„Bildung ist eine der wichtigsten Investitionen“

Interview mit Irene Klemm, Edurino

Franziska Meyer (links) und Irene Klemm haben zusammen Edurino gegründet.

Bildnachweis: © Edurino.

Zu Zeiten der Corona-Pandemie wurde digitales Lernen in vielen Haushalten zum Alltag. Die Gründerinnen Irene Klemm und Franziska Meyer haben es sich mit der Lernapp Edurino zur Aufgabe gemacht, verantwortungsbewusst Kindern die digitale Welt näherzubringen.

VC Magazin: Was war Anlass zur Gründung von Edurino? Wie kamen Sie auf die Idee?
Klemm: Franziska und ich haben in München im gleichen Studiengang aneinander vorbeistudiert und uns 2018 an unserem ersten Arbeitstag bei der Boston Consulting Group kennengelernt. Wir beide engagierten uns dort in den Bildungsinitiativen Business@School und Joblinge, wo die Entscheidung, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen und sich eine Problemstellung im Feld der digitalen Bildung vorzunehmen, reifte.
Uns war wichtig, etwas Nachhaltiges und Sinnvolles in die Welt zu bringen, das einen positiven Einfluss auf unsere Gesellschaft hat. Mit Ausbruch der globalen Pandemie haben wir gemerkt, wie groß der Bedarf im Bildungssektor ist. Wir erinnern uns, dass engagierte Lehrkräfte gedruckte Unterlagen damals mit dem Fahrrad zu ihren Schülerinnen und Schülern gebracht haben. Ein entscheidender Punkt für uns war auch, dass in der Schule oft der Spaß am Lernen verloren geht und dort schon lange nicht mehr alle Kompetenzen geschult werden, die heutzutage im (Arbeits-)Alltag verlangt werden. Deswegen haben wir uns dazu entschlossen, etwas für die Bildung der nachkommenden Generationen zu tun und dort anzufangen, wo der Lernweg beginnt: im Kindergarten. Wir sind der Überzeugung, dass Bildung eine der wichtigsten Investitionen ist, was uns ermutigte, eine digitale Neuerung zu initiieren. Und damit war unsere Idee für Edurino geboren.

VC Magazin: Welche Rolle hat Corona bei der Ideenfindung und weiteren Entwicklung gespielt?
Klemm: Mit Ausbruch der Pandemie wurde deutlich, in welchen Bereichen die Digitalisierung noch nicht ausreichend vorangeschritten ist. Wenn wir unser Bildungswesen betrachten, müssen wir leider feststellen, dass sich in den letzten Jahren kaum etwas verändert hat. Drumherum aber schon. Durch die Globalisierung und die Digitalisierung gab es eine enorme Entwicklung im Bereich des Lernens. Jeder Erwachsene kann heutzutage zu jeder Zeit und von überall etwas Neues lernen und von ArbeitnehmerInnen wird sogar vorausgesetzt, dass sie sich selbstständig weiterbilden und an die sich ständig ändernden Herausforderungen anpassen. Kinder hingegen bleiben beim Thema Bildung auf der Strecke. Mediale Bildung ist zwar in vielen Haushalten, in denen Kinder aktiv gefördert werden, gegeben, aber heute noch eine Seltenheit. Die Bildung im Kindergarten und in der Schule scheint die gleiche zu sein wie noch vor 20 Jahren und die Schere zwischen dem, was unsere Kinder lernen und nach ihrer Ausbildung können sollen, wird immer größer. Das wollen wir mit Edurino ändern!

VC Magazin: Sie haben kürzlich eine Seedfinanzierung abgeschlossen. Welche nächsten Entwicklungsschritte sind mit dem neuen Kapital geplant?
Klemm: Das Ziel unserer ersten Unternehmensphase ist es, den kompletten Vorschulbereich zu digitalisieren. Neben unserem ersten Produkt, dem Set aus ergonomischen Stift und der Füchsin Mika, die Kindern spielerisch Lesen und Schreiben lernt, launchen wir in diesem Jahr weitere Figuren, wie u. a. für Zahlen und Rechnen, Englisch sowie Kreativität. Ein großer Meilenstein wird unser Eintritt in den Einzelhandel sein, den wir Ende 2022 geplant haben.
In den nächsten Jahren fokussieren wir uns auf Schulkinder zwischen 6 und 8 Jahren und werden Lernspiele u. a. für Kreativität, Englisch und Coding in die App integrieren. Unsere Mission ist es, Kindern vom Kindergarten bis zur Grundschule spielerisch Medienkompetenz und die wichtigsten Fähigkeiten, die sie für eine digitale Welt von morgen benötigen, zu vermitteln.

VC Magazin: Ihre Lernapp wurde in mehr als 20 Münchner Kindergärten getestet und integriert. Welche nächsten Schritte sind jetzt geplant?
Klemm: Neben München werden wir in diesem Jahr mit Kindergärten aus ganz Deutschland zusammenarbeiten. In Bonn haben wir bereits mit einem ersten Partnerkindergarten gestartet. Unser Fokus liegt aber nicht nur im B2B Bereich. Wir wollen vor allem Eltern erreichen und Ihnen dabei helfen, die digitale Spielzeit der Kinder zu Hause pädagogisch sinnvoll zu gestalten.

VC Magazin: Wo sehen Sie Ihr Start-up in fünf Jahren und welche Ziele setzen Sie sich für einen Beitrag zur Bildung der Schulkinder?
Klemm:
Unsere Vision ist es, eine personalisierte Lern-Plattform für Kinder zwischen 4 und 10+ Jahren zu werden. Edurino ist eine Lernbegleitung für Kinder und ihre Eltern vom Kindergarten bis zur Oberschule und bereitet sie mit geeigneten Lerneinheiten auf die digitale Welt von morgen vor. Sobald wir alle Lernbereiche für den Vorschul- und Schulbereich in der D-A-CH Region gelauncht haben, streben wir eine europaweite Expansion an.

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview!

Zur Interviewpartnerin:

Irene Klemm hat zusammen mit Franziska Meyer Edurino gegründet und gemeinsam mit Experten eine hybride Lernapp konzipiert und auf den Markt gebracht.