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Inmitten von Transformationsprojekten, Digitalisierungsinitiativen und einem Boom von Startups und Geschäftsideen, ist vor allem eine Berufsgruppe stark nachgefragt: Fachkräfte der Digitalbranche. Alleine in Deutschland sammelten Startups laut dem State of European Tech von Atomico im vergangenen Jahr 12,4 Milliarden Dollar Wagniskapital ein – und damit 128 Prozent mehr als im Vorjahr. Egal ob Software-Entwickler, Social Media Manager oder CTOs, Jungunternehmen mit Technologie-Hintergrund suchen deshalb händeringend Unterstützung mit Digitalexpertise. Dabei stoßen HR-Abteilungen der Startups vermehrt an die Grenzen des Machbaren. Nicht nur zwischen den vielen ambitionierten Startups herrscht ein fast schon erbitterter War of Talents, auch in der Regel deutlich finanzkräftigere Mittelständler und Großunternehmen mischen im Werben um Fachkräfte mit. Der Branchenverband Bitkom beziffert die Zahl deutschlandweit unbesetzter IT-Stellen inzwischen auf 96.000.
Kurzum: Wollen Startups die dringend benötigten Talente für Wachstum und Innovationskraft an Bord holen, sollten Sie im Rekrutierungsprozess alternative Methoden verfolgen. Eine Berufsgruppe, die viele Startups noch immer vernachlässigen, sind Freelancer. Freelancer können in wenigen Tagen gefunden und ongeboardet werden, der Hiring-Prozess ist dadurch deutlich schlanker und kosteneffizienter. Eine aktuelle Studie von BCG in Zusammenarbeit mit dem Freelancing-Marktplatz Malt fand zudem heraus, dass deutsche Freelancer hochqualifiziert sind (vier aus fünf besitzen mindestens den Bachelor-Abschluss) und die geforderten digitalen Fähigkeiten, wie Kenntnisse zu agilen Arbeitsmethoden, mitbringen. Welche Herausforderungen und Chancen liegen in der Zusammenarbeit zwischen Freelancern und Startups?
Status Quo der deutschen Freelancing-Branche
Die Entwicklung hin zu einem flächendeckend hybriden Arbeitsumfeld wirkt sich auf den Karriereweg von Digitalexpert*innen aus. Viele Unternehmen haben die Arbeit im digitalen Raum, also räumlich verteilte Teams und die Implementierung neuer Tools und Prozesse, seit Ausbruch der Pandemie auf Herz und Nieren getestet, Arbeitnehmer*innen wiederum erkennen vermehrt die Vorteile von Remote Rork und flexiblen Arbeitsmodellen; die Barrieren für den Schritt in die Solo-Selbstständigkeit sinken. Alleine im vergangenen Jahr registrierte Malt einen Zuwachs von 27 Prozent % an Neuanmeldungen in digitalen Jobkategorien. Die deutschen Freelancer blicken dabei auf durchschnittlich 10 Jahre Arbeitserfahrung zurück, sind zudem überdurchschnittlich qualifiziert und bilden sich vier Stunden die Woche intrinsisch weiter.
So können Startups durch Freelancer profitieren
- Support in Wachstumsphasen: Freelancer sind in der Regel innerhalb weniger Tage verfügbar und einsatzbereit, dadurch können sie in kritischen Phasen direkt an den benötigten Stellen eingesetzt werden. Dank ihrer Erfahrung haben Freelancer während ihrer Karriere eine Vielzahl von Unternehmen und individuellen Problemen begleitet und dabei ein breites Portfolio an Lösungsansätzen gesammelt. Sie sind erprobt in der Arbeit mit Teams, brauchen keine Anlaufzeit und integrieren sich schnellstmöglich für die optimale Unterstützung der Festangestellten.
- Vermeidung von Rekrutierungsfehlern: Jedes erfolgreiche Startup stellt irgendwann fest, dass zu viel Arbeit für zu wenige Mitarbeitende vorliegt. Das Stresslevel steigt, es entstehen Fehler und Unzufriedenheiten im Kernteam. Im Umkehrschluss werden neue Mitarbeitende eingestellt, nicht selten mit Kompromissen, und nach kurzer Zeit stellt sich das neue Teammitglied als ungeeignet für die Position heraus, z.B. weil er/sie nicht zur Kultur passt. Freelancer können diese Personalengpässe kurz- und mittelfristig überbrücken und das Team so strukturieren, dass stressfrei die richtigen Vollzeitkräfte gefunden werden. Trotzdem erhält das Team unmittelbar Hilfe, die sich in steigender Wertschätzung und Loyalität zum Unternehmen ummünzt.
- Externe Expertise löst Blockaden: Freelancer bringen Erfahrung in verschiedenen Branchen und Unternehmen mit und identifizieren Probleme mit dem Blick “von außen” schnell und gekonnt. Durch das hohe Stresslevel sind Mitarbeitende oft in ihren Prozessen festgefahren und “Betriebsblindheit” macht sich breit. Freelancer bringen frischen Wind rein und lösen unkompliziert diese Probleme auf, sodass das Team gestärkt und mit neuem Elan an weiterem Wachstum arbeiten kann.
Startups und Freelancer – Liebe auf den zweiten Blick?
Trotz der Argumente setzen Jungunternehmen nicht flächendeckend auf solo-selbständige Digitalexpert*innen. Auf den ersten Blick lässt sich das noch zögerliche Handeln unter anderem mit den Kosten erklären. Deutsche Freelancer verdienen mit durchschnittlich
790 € am Tag mehr als ihre europäischen Pendants. In dieser Gleichung vergessen Entscheider*innen jedoch häufig die Kosten für das Recruiting von Festangestellten, was neben Personalkosten auch Kosten für Stellenausschreibungen und Employer Branding Initiativen beinhaltet. Außerdem arbeiten gerade junge Startups an Kapazitätsgrenzen, für das Onboarding von Freelancern fehlen in den aktuellen Organisationsstrukturen oft schlicht die Ressourcen. Einen effizienten Prozess für das Hiring von Freelancern gilt es ob der weitreichenden Potenziale deshalb schnellstmöglich aufzusetzen. Digitale Tools können dabei schon heute maßgeblich unterstützen, indem Sie den Prozess von Suche bis Bezahlung der Freelancer auf ihren Plattformen abbilden. Eine offene Kultur für Freelancer sollte im nächsten Schritt implementiert werden – dies dürfte dank der Vorteile für ausgelastete Mitarbeitende und vom Fachkräftemangel betroffene Unternehmen die logische Konsequenz und eine Frage der Zeit sein.
Über den Autor:
Dirk Henke ist Geschäftsführer DACH beim führenden Freelancing-Marktplatz Malt. Zu seinem Verantwortungsbereich zählen die internationale Expansion von Malt sowie der Ausbau der Marke in der DACH-Region. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Digitalwirtschaft und war unter anderem bei Microsoft, Yahoo! und Criteo tätig.