mehr Frauen für die MINT-Fächer zu begeistern und damit Gründerinnen zu unterstützen, haben Sie einen Forderungskatalog an die Politik verfasst. Welche Schwerpunkte setzen Sie?
Meijnen: Ich finde es wichtig, Kinder bereits in der Grundschule für Technik zu begeistern. Coding zum Beispiel fördert analytisches Denken spielerisch und niedrigschwellig. Spätestens nach der Grundschule sollte es ein explizites Technikfach mit Bestandteilen wie etwa Softwareentwicklung, Umwelttechnik und Machine Learning geben. Außerdem halte ich es für generell sehr wichtig, Unternehmertum zu fördern – so wie bei „Makers of Tomorrow“, einer Initiative des Bundeskanzleramts, die Studierende dazu ermutigen und inspirieren soll, selbst zu gründen. In dem Online-Kursformat gibt es zehn Master Classes. Hier bin ich sehr stolz, mit einer Master Class zum Thema Unternehmenskultur dabei zu sein.
VC Magazin: Inwiefern kann Ihrer Meinung nach die Politik hier etwas bewegen? Muss das Umdenken nicht in der Gesellschaft stattfinden?
Meijnen: Absolut, dies kann aber durch Maßnahmen in der Politik und durch Führungskräfte signifikant unterstützt werden, zum Beispiel durch die beschriebenen Maßnahmen, aber auch durch konsequentes Vorleben. Wenige Meter an der Spitze der Gesellschaft bringen Hunderte an der Basis.
VC Magazin: Den Unicorn-Status haben Sie sich für dieses Jahr vorgenommen. Wo sehen Sie Ihr Start-up in fünf Jahren?
Meijnen: Der Fokus bleibt für uns, hochwertige Zahnmedizin weiter zu digitalisieren und für noch mehr Menschen zugänglich zu machen. Entsprechend wollen wir unsere Prozesse weiter kontinuierlich verbessern, ohne Verlust der Genauigkeit und Qualität. Dabei schauen wir uns auch neue zahnmedizinische Bereiche wie Implantate an. Zudem wollen wir unsere Präsenz in unseren Märkten, auch international, stärken.
Eva-Maria Meijnen ist Co-CEO der Medtechfirma PlusDental und hat dort unter anderem die eigene Fertigung im Berliner Labor eingerichtet. Frühere berufliche Stationen der studierten Wirtschaftsingenieurin (KIT) sind Siemens, Porsche Consulting und MTU.