Die Welle, die die Meere rettet

everwave GmbH: Mit künstlicher Intelligenz Gewässer von Plastikmüll befreien

Landschaftsbild Eifel, everwave
Landschaftsbild Eifel, everwave

Bildnachweis: © everwave GmbH.

Das Aachener Start-up everwave sammelt mit seinen Clean-up-Technologien Kunststoffe und andere Abfälle aus Flüssen und Seen. Diese werden anschließend vor Ort recycelt und wieder dem Wertstoffkreislauf zugeführt. Zum Einsatz kommt dabei künstliche Intelligenz. Unternehmen können über Plastic Credits am Geschehen teilhaben.

Mit seiner Vision möchte everwave an der Entstehung ­eines verantwortlichen Umgangs mit den Ozeanen mitwirken. „Wir thematisieren die Problematik von Plastik oder ganz allgemein Müll in der Umwelt“, sagt CEO und Co-Founder Clemens Feigl. „Müll wird durch ein falsches Konsumverhalten oder durch falsche Abfallentsorgung ins Meer geleitet, und ­daran wollen wir in Zukunft etwas ändern.“ Ein entscheidender Ansatz dabei sei, so Feigl, nicht nur die technologische Herausforderung, sondern auch die Gesellschaft in den Prozess mit einzubeziehen.

Einbindung von Umweltbildung und Datenerfassung

Dabei ist der Gedanke an sich, Gewässer von Müll zu befreien, nicht neu. Mit seinem Alleinstellungsmerkmal kombiniert everwave Müllentsorgung mit den Themen Umweltbildung und ­Datenerfassung. „Unsere Technologien basieren auf künstlicher Intelligenz“, erklärt Feigl. „Schon während des Sammelvorgangs sowie im Nachgang können wir feststellen, was genau wir gesam­melt haben.“ Daraus ließen sich dann Rückschlüsse ziehen, wo der Müll herkommt. „Aus der Technologie heraus entsteht Umweltbildung, wenn wir beispielsweise wissen, dass eine bestimmte Plas­tiksorte in einem bestimmten Umfang immer wieder an einem bestimmten Ort auf­taucht. So können wir auf die lokale Poli­tik zugehen und appellieren, von diesem Material künftig weniger zu benutzen.“ Hinzu kommt der Werbeeffekt: Ist ein Müllsammel­boot in einer bestimmten Region aktiv, werden auch lokale politi­sche Entscheidungs- oder Bildungsträger aufmerksam.

Finanzierung über Plastic Credits

Die von everwave eingesetzten Boote eignen sich gut auf Seen oder in ruhig fließenden Gewässern. Mittels KI oder Drohnen werden Hotspots identifiziert und gezielt angefahren. Ein Boot wird ab Mitte Februar in Kambodscha auf dem Mekong im Einsatz sein, ein weiteres ist in Bosnien aktiv. „Unser Kerngebiet liegt im Ausland, da die deutschen Gewässer eher durch Mikroplastiken verschmutzt sind. Da ist unsere Technologie nicht die richtige“, erläutert Feigl. Mit seinem Engagement will everwave auch Arbeitsplätze in den jeweiligen Regionen schaffen und die Akzeptanz der lokalen Verantwortlichen für Nachhaltigkeit und Müllvermeidung erhöhen. So betreuen Mitarbeiter des Start-ups zunächst die jeweiligen Projekte für eine Übergangszeit vor Ort und geben anschließend die Verantwortung an lokale ­Partner weiter. „Auch die Menschen vor Ort müssen damit Geld verdienen“, unterstreicht der CEO. Seine Arbeit finanziert everwave über sogenannte Plastic Credits, ein an CO2-Zertifikate angelehntes Bezahlsystem. Ein Plastic Credit entspricht dabei einem Kilogramm Müll, welches aus den Gewässern entfernt wird. „Wir holen ebenfalls mit Mikroplastik kontaminiertes Holz aus der Umwelt“, erklärt Feigl. „Dieses wird nicht mit eingepreist, aber dennoch von uns entfernt, da es den Gewässern schadet.“ Unternehmen können über Plastic Credits zusätzlichen Impact generieren. Dem Start-up wiederum bieten Plastic Credits eine transparente Möglichkeit, zu zeigen, was mit dem eingenommenen Geld tatsächlich passiert. Darüber hinaus geht everwave Marke­tingpartnerschaften ein; zudem können Unternehmen Boots­patenschaften für einen bestimmten Zeitraum übernehmen.

Second Closing geplant

Im Rahmen einer Frühphasenfinanzierung hat im Januar die NRW.Bank in everwave investiert. Mit dem frischen Kapital will das Start-up international weiterwachsen und seine KI-gestützten Müllsammelboote und schwimmenden Flussplattformen weltweit zum Einsatz bringen. „Für die NRW.Bank ist Nachhaltigkeit zentrales Leitmotiv und wesentliches Kriterium bei ihren geschäftspolitischen Entscheidungen. Unser Ziel ist es, die notwendige Transformation des Landes NRW zu unterstützen hin zu einer emissionsarmen und klimaresilienten Wirtschaft“, sagt Torsten Klink, Leiter Venture Center und Frühphasenfinanzierung bei der NRW.Bank. „Dabei verstehen wir unter dem Nachhaltigkeitsbegriff sowohl ökonomisch und ökologisch als auch sozial nachhaltiges Handeln. Start-ups passen insofern umso besser in unser Portfolio, wenn sie Lösungen entwickeln, die zu dieser Transformation beitragen.“ Das Thema Nachhaltigkeit habe in den letzten Jahren wesentlich an Bedeutung gewonnen. Sowohl Investoren als auch Unternehmen würden eine reine Gewinnmaximierung und Kostenoptimierung ohne die Berücksichtigung nachhaltiger Aspekte zunehmend ablehnen. „Wir beobachten zum einen, dass erfahrene Investoren sich stärker auf grüne Invest­ments fokussieren, und zum anderen, dass das steigende Angebot an grünen Anlagemöglichkeiten auch neue Investo­ren anlockt, die ihr Geld nachhaltig und verantwortungsvoll an­legen wollen.“ Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit zeige sich auch in der Frühphasenfinanzierung von Start-ups. Klink: „Nachhaltig auf­ge­­stellte Start-ups sind resilienter und besser für die Zukunft gerüs­­tet. Das macht sie wiederum für Investoren attrakti­ver, und dadurch ist ein schnelleres Unternehmenswachstum möglich.“ Noch ist die derzeitige Finanzierungsrunde von everwave nicht geschlossen. Das Second Closing ist bis zum 31. März terminiert.

Kurzprofil: everwave GmbH

Branche:

Cleantech

Gründung:

2018

Firmensitz:

Aachen

Anzahl der Mitarbeiter:

15

Investoren:

NRW.Bank, capacura

Internet:

www.everwave.de