Bildnachweis: © KfW Capital/Vorjohann.
ESG ist im Venture Capital-Ökosystem zwar als wichtiges Zukunftsthema bereits angekommen, aber es besteht noch deutlicher Optimierungsbedarf in der Kommunikation über ESG zwischen Wagniskapitalfonds, LPs und Start-ups. Die Basis dafür muss ein gemeinsames Verständnis darüber sein, was ESG ist und welchen Mehrwert es bringen kann. Dies sind zwei der Hauptaussagen der von KfW Capital und BCG veröffentlichten Studie „Growing the Seeds of ESG: Venture Capital, Start-Ups and the Need for Sustainability“.
Um Venture Capital-Fonds und Start-ups zu unterstützen, hat KfW Capital gemeinsam mit BCG eine „Toolbox“ entwickelt, die seit einigen Monaten im Rahmen der Nachhaltigkeits-Due Diligence bei Fondsinvestments erfolgreich eingesetzt wird. Diese beinhaltet unter anderem einen ausführlichen Fragebogen, mit dem sich analysieren lässt, wie stark ESG bereits in der jeweiligen Strategie, in den Prozessen und im Portfolio etabliert ist.
Risiken vermeiden, Chancen generieren
Die bisherigen Erfahrungen ergeben ein differenziertes Bild: Immer mehr Venture Capital-Fonds, die sich im Fundraising befinden, haben ESG proaktiv in Investorendokumente aufgenommen. Sie sind interessiert und fragen auch aktiv nach unserer Einschätzung ihrer Managementfähigkeiten im Bereich Nachhaltigkeit und nach ihrem Abschneiden im Vergleich zu anderen Fonds. Ein Teil von ihnen hat das Thema bereits in der Geschäftsstrategie verankert, jedoch ist häufig die Umsetzung noch nicht in notwendigem Umfang erfolgt. In der Regel werden ESG-Kriterien bei den Investitionsentscheidungen berücksichtigt, um Risiken zu vermeiden oder – in selteneren Fällen – Chancen zu generieren. Hierfür werden sie in der Due Diligence bei den potenziellen Portfoliounternehmen abgefragt. Eine systematische Beleuchtung der identifizierten Risiken und die Konzipierung von geeigneten Maßnahmen findet hingegen noch zu selten statt.
Intensive Auseinandersetzung mit ESG wichtig
Unser Fazit: ESG ist bei den Fondsmanagerinnen und Fondsmanagern angekommen. Sie wissen um die damit verbundenen Vorteile im Fundraising und die deutlich verbesserten Chancen für ihre nachhaltige Geschäftsentwicklung. Nachbesserungsbedarf lässt sich aber bei der Integration in den Investmentprozess und auf Ebene der Managementgesellschaften der Venture Capital-Fonds ausmachen. Hier schätzen wir eine intensive Beschäftigung aller Marktakteure mit dem Thema Nachhaltigkeit weiterhin als sehr wichtig ein.
Veranstaltungen zur Weiterbildung
Wichtige Grundlage hierfür ist ein breites Angebot zu Weiterbildung und Diskurs, das der Markt bereits bietet: Nahezu jede Veranstaltung über die Entwicklung des Venture Capital-Umfelds hat mindestens ein hochrangig besetztes Panel zu ESG im Programm. Darüber hinaus können sich Interessierte durch regelmäßig stattfindende Webinare rund um ESG und Nachhaltigkeit im Venture Capital-Ökosystem weiterbilden. Initiativen wie VentureESG oder die UN Principles for Responsible Investment stellen neben Reports auch ESG-Due Diligence-Fragebögen und weitere Unterlagen zur Verfügung. Dabei nehmen die Themen Diversity und Inclusion bei vielen Angeboten einen immer größeren Stellenwert ein und sollten in der ESG-Debatte bei Fonds und Portfoliounternehmen ebenfalls Gehör und Anwendung finden. Auch KfW Capital als staatlicher Venture Capital-Fondsinvestor leistet dazu einen Beitrag und bietet entsprechende Veranstaltungen an. In diesem Jahr werden zudem erstmals zwei Preise ausgelobt – der KfW Capital Award „Best Impact Investor“ und der „Best Female Investor“. Damit werden hervorragende Investorinnen und Investoren ausgezeichnet und einmal mehr die hohe Bedeutung der Themen Vielfalt und Impact für das Venture Capital-Ökosystem in den Fokus gerückt.
Übrigens: Für den KfW Capital Award „Best Female Investor“ und „Best Impact Investor“ können noch bis 1. Juli 2022 Bewerbungen eingereicht werden. Weitere Informationen hierzu finden Interessierte unter www.kfw-capital.de/vc-academy.
Über die Autoren:
Dr. Jörg Goschin ist gemeinsam mit Alexander Thees Geschäftsführer von KfW Capital. Er verfügt über tiefe Marktkenntnis und ein dichtes Netzwerk im Wagniskapitalmarkt.
Theresa Bardubitzki ist Nachhaltigkeitsmanagerin und Mitglied des Investment Committee von KfW Capital. Sie verantwortet unter anderem die ESG Due Diligence.