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Um eine Geschäftsidee zu realisieren, braucht es einen guten Masterplan, Geduld und Kapital. Unsicherheiten der Märkte, suboptimale Geschäftsmodelle und auf Sicherheit bedachte Kapitalgeber können die Umsetzung der eigenen Geschäftsidee erschweren.
Die Zahl neuer Unternehmen steigt, jeden Tag erscheinen Startups mit innovativen Geschäftsideen auf der Bildfläche. Allerdings bewähren sich viele dieser Geschäfte und deren Ideen nicht, u. A., weil sich die Suche nach Kapitalgebern mitunter schwierig gestaltet. Woran dies liegt und wie Gründer bei ihrer Suche nach Investoren erfolgreich sein können, beantworten drei Experten im Gespräch.
Investitionen in dynamische Märkte: Hohes Niveau bei Investment-Aktivitäten in 2022 erwartet
Aktuell ist die Wirtschaft und damit auch der Markt mit vielen Unsicherheiten belastet, die neue Herausforderungen mit sich bringen. Wie schätzen Sie die derzeitige Situation ein – und welche Branchen sind momentan besonders dynamisch im Blick auf Investments und M&As?
Mark Elser, Country Manager Germany von iBanFirst:
“Es gibt eine Vielzahl an nach wie vor spannenden Branchen, wie z.B. Mobility, Data, Künstliche Intelligenz, Cyber Security oder auch den Fintech Bereich. Die aktuelle wirtschaftliche Lage trägt allerdings zu einer Abkühlung des Marktes bei. Auch steigende Zinsen sorgen dafür, dass kurz- und vsl. auch mittelfristig Gelder aus dem Wagniskapital abgezogen werden.”
Reiner Grönig, Geschäftsführer von der Unternehmensbörse Grönig:
“Trotz ungewisser Faktoren – oder sogar deshalb – profitiert der Markt für Übernahmen und wird an das Rekordjahr 2021 wieder herankommen. Besonders im Bereich Tech werden noch große Deals erwartet. Aber auch bei diversen Traditionsunternehmen werden wir viele Transaktionen sehen, da einiges im Eiltempo nachgeholt werden muss, um wirtschaftlich zu bleiben.”
Christian Saxenhammer, Managing Partner von Saxenhammer:
„Insgesamt ist der M&A Markt sehr dynamisch. Es gibt nur wenige Ausnahme, die entweder energieintensiv wie Prozessindustrien oder Lieferketten-abhängig wie die Automobilbranche sind. Sehr positiv dynamisch ist der Militärtechnik-, Nahrungsmittel- und der Tech-Markt. Insgesamt erwarte ich für dieses und auch nächstes Jahr M&A- und Investment-Aktivitäten auf hohem Niveau wie 2021.“
Mehr als Geld: Den passenden Investor für das eigene Unternehmen finden
Trotz eines “Überflusses” an Geldgebern finden viele Unternehmen keine Investoren oder Käufer. Was können die Ursachen hierfür sein und welche Schritte sollten die Geschäftsführenden in diesem Fall einleiten?
Mark Elser: “Start-ups sollten genau prüfen welcher Investor am besten zu ihnen passt und welchen Mehrwert dieser neben “dem Geld” mitbringen kann. Oftmals sind es Soft-Faktoren die am Ende entscheidend für den Erfolg eines Investments sind. Unternehmen sollten sich sehr klar in der Kommunikation auf den USP fokussieren und Investoren getreu dem Motto “Schuster bleib bei deinen Leisten” immer einen Blick auf eine einheitliche Investitionsstrategie erkennen lassen.”
Reiner Grönig: “Aus Fehlern lernen und offen bleiben für Neuerungen. Kenne die Stärken, aber auch die Schwächen deines Unternehmens. Denn: Potenzial hat jedes bestehende Unternehmen. Es kann nur sein, dass die Ressourcen ausgehen, bevor dieses (wieder) entfacht wird. Wenn das erkannt wurde, kann man dementsprechend priorisieren. Wenn nicht, dann können auch externe Experten dich auf diesem Weg begleiten.”
Christian Saxenhammer: „Nach meiner Erfahrung bekommen die guten Gründerteams immer Geld. Wer kein Geld bekommt, hat kein nachhaltiges und wachsendes Geschäftsmodell. Ich denke, dass Gründer nach dem amerikanischen ‚Fail and Fail fast Prinzip‘ agieren sollen. Es ist nicht schlimm, Fehler zu machen und ein nicht funktionierendes Geschäftsmodell zu haben. Man muss es nur realisieren und gegensteuern. Viele erfolgreiche Firmen wie Youtube oder Paypal sind als Flops gestartet und haben dann ihr Geschäftsmodell modifiziert und sind durchgestartet.“
Venture Capital-Finanzierungen haben sich herausgebildet, da Gründer oftmals mit nicht mehr als einer (kapitalintensiven) Idee an den Start gingen und über nicht ausreichende Geldmittel verfügten. Warum ist der Kontakt mit Investoren auch im M&A-Geschäft so bedeutsam?
Reiner Grönig: “Professionelle Investoren behalten den Überblick über Angebot und Nachfrage. Besonders mit den Inhabern von Unternehmen sind sie oftmals gut vernetzt und können vermitteln oder gewisse Kaufentscheidungen inzentiveren. Schlussendlich ist der Kontakt zu kaufkräftigen Unternehmen nicht nur spannend, kann aber auch zu bedeutenden Geschäften führen.”
Christian Saxenhammer: „Investoren sind die zukünftige Exit-Pipeline. Insofern ist ein frühzeitiger Kontakt sinnvoll, um einen Exit vorzubereiten. Außerdem geben Investoren wertvolle Tipps, da sie sehr viele erfolgreiche und weniger erfolgreiche Firmen sehen.“
Gerade ausländische Investoren suchen inzwischen auch immer stärker den Investitionskontext in Europa und Deutschland. Was müssen sowohl Unternehmen als auch Investoren mit Blick auf volatile Kapitalmärkte beachten?
Mark Elser: “Kursschwankungen sind nur schwer vorherzusagen und können normalerweise nicht einkalkuliert werden. Gerade wenn es um die Rückzahlung der Investitionsgelder oder gestaffelte Investitionspakete geht, sollten sich alle Beteiligten gegen Volatilität absichern. In der Investitionsphase vergeht in der Regel einige Zeit zwischen dem Signing und Closing der Transaktion. An diesem Punkt macht eine Währungsabsicherung absolut Sinn. Je nach Haltedauer der Investoren ergeben sich auch in der Wachstumsphase des Unternehmens Währungsschwankungen, die abgesichert werden sollten.”
Fazit
Obwohl das Umfeld für geschäftliche Neugründungen augenblicklich schwierig ist, können Gründer potenzielle Investoren trotzdem überzeugen. Wenn sie mit einer Idee, die das Potenzial für Wachstum hat, mit einem überzeugenden Geschäftskonzept und mit dem Willen, erfolgreich zu sein, in Investorengespräche gehen, besteht eine gute Chance auf Zusammenarbeit und das benötigte Kapital.
