ArtNight wurde 2016 in Berlin gegründet und war auf Expansionskurs, bis die Pandemie kam. Danach galt es, sich auf seine Wurzeln zu besinnen.
VC Magazin: Was hat Sie auf die Idee gebracht, ArtNight zu gründen?
Carstensen: Ursprünglich wollte ich mit ArtNight ein Konzept ins Leben rufen, mit dem wir Menschen eine Alternative zu klassischen Abendbeschäftigungen wie dem Bar-, Kino- oder Theaterbesuch bieten. Malen ist eine wunderbare Beschäftigung, bei der man entspannt mit anderen zusammenkommt, sich austauscht und abschaltet. Was wir aber schnell gemerkt haben: Menschen sehnen sich vor allem nach Erlebnissen, die Kreativität in ihnen erwecken. Genau da kommt ArtNight ins Spiel: Mit unseren Events machen wir Kreativität zu einer Routine, die Menschen lieben. Wir bieten allen die Möglichkeit, sich kreativ zu entfalten und dafür die eigene Schaffenskraft zu nutzen. Inspiriert haben mich im Gründungsprozess sogenannte Paint and Sip-Events, die in den USA vor allem als Dating-Konzept beliebt waren.
VC Magazin: ArtNight lebt von der Begegnung vor Ort, was während der Corona-Pandemie zeitweise nicht möglich war. Wie sind Sie mit dem Quasiverbot Ihres Geschäftsmodells damals umgegangen und wie bewerten Sie diese Entwicklung für Ihr Unternehmen aus heutiger Sicht?
Carstensen: Als Team geben wir unser Bestes, jeden Tag lösungsorientiert zu agieren. Als klar wurde, dass Corona und damit verbundene Lockdowns eine Umsetzung unserer Events vor Ort unmöglich machen würden, haben wir schnell und effizient ein Konzept entwickelt und unser offlinebasiertes Geschäftsmodell innerhalb von vier Wochen digitalisiert. Das war erfolgreich, denn die Zahl unserer Neukunden ist durch den Launch unserer Onlinekurse um 230% gewachsen. Vor allem war es aber großartig, zu sehen, wie gut wir auch in Krisenzeiten als Team weiter zusammenhalten und kreative Lösungen für Kunden finden. Im Sommer 2021 konnten wir dann endlich mit unseren „Safety ArtNights“ starten – ArtNights mit Corona-Sicherheitskonzept. Seitdem liegt unser Fokus wieder auf offline. Denn so gut unsere Onlineformate auch funktionieren: Wir sind von der Zukunft einer Eventbranche überzeugt, die vermehrt offline agiert. Auch Kunden haben sich damals in zahlreichen Umfragen für mehr Offlineangebote ausgesprochen. Dem sind wir nachgekommen. Letztendlich war es wichtig und richtig, mit dem Pandemiebeginn umzudenken, Onlineevents anzubieten und Neues zu wagen – unser Kerngeschäft ist und bleibt aber offline.
VC Magazin: Mit Blick auf Ihre bisherige Gründerzeit: Was sehen Sie als Ihr Erfolgsgeheimnis?
Carstensen: An erster Stelle des Erfolgs steht immer das Team. Wir lernen gemeinsam, bleiben nie stehen und sehen Herausforderungen immer als Chancen. Gleichzeitig versuchen wir, nie den Fokus zu verlieren, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und unser Produktangebot innovativ und kundenorientiert zu erweitern. Für mich persönlich bedeutet Erfolg, stets lernfähig zu bleiben. In meiner Zeit als Gründerin habe ich die vielen Möglichkeiten, jeden Tag zu lernen, immer sehr geschätzt. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht etwas Neues lerne oder über mich hinauswachse. Als Gründerin darf es nie gemütlich werden: Ich brauche einen Alltag, der mich immer wieder herausfordert, und das ist definitiv gegeben, manchmal sehr.
VC Magazin: Was war Ihr bisher größtes Learning?
Carstensen: Dass man nie nur ein Eisen im Feuer haben sollte. Es ist wichtig, immer seinen Fokus zu behalten, doch auch verschiedene Dinge gleichzeitig zu testen, Neues zu wagen, zu scheitern und auch mal von vorne anzufangen. Im Unternehmertum ist Flexibilität das A und O.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Zur Interviewpartnerin:
Aimie-Sarah Carstensen ist die Gründerin von ArtNight. Das Unternehmen bietet seit 2016 Malkurse an, bei denen Menschen unter Anleitung von Künstlern Schritt für Schritt ein eigenes Kunstwerk malen.